Sprungmarken
11.03.2008

Hindenburg kein Vorbild mehr

„Frühstück zu Ehren des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg“. Das Foto aus dem Stadtarchiv entstand am 11. Oktober 1930 zu St. Irminen. V.l.:  OB i.R. von Bruchhausen, Oberpräsident Dr. Fuchs, Bischof Dr. Bornewasser, von Hindenburg, OB Dr. Weitz.
„Frühstück zu Ehren des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg“. Das Foto aus dem Stadtarchiv entstand am 11. Oktober 1930 zu St. Irminen. V.l.: OB i.R. von Bruchhausen, Oberpräsident Dr. Fuchs, Bischof Dr. Bornewasser, von Hindenburg, OB Dr. Weitz.
Das Hindenburg-Gymnasium Trier (HGT) wird, vorausgesetzt die schulischen Gremien haben keine „durchgreifenden“ Einwände, einen neuen Namen bekommen. Der Trierer Stadtrat hat einen entsprechenden Antrag der CDU-Fraktion mit großer Mehrheit angenommen. Gegen die Namensänderung stimmten zwei Fraktionsmitglieder der CDU und ein Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen. Es gab sieben Enthaltungen (1 CDU; 1 Grüne; 3 UBM; 2 FDP). Ein Antrag der SPD, auch die Hindenburgstraße umzubenennen, wurde von CDU, UBM und FDP abgelehnt.

Emotionale Diskussion

Der Abstimmung um das HGT ging eine mehr als zweistündige teilweise emotional geführte Debatte um den Namensgeber Paul von Hindenburg voraus. Bertrand Adams, CDU, plädierte für eine „Entemotionalisierung“ der Diskussion und verwies auf die besondere europäische Ausrichtung des HGT. Das Hindenburg-Gymnasium stehe für eine außergewöhnliche Förderung der deutsch-französischen Beziehungen, seit 1971 werde hier bilingual unterrichtet und es könne, einzigartig in Trier, auch das französische Baccalauréat (Abi-Bac) erworben werden. Der jetzige Name entspreche nicht diesem Schulprofil.
 
Peter Spang, SPD, begrüßte grundsätzlich den Antrag, kritisierte jedoch die Begründung, der er eine „gewisse Beliebigkeit“ unterstellte. Detailliert listete Spang in einem fast 30minütigen Vortrag die Lebensstationen des preußischen Generalfeldmarschalls und Reichpräsidenten auf. Hindenburg trage wesentliche Verantwortung für das Scheitern der Weimarer Republik und nicht zuletzt deshalb sei eine Namensänderung überfällig.

Ähnlich argumentierte Sigrun Priemer (Bündnis 90/Die Grünen). Hindenburg als Erfinder der Dolchstoßlegende und Steigbügelhalter Hitlers tauge weder als Vorbild für Schüler noch als Namensgeber für eine Schule oder Straße. Lehrer, Eltern und Schüler müssten an der neuen Namensgebung beteiligt werden. Es gebe bei den Grünen aber auch Bedenken, Namen einfach zu löschen und so womöglich „Geschichte schön zu schreiben“.

Professor Hermann Kleber, UBM, verwies auf das Spannungsfeld zwischen dem „relativ neuen Profil“ der Schule und dem alten, historischen Namen. Er plädierte dafür, die Schule selbst über den neuen Namen entscheiden zu lassen. Nur so habe der Rat die Legitimation, sich mit der Thematik zu beschäftigen.
 
Für die FDP kritisierte Dr. Karl-Josef Gilles einen „vorschnellen Aktionismus“. Er befürchte, dass mit der Entscheidung zur Namensänderung des HGT eine breite Diskussion um die historischen Namen anderer Institutionen in Trier losgetreten werde und listete entsprechende Beispiele auf.

Eine Umbenennung der an das Gymnasium grenzenden Hindenburgstraße fand dagegen keine Ratsmehrheit. Sprecher der CDU, UBM und FDP stimmten gegen den Antrag der SPD. Es bestehe ein großer Unterschied, ob eine Schule nach Hindenburg benannt sei oder eine Straße.