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05.07.2011

Ironisches Spiel mit den Klischees

Zwei von Sauerborns Fußballpuppen in einem Wohnzimmer, in dem alles für den Abend vor der Glotze gerichtet ist. Auch in dieser trauten Szene dürfen die Lieblingsinsignien des deutschen Spießers nicht fehlen.
Zwei von Sauerborns Fußballpuppen in einem Wohnzimmer, in dem alles für den Abend vor der Glotze gerichtet ist. Auch in dieser trauten Szene dürfen die Lieblingsinsignien des deutschen Spießers nicht fehlen.
Bereits zum vierten Mal präsentiert die Europäische Kunstakademie zu einem großen Fußballturnier eine  Ausstellung mit Rahmenprogramm und Public Viewing-Events. In seiner Schau „ballkünstlerinnen – unbeschreiblich weiblich“ zur Frauen-WM präsentiert der Künstler Bernd Sauerborn eine sehr subtil ironische Auseinandersetzung mit dem Lieblingssport der Deutschen.

Über den Zuschauerplätzen für das Public Viewing hat der Künstler Leinen gespannt, an denen zahlreiche Fußballtrikots hängen. Nicht nur an dieser Stelle greift Sauerborn das Phänomen auf, dass sich die Rolle vieler Frauen lange Jahre vor allem auf das Waschen der Trikots ihrer Söhne und Männer beschränkt hat. Ein Waschzuber zeigt anschaulich, wie hart diese Arbeit früher war. Gleich dahinter folgt typisch für Sauerborn eine ironische Brechung: Er nimmt die Spießer-Idylle unter anderem mit dem Spruch „Ordnung und Sauberkeit regieren die Häuslichkeit“ auf dem Handtuch am Küchenbord kräftig auf die Schippe.

Mit besonders viel Liebe zum Detail gestaltete Sauerborn die Installation über Fußball als Ersatzreligion rund um das „Wunder von Bern“ 1954. Der stilisierte Heilige Rock mit Fußballstollen darf ebenso wenig fehlen wie der Gebetsstuhl mit Ball und die Fußballerin im Priestergewand.
Der in Trierweiler lebende Künstler hat sich seit 2006 schon mehrfach an Begleitausstellungen der Fußball-Events in der Kunstakademie beteiligt. Der 1947 geborene Sauerborn absolvierte eine Ausbildung als Goldschmied und erhielt 1988 den Kunsthandwerkerpreis der Stadt. Er war bereits bei vielen Ausstellungen vertreten, darunter im Jahr 2000 zum 15. Geburtstag des Trierer Kunstvereins Junge Kunst. Im Mai 2009 beteiligte sich Sauerborn an dem Festival „Joined up Art“ von Trierer Künstlern in der Partnerstadt Gloucester.

Harter Start für die Kickerinnen

Das zweite Public Viewing-Event der Akademie beim knappen 1:0-Sieg der deutschen Elf am Donnerstag verzeichnete eine geringere Resonanz als die Auftaktpartie gegen Kanada. Jetzt hoffen die Verantwortlichen auf das Viertelfinale am kommenden Samstag (9. Juli) um 18 oder 20.45 Uhr.

Die Fußballausstellung unter der Schirmherrschschaft von OB Klaus Jensen ist bis 17. Juli zu sehen und war mit einem Blick in die Geschichte eröffnet worden. Frauenbeauftragte Angelika Winter präsentierte die Schau „Verlacht, verboten und gefeiert – zur Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland.“ Das Programm bot O-Töne, Kurzfilme und viele unveröffentlichte Bilder aus knapp 100 Jahren Frauenfußball. Die ersten Sportlerinnen mussten Hohn und Spott ertragen und sich sogar als „Mannweiber“ und „Suffragetten“ bezeichnen lassen.

Mittlerweile boomt der Frauenfußball und gilt heute mit über 20 Millionen Aktiven als weltweit beliebtes-ter weiblicher Teamsport. Trotz mehr als einer Million weiblicher Mitglieder im DFB ist Fußball noch immer eine stark männlich dominierte Sportart. In Vereins- und Verbandsvorständen beträgt der Frauenanteil gerade mal zehn Prozent