Sprungmarken
21.07.2009

Hat Trier Karl Marx geprägt?

Dr. Erwin Otto (Wissenschaftlicher Verlag Trier), Ignaz Bender und Heinz Monz (v. l.) stellen OB Klaus Jensen die erweiterte Neuauflage des Karl-Marx-Buchs vor.
Dr. Erwin Otto (Wissenschaftlicher Verlag Trier), Ignaz Bender und Heinz Monz (v. l.) stellen OB Klaus Jensen die erweiterte Neuauflage des Karl-Marx-Buchs vor.
Mit der Weltwirtschaftkrise und der auch hierzulande erörterten Frage über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Wirtschaftssysteme wird auch wieder verstärkt über die Theorien des am 5. Mai 1818 in der damaligen Trierer Brückergasse 664 (heute Brückenstraße 10) geborenen Karl Marx nachgedacht. In seiner Geburtsstadt wurde 2008 anlässlich des 125. Todestages des wissenschaftlichen Begründers des Sozialismus aus nahe liegenden Gründen vor allem der Frage nachgegangen, inwieweit der junge Marx von den damaligen persönlichen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Moselstadt geprägt wurde, die er nach seinem Abitur 1835 verließ. Antworten hierauf hat in unterschiedlichen Veröffentlichungen der Trierer Dr. Heinz Monz gegeben, der sich seit langem fundiert mit den Grundlagen der Entwicklung zu Leben und Werk des Philosophen auseinandergesetzt hat.

Ermutigt von der wieder belebten (spekulativen) Frage, welche Faktoren den in Trier aufgewachsenen Karl Marx für sein späteres Lebenswerk geprägt haben, hat Dr. Monz jetzt sein Büchlein „Karl Marx – Trierer Reminiszenzen“ in einer zweiten, verbesserten und erweiterten Ausgabe neu aufleben lassen. Es veranschaulicht, wie Marx und die mit ihm verbundenen Menschen, insbesondere seine Frau Jenny, zeitlebens immer wieder in Beziehung zu Trier und den hiesigen Verhältnissen standen. Man kann sich dabei kaum des Eindrucks erwehren, dass diese in der Entwicklung von Karl und Jenny Marx eine wichtige Rolle gespielt haben müssen.

In chronologischer Folge wird anhand von Zitaten aus Werken und Briefen von Karl und Jenny Marx, ergänzt durch viele Äußerungen von Angehörigen und Vertrauten, ihre enge Verbundenheit zu Trier und der Umgebung aufgezeigt. Dabei lassen die teilweise wenig bekannten Zitate die zeitgenössischen Vorstellungen plastisch hervortreten. Dr. Monz verdeutlicht, dass Karl und Jenny Marx die Erinnerung an die Heimat nicht nur festgehalten, sondern diese durch die Weitergabe an ihre Kinder sogar gepflegt haben. Für ihn gibt es keinen Zweifel, dass es die Menschen und das unsägliche Elend im Trier der damaligen Zeit waren, die auf Karl Marx nachhaltig einwirkten und ihn schon in jungen Jahren veranlassten, sich – wie es in seinem Abituraufsatz heißt – Gedanken über die Verbesserung der Lebensverhältnisse von „Millionen“ zu machen.

Auch Ignaz Bender unterstreicht in seinem Vorwort, das ausführlich aus einer Rede des früheren Oberbürgermeisters Felix Zimmermann anlässlich der Gedenkfeier zum 100. Todestag von Marx am 14. März 1983 zitiert, seine Überzeugung, dass Trier den späteren Philosophen, dessen Lehre die Welt veränderte, entscheidend geprägt hat. In der wieder belebten Karl-Marx-Debatte kann es nur von Vorteil sein, sich mit den neu aufgelegten „Trierer Reminiszenzen“ noch einmal vertraut zu machen. La.

Heinz Monz, Karl Marx – Trierer Reminiszenzen, mit einem Vorwort von Ignaz Bender (2., verbesserte und erweiterte Ausgabe), WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, ISBN 978-3-86821-115-3, 100 Seiten, 12 Euro (2009).