Sprungmarken
05.04.2011

Kein Atomstrom für Privatkunden

Der Boden wird durch Solarmodule nur zum Teil versiegelt und kann als Weide genutzt werden.Foto: SWT
Der Boden wird durch Solarmodule nur zum Teil versiegelt und kann als Weide genutzt werden.Foto: SWT
Vom kommunalen Stromverteiler zu einem großen regionalen Energieproduzenten mit ökologischem Schwerpunkt: Die Stadtwerke Trier (SWT) haben in den letzten fünf Jahren eine kaum für möglich gehaltene Entwicklung durchlaufen. Der Parforceritt in Sachen Energiewende wird fortgesetzt: Vergangene Woche ging die dritte SWT-Windkraftanlage bei Reinsfeld ans Netz.

Das 100 Meter hohe Windrad mit einem Rotordurchmesser von 82 Metern ist für eine Jahresleistung von 2,8 Millionen Kilowattstunden ausgelegt. Damit erhöht sich die Gesamtleistung des SWT-Windkraftwerks Reinsfeld auf 8,4 Millionen Kilowattstunden. Diese Menge reicht aus, um circa
2 400 Musterhaushalte mit Strom zu versorgen und 4 250 Tonnen Kohlendioxid einzusparen. In den letzten vier Jahren investierte SWT rund 60 Millionen Euro in den Ausbau erneuerbarer Energien und in die Kraft-Wärme-Kopplung. Der dabei erzeugte Strom entspricht 28 Prozent der in Trier pro Jahr verbrauchten Menge.

„Wir haben das schreckliche Ereignis in Japan nicht gebraucht, um eine konsequente Energiepolitik jenseits von Atomstrom zu etablieren“, unterstreicht Oberbürgermeister Klaus Jensen, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der SWT Versorgungs-GmbH ist. Seit der Atomkatastrophe in Fukushima erreichen die Stadtwerke vermehrt Anrufe von besorgten Verbrauchern, die keinen von Kernkraftwerken erzeugten Strom mehr beziehen wollen. Privatkunden der SWT können in dieser Hinsicht beruhigt sein: Seit Ende 2007 erhalten sie zu 100 Prozent zertifizierten Ökostrom, der in zwei österreichischen Wasserkraftwerken erzeugt wird. Noch in diesem Jahr will SWT außerdem den in ihren eigenen Solar-, Wind- und Wasserkraftwerken produzierten Strom nicht mehr nur ins allgemeine Netz einspeisen, sondern direkt an die Kunden in der Region vermarkten. Um einen konkurrenzfähigen Tarif anbieten zu können, ist Atomstrom allerdings weiter zu einem Sechstel in dem SWT-Strommix für gewerbliche Großkunden enthalten.

Für SWT-Vorstand Dr. Olaf Hornfeck ist klar, dass sein Unternehmen weiter in die Klimaschutztechnologie investieren wird. Er kündigte als nächstes Vorhaben der SWT Beteiligungen an zwei so genannten „Repowering“-Projekten in der Eifel an. Dabei werden ältere Windräder abgebaut und durch leistungsstärkere Anlagen am selben Standort ersetzt.

Gesellschaft muss umdenken

Außerdem steht SWT als Investor für die am Kleeburger Weg geplante erste großflächige Photovoltaikanlage im Stadtgebiet bereit. Bisher gibt es in Trier ausschließlich Solarmodule auf Dächern. Zwar wird diese Anlage, deren Bebauungsplan am 14. April im Stadtrat zur Debatte steht, im Vergleich zu anderen Solarkraftwerken der Region nur relativ wenig Strom erzeugen. „Doch wir können damit ein Signal setzen, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien auch in der Stadt möglich ist“, betont Jensen.

Vieles deutet darauf hin, dass der Umstieg auf saubere Energie sich nach dem Atomunfall in Japan beschleunigen wird. Damit steht aber die Frage der Speicherung dieser relativ flüchtigen Stromquelle in Pumpspeicherkraftwerken auf der Tagesordnung. „Häufig fehlt es für solche Projekte wie auch für den Ausbau der Netze oder für Solarkraftwerke und Windparks in der Nähe von Wohngebieten noch an gesellschaftlicher Akzeptanz. Auch in der Bevölkerung muss deshalb ein Umdenken stattfinden“, lautet der Appell von Klaus Jensen.