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01.05.2007

Immer mehr Müll und Randale

Ein Bild, das für sich spricht: Das „Schmuckstück“ Palastgarten an einem ganz normalen Samstagmorgen.
Ein Bild, das für sich spricht: Das „Schmuckstück“ Palastgarten an einem ganz normalen Samstagmorgen.
„Dieses Jahr ist es wirklich schlimmer geworden, nicht nur, weil es wegen des ungewöhnlich warmen Frühlings viel früher angefangen hat, es erreicht auch von der Intensität her eine neue Qualität!“ Franz Kalck, Chef des städtischen Grünflächenamtes, beklagt das zunehmende Müll- und Verwahrlosungsproblem im Palastgarten, einem der schönsten Parks der Stadt. „Wir kommen mit dem Reinigen nicht mehr nach, kaum haben unsere Kolonnen die große Liegewiese von Papier, Plastik, Flaschen und Scherben befreit, müssten sie eigentlich wenige Stunden später wieder ausrücken.“ Vor allem an Wochenenden verwandele sich der Park regelmäßig in eine einzige große Partyzone. „Dagegen ist generell gar nichts zu sagen. Es freut mich sehr, dass unsere Grünanlage so gut angenommen wird und eine so große Anziehungskraft ausübt.“ Sorgen bereiten Kalck aber die Hinterlassenschaften der oft bis in die frühen Morgenstunden dauernden Feiern.

Reinigung: 900 Stunden im Jahr

Obwohl eine zusätzliche Kolonne des Bürgerservice jeden Samstagmorgen den Palastgarten reinigt, häufen sich die Beschwerden der Besucher und Passanten. Leere Dosen, Flaschen, Verpackungen und andere Partyreste liegen wild verteilt im Gelände, die zahlreichen Abfallkörbe im Park sind aber nur teilweise gefüllt. „Meine Leute haben frühmorgens schon offene, unbeaufsichtigte Grillfeuer vorgefunden,“ klagt Kalck und macht folgende Rechnung auf: Nur für die routinemäßige Reinigung des oberen Teils, sprich der großen Liegewiese, setze er im Sommerhalbjahr an 20 Arbeitstagen im Monat zwei Männer für jeweils zweieinhalb Stunden ein. Das seien – ohne die Spezial-Wochenendreinigung des Bürgerservice – 600 Stunden für die normale Reinigung. Die restlichen 26 Wochen werde die Intensität etwas herabgefahren, doch insgesamt schlage alleine die Reinigung des oberen Palastgartens mit über 900 Arbeitsstunden zu Buche. Da seien noch keine Reparaturen vorgenommen, keine Blumen gepflanzt oder Wege erneuert.

Imageverlust befürchtet

Kalck befürchtet, dass der Palastgarten sein positives Image, das er immer noch bei Familien mit Kindern und älteren Mitbürgern hat, verlieren könnte. „Die Gefahr besteht, dass diese einzigartige grüne Oase mitten in der Stadt, die für so viele Menschen Ruhe und Erholung bietet, von eben diesen Mitbürgern zunehmend gemieden wird.“ Bevor seine Reinigungstrupps die Wiese wieder in einen halbwegs passablen Zustand gebracht haben, sei etwa Montagmorgens ein barfüßiges  Herumtollen nicht zu empfehlen.

Dem Leiter des Grünflächenamtes ist es wichtig, dass er richtig verstanden wird. „Niemand hat etwas dagegen, dass im Palastgarten gefeiert wird. Auch dass die Party mal bis in den frühen Morgen dauert. Doch es sollte selbstverständlich sein, dass man den Ort wieder so verlässt, wie man ihn vorgefunden hat und vorzufinden wünscht.“ Wenn jeder etwas Rücksicht nehme und seinen Müll und seine leeren Getränkeverpackungen wieder mitnehme, bleibe der Palastgarten für jung und alt attraktiv.

Grundkonsens wird angemahnt

Auch Roman Schmitz, Leiter des Kommunalen Vollzugsdienstes, sieht die Entwicklung mit zunehmender Sorge. „Wir haben mit dem Grünflächenamt eine stärkere Bestreifung des Palastgartens verabredet. Doch erfahrungsgemäß bringe das nicht allzu viel. „Wenn unsere Beamten vor Ort sind, sind alle ‘brav’, kaum sind sie weg, geht die Party richtig los.“ Dabei geht es auch Schmitz nicht um das Feiern an sich: Musik aus mitgebrachten Verstärkeranlagen, die dem einen den Besuch des Palastgartens vergälle, sei für den anderen Lebensfreude pur. Im öffentlichen Raum prallten konträre Ansichten und Normen deshalb so heftig aufeinander, weil sie unmittelbar für jeden persönlich wahrnehmbar seien. Doch das werde erst zu einem Poblem, wenn ein gewisser Grundkonsens fehle. Und den vermisst Schmitz bei manchen Feierwilligen im Palastgarten.

Palastgarten geht „vor die Hunde“

Nicht nur sprichwörtlich gehe der Palastgarten dazu noch vor die Hunde. Immer öfter ließen Hundebesitzer ihre Tiere hier frei laufen und ungeachtet spielender Kinder auf der Sonnenwiese ihre „Geschäfte“ verrichten. Der Kommunale Vollzugsdienst könne nicht flächendeckend und nur stichprobenartig agieren. Aber es könne ja eigentlich auch nicht im Sinne der Allgemeinheit sein, einen Park, der bewußt als öffentlicher Freiraum konzipiert worden sei, durch Verbote und Kontrollen so stark zu reglementieren. Aber gehe die Entwicklung ungehemmt so weiter wie bisher, könne der Palastgarten vom einstigen Vorzeigeobjekt schnell zum Sorgenkind werden, warnt Schmitz.