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16.02.2016

Keiler lieben heimische Gärten

Wildschweine haben sich gut an das städtische Umfeld angepasst. Foto: Michael Ochsenkühn, <a href="http.//www.pixelio.de" target="_blank">pixelio.de</a>
Wildschweine haben sich gut an das städtische Umfeld angepasst. Foto: Michael Ochsenkühn, pixelio.de
Schrecksekunde in der Waldorf Schule: Wildschweine hatten den Garten durchpflügt und erhebliche Schäden angerichtet. Das ist längst kein Einzelfall, wie mehrere Ortsvorsteher in einer Besprechung mit Baudezernent Andreas Ludwig berichteten. Eine schnelle Lösung ist aber nicht in Sicht, denn Treibjagden auf die „Schwarzkittel“ sind im Stadtgebiet bis auf ganz wenige Ausnahmen tabu. Auch Elektrozäune können die bis zu 200 Kilo schweren Tiere nicht immer aufhalten.

Die deutlich gestiegene Zahl der Wildschweine hat mehrere Ursachen: Die höheren Temperaturen gehören ebenso dazu wie die durch die Biogas-Produktion vor allem in ländlichen Regionen stark expandieren Anbauflächen für Mais, einer wahren Delikatesse für Wildschweine. Die Allesfresser fühlen sich auf der Suche nach Futter und ruhigen Liegeflächen zunehmend in der Nähe von Siedlungen wohl. Zahlreiche Brachflächen, die nicht mehr durch Winzer oder Landwirte genutzt werden, bieten den Tieren einen guten Unterschlupf. Dort sind sie weitgehend geschützt, denn innerhalb des Stadtgebiets sind Treibjagden bis auf ganz wenige, genehmigungspflichtige Ausnahmen verboten.

Fallobst sofort entfernen

In der Ortsvorsteherbesprechung herrschte Einigkeit, dass die Jagdpächter und Jagdgenossenschaften vor Ort unterstützt werden sollen, wenn eine Treibjagd auf Wildschweine möglich ist. „Hier besteht Handlungsbedarf“, betonte Ludwig. In der Diskussion wurde auch deutlich, dass Grundstücksbesitzer am Rand des Stadtgebiets einiges tun können, um eine Wildschweinplage zu verhindern: Es sollten keine Lebensmittel auf der Terrasse abgestellt und der Komposthaufen gegen Eindringlinge geschützt werden. Zudem sollte im Garten kein Fall-obst liegenbleiben.

Handlungsbedarf gibt es aber auch durch die Hecken, die den Wildschweinen Unterschlupfmöglichkeiten bieten. Manchmal reicht es schon, wenn ein Landwirt eine Hecke auf seinem Grundstück einfach unterpflügt. Elektrozäune helfen nur, wenn sie relativ massiv sind. Zudem muss verhindert werden, dass sich Haustiere oder spielende Kinder daran verletzen. Handlungsbedarf besteht aber nicht nur wegen der gestiegenen Schäden in privaten Gärten und auf landwirtschaftlichen Flächen. Die Wildschweine können beim

Überqueren von Straßen schwere Unfälle verursachen. Nach Angaben von Manfred Rosenkränzer von der Unteren Jagdbehörde im städtischen Ordnungsamt kam es auch schon vor, dass mehrere Wildschweine aus Richtung Pfalzel/Biewer die Mosel durchschwammen und dann plötzlich in der Nähe der Autobahn gesichtet wurden.

Ganzjähriger Abschuss möglich

Die Wildschweinschäden, zum Beispiel rund um den Mattheiser Wald, werden immer gravierender, weil sich die Lebensbedingungen der Tiere deutlich verbessert haben. Das führte nach Aussage von Gundolf Bartmann, Chef des landeseigenen Forstamts Trier dazu, dass die mögliche Reproduktionsrate auf bis zu 300 Prozent gestiegen ist. Vor diesem Hintergrund wurde 2013 die Landesjagdverordnung dahingehend geändert, dass Schwarzwild nun das ganze Jahr über geschossen werden darf. Ausnahmen sind Bachen, die mit ihren Frischlingen unterwegs sind.

Wildschweine gelten als wehrhaft, sind aber nicht von Haus aus aggressiv. Sie stürmen vor allem dann los, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen. Das passiert zum Beispiel rund um größere Städte, wenn Freizeitsportler mit dem Mountainbike in Rückzugsräume der Wildschweine gelangen oder freilaufende Hunde von Wanderern dort eindringen. Brenzlig kann es auch werden, wenn eine Bache ihre Frischlinge verteidigt. Die Experten vom Forstamt und der Unteren Jagdbehörde im Ordnungsamt empfehlen Spaziergängern in heimischen Wäldern, Ruhe zu bewahren und möglichst einen großen Abstand einzuhalten.