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28.11.2006

Immer mehr Gewalt und Alkoholmissbrauch

Jugendkonflikte Frühwarnsystrem wird ausgebaut

Eislaufhalle Trier: Eine stark angetrunkene 14-jährige widersetzt sich der Bitte einer Kassiererin, die Anlage aus Sicherheitsgründen zu verlassen. Ein Kollege fasst das Mädchen am Arm und geht mit ihr aus der Halle. Die Schülerin gibt keine Ruhe, wirft sich auf den Boden und weigert sich immer noch, zu gehen. Vor dem Eintreffen der Polizei zieht sie die Kassiererin an den Haaren und schlägt ihr mit der Faust ins Gesicht. Erst den Polizisten gelingt es, die betrunkene Randaliererin aus dem Gebäude zu entfernen. Gegen das Mädchen wurde Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Körperverletzung erstattet.

Angesichts zunehmenden Al­ko­hol­miss­brauchs und wachsender Ju­gendgewalt setzte der Jugendhilfeausschuss schon vor diesem Vorfall ein Zeichen: Die vorbeugende Sozialarbeit vor Ort wird durch eine neue Streetworker-Stelle ausgebaut.

Vielfältige Konfliktpotenziale

Streetworkerin Michaela Stoll, die über vielfältige Erfahrungen aus der freien Jugendarbeit in anderen Städten verfügt, nahm vor knapp drei Monaten ihre Arbeit in Trier auf. In ihrem ersten Bericht im Jugendhilfeausschuss teilte sie unter anderem mit, dass es nicht nur an bekannten sozialen Brennpunkten, wie rund um die Gneise­naustraße in Trier-West oder im Nells Ländchen, vielfältiges Konfliktpotenzial gibt, sondern auch an be­liebten Jugend-Treffs, darunter im Bereich Alleen­center/Bahnhof oder in der Treviris-Passage.

Wodkaflaschen, die in der Eishalle gefunden wurden oder Überreste von Bierflaschen, die die Streetworkerin montagmorgens im Ehranger Ortskern ins Auge fielen, zeigen, dass die Eskalation rund um die betrunkene 14-jährige kein Einzelfall war. Als Ergänzung zu Präventionsprojekten in Schulen und Jugendschutzkontrollen beim Alkoholverkauf will die Streetworkerin verstärkt vor Ort mit Jugendcliquen ins Gespräch kommen, um mehr über ihre Probleme zu erfahren. Anhand einer Prioritätenliste von Stadtjugendpflegerin Susanne Schmitz und in enger Abstimmung mit den freien Trägern prüft Stoll, ob die Angebote in Jugendclubs angenommen werden und wo Ergänzungen sinnvoll sind.

Zu Konflikten kommt es immer wieder rund um informelle Treffs in Parks oder auf Sport- oder Spielplätzen, vor allem wenn sich Jugendliche, oft unter Alkoholeinfluss, zu Provokationen hinreißen lassen. Ein weiteres Problem ist Vandalismus, zum Beispiel am Pfalzeler Stern. Durch den engen Kontakt mit den Jugendlichen will die Streetworkerin, die über das Jugendzentrum Exhaus erreichbar ist, auch das „Frühwarnsystem“ verbessern. So könnten Vorfälle wie in der Eislaufhalle verhindert werden, die für die Jugendlichen schwerwiegende strafrechtliche Konsequenzen mit sich bringen.