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10.08.2010

Jenseits kitschiger Idyllen

Edith Oellers raumhohe Installation „Das Wunschkind“ kommt an der Fensterseite der großen Ausstellungshalle im früheren Schlachthof besonders gut zur Wirkung. Foto: EKA
Edith Oellers raumhohe Installation „Das Wunschkind“ kommt an der Fensterseite der großen Ausstellungshalle im früheren Schlachthof besonders gut zur Wirkung. Foto: EKA
Schon elf Tage nach dem Ende der Fußball-WM und ihrer damit verbundenen Ausstellung eröffnete die Kunstakademie die nächste Schau.  Zur Jahresausstellung haben sich die Dozenten mit dem Thema „Kindheit und Jugend“ auseinandergesetzt. Es ist nach Einschätzung von Akademieleiterin Dr. Gabriele Lohberg sehr reizvoll, gängigen, oft unangemessenen und kitschigen Darstellungen neue Sichtweisen entgegenzusetzen.

Die von Bürgermeisterin Angelika Birk eröffnete Ausstellung rührt an ewige Fragen, die mit der Menschwerdung verbunden sind. Die eigene Geschichte mit der Kindheit und die Rolle als Vater oder Mutter werden thematisiert. Die besondere Spontanität, Verletzlichkeit und ungestüme Neugier von Kindern können in den Kunstwerken zu einem ganz persönlichen Bild werden.

Kinderwunsch um jeden Preis?

Aktuelle Fragen nach einem Kinderwunsch „um jeden Preis“ und weitere Überlegungen zur „Antastbarkeit“ der Würde des Kindes waren für die Dozenten eine Herausforderung zur bildnerischen Auseinandersetzung. Edith Oellers setzt das Thema Wunschkind in einer raumhohen Installation aus doppelseitig bemalten weißen Nesselbahnen um. Sie integriert in Textcollagen Ausschnitte des gleichnamigen Romans von Ina Seidel, der in der Zeit der Napoleonischen Kriege spielt.

Armut und Übergewicht sind verschiedene Facetten einer nicht sorgenfreien Kindheit und Jugend, die zwischen Vernachlässigung und Verwöhnung pendeln kann. Die in Rom lebende Francesa Cataldi präsentiert eine eindringliche Fotoarbeit, die die Kinderarbeit am Beispiel eines afrikanischen Mädchens beim täglichen Wasserholen zeigt. Kühl-distanzierte Alltagsszenen einer deutschen Kleinfamilie präsentiert Beate Höing aus Münster, während Claus Bach in einer Serie von Schwarz-Weiß-Fotos die Entwicklung seines Sohns Clemens vom Neugeborenen zum jungen Erwachsenen. Ein weiteres Highlight unter den Fotoarbeiten ist die Studie „Seventeen“ von Marcel Köhler. Die Farbbilder zeigen in einer Momentaufnahme Jugendliche zwischen der Loslösung von den Eltern und der Suche nach einer eigenen Identität.

An der Dozentenausstellung beteiligen sich außerdem Ruth Clemens (Losheim), Roland Haas (Wien), Gottfried Heinz (Langenberg), Klaus Hoefs (Hamburg), Bodo Korsig (Trier), Matthias Kroth (München), Dieter Krüll (Düsseldorf), Harald Mante (Schwerte), Bernd Petri (Köln), Wolfgang Rüppel (Berlin/Köln), Roland Satlow (Berlin) Thomas Schwarz (Berlin), Mick Starke (Karlsruhe), Jochen Stenschke (Berlin) und Dagmar Wassong (Mülheim). Akademieleiterin Dr. Gabriele Lohberg bietet eine Führung an am Dienstag, 17. August, 12.45 Uhr. Die Ausstellung ist bis 25. August geöffnet jeweils Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr.