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03.03.2009

Handschlag mit dem Reich der Mitte

Blick auf die Skyline von Xiamen.
Blick auf die Skyline von Xiamen.
Der Rat hat einstimmig die Verwaltung beauftragt, die notwendigen Schritte zur Begründung einer offiziellen Städtepartnerschaft mit der chinesischen Stadt Xiamen einzuleiten. Grundlage ist eine Absichtserklärung („Letter of Intent“), die anlässlich des Besuchs einer Trierer Delegation im Oktober 2006 unter Leitung des damaligen Oberbürgermeisters Helmut Schröer in der chinesischen Stadt gemeinsam vereinbart worden war. Seither gab es weitere Kontakte auf den unterschiedlichsten Ebenen, darunter Begegnungen von Vertretern der partnerschaftlich verbundenen Universitäten beider Städte.

Oberbürgermeister Klaus Jensen warb auf der Grundlage eines „ganzen Bündels von Motiven“ für eine offizielle Besiegelung des kommunalen Miteinanders und sprach sich gegen eindimensionale Sichtweisen aus. Von dem Brückenschlag ins Reich der Mitte könnten beide Städte profitieren. Im Hinblick auf die Menschenrechtsfrage sagte Jensen, man werde in Einzelgesprächen selbstverständlich auch Dinge thematisieren, die „schwierig sind“. Der Rat hatte sich in einem Ergänzungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen für eine Berücksichtigung dieses Themas ausgesprochen und die Partnerschaft auch als Initiative zur „politischen und kulturellen Öffnung“ gewertet.

Als wichtige Basis für die künftige Zusammenarbeit wird das im Oktober 2008 an der Universität Trier gegründete Konfuzius-Institut mit verschiedenen Erfahrungsaustauschen und Begegnungsforen gesehen. Auch dem zu vertiefenden Schüleraustausch wird als tragendes Element der Völkerverständigung große Bedeutung beigemessen. Das Konfuzius-Institut will mit der finanziellen Förderung über Sponsoren die Austausche begleiten und organisieren.

Trierer 2006 zu Gast

Auch die im April 2008 gegründete „Deutsch-Chinesische-Gesellschaft Trier“ (www.dcg-trier.de) möchte sich aktiv in den kommunalen deutsch-chinesischen Brückenschlag einbringen. Als Vorbild dienen die bereits bestehenden Partnerschaftsgesellschaften. Erster Präsident der DCG ist Triers früherer Baudezernent Peter Dietze. Der Stadtrat begrüßt ausdrücklich, dass die Gesellschaft das Miteinander zwischen Trier und Xiamen mit einer Reihe von Aktivitäten im wissenschaftlichen, politischen und kulturellen Bereich fördern will. Zum Aufgabenkatalog gehören auch private Beziehungen und touristische Aktivitäten.

Nach dem Besuch der Trierer Delegation vom Oktober 2006, dem neben Stadtvorstandsmitgliedern und Vertretern der Stadtratsfraktionen auch Repräsentanten der Universität, der Fachhochschule und der Wirtschaft angehörten, soll nun eine offizielle Einladung für einen Delegationsbesuch aus Xiamen in die Moselmetropole für den Herbst ausgesprochen werden. Der Trierer Gegenbesuch in Xiamen mit einer Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde könnte dann im Herbst 2010 erfolgen.

Stimmen der Fraktionen

Bertrand Adams (CDU): „Mit dem „Letter of Intent“ wurden die Weichen für eine Partnerschaft gestellt. Mit der Gründung des Konfuzius-Instituts an der Universität ist eine neue Phase entstanden. Hier gilt insbesondere unser Dank Herrn Professor Yong Liang. Wir unterstützen selbstverständlich auch die Bemühungen des ersten Präsidenten der Deutsch-Chinesischen-Gesellschaft Trier, Herrn Dietze, mit den geplanten Aktivitäten einen Betrag der deutsch-chinesischen Verständigung zu leisten.“

Friedel Jaeger (SPD): „Triers Beziehungen haben sich auf Xiamen fokussiert, da die Stadt in der Provinz Fujian liegt, die wiederum mit Rheinland-Pfalz verbunden ist. Xiamen ist eine weltoffene Stadt und es gab schon viele Kontakte zwischen den Universitäten. Die Partnerschaft liegt auch im Interesse der regionalen Wirtschaft und sie wird dazu beitragen, viele Kontakte zu knüpfen.“

Richard Leuckefeld (Bündnis 90/Die Grünen): „Diese Partnerschaft ist allenfalls von ihrer politischen Bedeutung mit dem schwierigen Zustandekommen der Beziehung zu Weimar vergleichbar. Ein Miteinander mit Xiamen ist die erste Städtepartnerschaft Triers im Zeitalter der Globalisierung. Die Ursprünge sind mit der Hoffnung auf wirtschaftliche Verbesserungen und verstärkten wissenschaftlichen Kontakten verbunden. Wir sind skeptisch, ob es zu einem breiten Echo auf Bürgerebene in der chinesischen Partnerstadt kommen wird. Mit unserem Ergänzungsantrag wird auch die kritische Menschenrechtssituation thematisiert. Die Aushandlung des späteren Vertrages wird nicht leicht werden.“

Hans-Alwin Schmitz (UBM): „Es ist begrüßenswert, mit einer chinesischen Partnerstadt in den Dialog zu treten. Ich war während meines Aufenthalts in Xiamen über die allgemeine Kontaktfreudigkeit erstaunt. Auch das wirtschaftliche Potenzial ist ausbaufähig. Beim Thema Menschenrechte ist es gut, miteinander zu sprechen. Es kommt darauf an, an ganz kleinen Rädchen ein klein bisschen mitzudrehen.“

Thomas Egger (FDP): „Die Ausgangsposition war eher im wirtschaftlichen Interesse, doch es ist nur konsequent, dass sich die Partnerschaft nicht nur auf dieses Thema beschränkt. Die Lage im politischen China ist schwierig und wir können nur hoffen, auch auf der menschlichen Ebene im Zuge eines langen Prozesses der Annäherung etwas zu bewirken. Wir müssen auch auf eine jahrtausend Jahre alte Kultur und Entwicklung Rücksicht nehmen. Ziel bleibt eine Partnerschaft mit bürgerschaftlichen Kontakten.“

Steckbrief Xiamen

Die Küstenstadt im Südosten der Volksrepublik China und im Süden der Provinz Fujian ist eine der 15 Unterprovinzstädte des Landes. Ihr Zentrum liegt auf einer dem Festland vor gelagerten Insel gleichen Namens und verfügt über einen eigenen Flughafen. Xiamen ist auch bekannt unter dem lokalen Namen Amoy, der gleichzeitig der Name des dortigen Dialekts ist. Die Stadt gehört zu den ökonomischen Zentren des chinesischen Küstengebietes. Das Klima der Stadt ist tropisch, die Jahresdurchschnittstemperatur liegt um 21 Grad Celsius.

Xiamen wurde seit 1541 von Europäern als Handelshafen genutzt und war im 19. Jahrhundert der Hauptexporthafen für Tee. 1981 wurde Xiamen eine der ersten vier Sonderwirtschaftszonen Chinas.

Der Tourismus hat eine besondere Bedeutung. 2002 besuchten etwa 680 000 Touristen die Stadt. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit ist die Insel Gulangyu, von der aus man einen Blick zu der von Taiwan beherrschten Insel Quemoy hat und die Schulstadt Jimei. Touristische Attraktion ist auch der am Meer gelegene, im traditionellen Stil gehaltene Campus der Universität Xiamen.

Xiamen unterhält zahlreiche Partnerschaften zu ausländischen Städten, so zum Beispiel zu Cardiff in Großbritannien (1983), Sasebo in Japan (1983), Cebu auf den Philippinen (1984), Baltimore in der Vereinigten Staaten (1985), Wellington in Neuseeland (1987), Penang in Malaysia (1993), Maroochydore in Australien (1999), Kaunas in Litauen, Guadalajara in Mexiko (2003), Zoetermeer in den Niederlanden (2004), Surabaya in Indonesien (2006), und Mokposi in Korea (2007). Die am Meer gelegene 2,5-Millionen-Stadt ist eine beeindruckende und dynamische Metropole, deren  städtebauliche Entwicklung durch die Lage am Meer und ihre topographische Situation begünstigt wird.