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20.03.2007

Kaiser, Gelehrte, Revolutionäre

Der Schriftsteller Stefan Andres (1906-1970) wuchs in Schweich an der Mosel auf.
Der Schriftsteller Stefan Andres (1906-1970) wuchs in Schweich an der Mosel auf.
Im Programm der Kulturhauptstadt Europas 2007 haben die Stadt Trier und das Land Rheinland-Pfalz das Schwerpunktthema „Persönlichkeiten“ übernommen. Neben Kaiser Konstantin, dem eine herausragende Ausstellung gewidmet ist, gab es in der Region Trier eine in Deutschland fast einzigartige Folge von Persönlichkeiten aus 2000 Jahren, die hier gewirkt haben oder deren Besuche besondere Bedeutung hatten: Stadtgründer Kaiser Augustus, Hildegard von Bingen, Goethe, Kaiser Napoleon oder die Theologen Oswald von Nell-Breuning und Joseph Kardinal Höffner. Sie stehen im Blickpunkt der neuen Ausstellung „Kaiser – Gelehrte – Revolutionäre: Persönlichkeiten und Dokumente aus 2000 Jahren europäischer Kulturgeschichte“, die die Stadtbibliothek vom 26. März bis 31. Juli im Kulturhauptstadtjahr zeigt. Die Präsentation in der Schatzkammer in der Weberbach ist geöffnet Montag bis Samstag, 10 bis 17, sowie sonn- und feiertags von 10 bis 13 Uhr.  

Konzert und Führungen

Unter dem Motto „Bücher, die die Welt veränderten“ wird exemplarisch die Wirkung der 34 ausgewählten Personen veranschaulicht, beispielsweise an der Wende zur Neuzeit Philosoph und Kardinal Nikolaus von Kues (Cusanus) und 200 Jahre später Friedrich Spee, dessen „Cautio criminalis“ gegen die Hexenprozesse und die Folter die Europäische Erklärung der Menschenrechte beeinflusste. Auch die beiden gebürtigen Trierer Karl Marx und  „Kirchenvater“ Ambrosius von Mailand werden vorgestellt. Mit Porträts, Handschriften, gedruckten Büchern und Dokumenten wird das reiche kulturelle Erbe dieser europäischen Kernregion anschaulich, das in der Bibliothek  aufbewahrt wird. Zu sehen sind berühmte Stücke wie das Ada-Evangeliar aus der Hofschule Kaiser Karls  des Großen mit vergoldetem Deckel, die Trierer Apokalypse, der Egbert-Codex, Höhepunkt der ottonischen Buchmalerei, die Gutenberg-Bibel und die Barockgloben von Coronelli. Viele der präsentierten Exponate haben einen historischen Bezug zum Nachbarland Luxemburg.
 
In der Schatzkammer ist dank moderner Technik die konservatorisch schonende Ausstellung wertvoller Handschriften, Urkunden und Grafiken möglich, von denen viele in absehbarer Zeit nicht wieder gemeinsam zu sehen sein werden. Sie werden ergänzt durch Leihgaben von Bibliotheken, Archiven, Museen und aus Privatbesitz. Ein Begleitprogramm mit internationalen Tagungen, zum Beispiel über Friedrich Spee, einem Konzert, Vorträgen und Stadtführungen stellt die 34 Persönlichkeiten näher vor. Ein rund 200 Seiten dicker Katalog mit Lebensbildern und Farbabbildungen aller Exponate, der im Trierer Verlag Michael Weyand erscheint und im Buchhandel sowie der Stadtbibliothek erhältlich ist, hat über das Kulturhauptstadtjahr hinaus Bedeutung.

Weitere Highlights im April

Neben der großen Trierer Ausstellung  bietet das Kulturhauptstadtprogramm im April eine Reihe weiterer Highlights. Direkt am ersten Tag des Monats lädt die Weltkulturerbestätte im ehemaligen Stahlwerk Völklinger Hütte, die jetzt vor allem für Ausstellungen genutzt wird, zu einem Tag der Offenen Tür ein.

Unter dem Motto „Rosenspuren und Friedenswege“ werden grenzüberschreitend die Themen Gartenkultur, Kunst und Migration in einem Gemeinschaftsprojekt des benachbarten Kreises Merzig-Wadern und des Departements Moselle präsentiert. Ein Info-Treffen findet am 9. April, 11 Uhr im „Garten der Begegnung“ in der Industriestraße in Merzig statt.

Synthese aus Feuer und Musik

Am 28. April startet beim Luxemburger Kulturzentrum in der früheren Abtei Neumünster das Festival „Les citadelles de feu“: Alte Festungsbauwerke werden mit einer Installation aus Feuer und Musik in ein poetisches Universum verwandelt. Die Reihe wird fortgesetzt im rumänischen Sibiu sowie in Saarlouis und Lothringen.

Der Frage, ob es in der Großregion eine typische Fauna und Flora gibt, geht eine Ausstellungsreihe nach, die unter anderem ab 27. April im „Haus der Wissenschaft“ in Nancy zu sehen ist. Das Theaterschiff, auf dem die „Compagnie Lion“ mehrere Stücke präsentiert,  startet am 22. April seine Tour durch die Region.

Auch die protestantischen Kirchen der Großregion gestalten ein gemeinsames Programm: Ein Beispiel ist ein Passionskonzert am Karfreitag (6. April), 19 Uhr, in der Kirche in der Rue de la Congregation in Luxemburg. In der Kirche in Veldenz beginnt am Sonntag, 1. April, eine Reihe mit Konzert und Lesung rund um die mittelalterliche Ordensfrau Yolanda von Viandes. Sie war eine der bekanntesten Frauen der Region Luxemburg im elften Jahrhundert.

 
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