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29.11.2022

Katastrophenschutz: Vorsorge ist wichtig

Städtischer Infostand mit Lebensmitteln und städtischen Mitarbeitern
Für den Fall einer Katastrophe oder eines längeren Stromausfalls sollte jeder einen Notfallvorrat an Lebensmitteln zu Hause haben. Was dazugehört, veranschaulichte Ende November ein Stand der Berufsfeuerwehr in der Grabenstraße. Hier informierten unter anderem Beigeordneter Ralf Britten, Feuerwehrchef Andreas Kirchartz (vorne, v. r.) und Florian Zonker (2. v. l.) die Bevölkerung.
Seit der Corona-Pandemie und der Überflutung in Ehrang im Juli 2021 ist der Katastrophenschutz in aller Munde. Mit der Energiekrise kommt eine neue große Aufgabe hinzu. Im Interview mit der Rathaus Zeitung (RaZ) erläutert Florian Zonker als zuständiger Abteilungsleiter bei der Berufsfeuerwehr, wie man mit diesen Herausforderungen umgeht.

RaZ: Warum wird in Trier gerade so viel über Katastrophenschutz gesprochen?

Florian Zonker: Große Naturkatastrophen und Krisen haben wir hier bei uns lange Zeit nur noch aus dem Fernsehen gekannt. Die Wirbelstürme in Amerika, Waldbrände in Südeuropa oder Australien, Dürre in Afrika. Abgesehen von den Hochwassern, an die wir gewöhnt waren an den Flüssen, lebten wir in einer Sicherheitsblase. Entsprechend wurde die Vorbereitung auf solche Szenarien vernachlässigt. Die Ereignisse der letzten Zeit bei uns in Trier haben uns gezeigt, dass unser Sicherheitsgefühl trügerisch war. Schlimme Verbrechen wie ein Amoklauf können auch uns treffen, ebenso die Auswirkungen internationaler Konflikte und wie verheerend eine Flut sein kann, haben wir auch sehr drastisch gesehen. Wegen dieser Ereignisse setzen wir uns intensiv mit dem Katastrophenschutz auseinander.

Was sind die Erkenntnisse aus dieser Auseinandersetzung?

Wir haben bei den Krisen der letzten Jahre einen ordentlichen Job gemacht. Es gab bei uns keine Toten durch die Flut, nicht einmal Verletzte. Das ist für uns ein Erfolg, den wir vielen Helferinnen und Helfern zu verdanken haben, Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen von Feuerwehren und Hilfsorganisationen aber auch privaten Personen. Das betrifft vor allem die Flut in Ehrang. Trotzdem müssen wir uns als Untere Katastrophenschutzbehörde hinsetzen und schauen, was hätte besser funktionieren können. Eine andere Erkenntnis ist aber auch, dass moderne Gemeinwesen sehr viel verletzlicher sind, als wir gedacht haben. Denn es gibt ja nicht nur Flut und Feuer, sondern auch Stromausfälle oder Versorgungsengpässe. Auch hier bereiten wir uns derzeit auf denkbare Szenarien vor.

Was tun sie sie derzeit konkret?

Wir überarbeiten zum Beispiel Alarm- und Einsatzpläne und optimieren viele kleine Dinge, von Technik bis zu Abläufen. Am deutlichsten für die Leute sind aber vor allem die Warnmittel, die wir verbessern. Wir haben als Feuerwehr einen detaillierten, durchdachten und gut gepflegten Warn- und Evakuierungsplan. Aber Warnungen über Apps, Medien und Internet erreichen eben nicht jeden, vor allem nicht nachts. Deswegen sind wir derzeit mit Hochdruck dabei, flächendeckend neue Sirenen im gesamten Stadtgebiet aufzubauen. Denn die Sirene signalisiert mit ihrem durchdringenden Ton jedem im Umkreis: Achtung, es ist etwas passiert! Die Warnung mit Lautsprechern auf Fahrzeugen haben wir übrigens auch verbessert, technisch und organisatorisch. Bei der Warnung sind die Sirenen und Lautsprecher aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist: Wir haben gemerkt, dass selbst viele Leute, die gewarnt wurden, nicht wussten, was sie tun sollten – sie waren unvorbereitet.

Was sollen die Menschen denn tun, wenn sie gewarnt werden?

Ganz wichtig ist es, möglichst Ruhe zu bewahren, sich in Sicherheit zu bringen und den Anweisungen von Feuerwehr oder Polizei Folge zu leisten und sich zu informieren. Eine Sirene ist sozusagen der Weckton. Was dann zu tun ist, hängt auch immer davon ab, weswegen gewarnt wird. Generelle Hinweise findet jeder im Internet unter www.trier.de/warnung. Einen kühlen Kopf zu bewahren und besonnen zu handeln, fällt natürlich leichter, wenn man sich vorbereitet hat. Dazu gibt es ja gute Tipps unter www.bbk.bund.de. Neben einem Lebensmittelvorrat gehört dazu auch, dass man seine wichtigsten Dokumente und Medikamente griffbereit hat. Zur Vorsorge für jeden Menschen sollte aber auch gehören, dass man sich damit vertraut macht, wo das nächste Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr ist. Denn hier schaffen wir Anlaufpunkte im Notfall. Zur Vorbereitung gehört aber auch, dass man eine Warnapp wie NINA oder Katwarn auf seinem Handy installiert. Das sollte man alles vor der Krise tun. Denn während der Krise kann man das nicht nachholen.

Das Gespräch führte Ernst Mettlach