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23.11.2010

Hand in Hand für besseren Kinderschutz

Schmutzige Wohnung, häufiger Streit mit dem Partner, finanzielle Probleme, keine familiäre Unterstützung, ständig schreiendes Baby: Für eine alleinerziehende Mutter resultiert daraus nicht selten eine Überlastung, für ihre Hebamme können diese Faktoren erste Alarmzeichen sein. Damit die Mutter aus Überforderung nicht im Affekt ihr Kind alleine lässt oder es gar durch Misshandlungen wie Schütteln in Lebensgefahr bringt, ist der Blick der Hebamme auch für solche Anzeichen geschärft, die über ihren eigentlichen Job hinausgehen.

Möglich ist das durch die seit rund einem Jahr bestehende Netzwerkkooperation zwischen Stadt und Kreis, die auf die effektive Zusammenarbeit zwischen Fachleuten abzielt, die mit Kindern zu tun haben. Dazu zählen rund 150 Beteiligte, etwa von freier Jugendhilfe, Beratungsstellen, des Gesundheitsbereichs sowie den Jugendämter von Stadt und Kreis.

Durch den Austausch in diesem Netzwerk erkennt eine Hebamme bei ihrer täglichen Arbeit auch Anhaltspunkte für eine mögliche Gefährdung des Kindeswohls, weiß, welche Hilfen und Beratungsstellen sie der Mutter empfehlen kann oder ob sie die Alleinerziehende für den Gang zum  Jugendamt motivieren soll.

Es komme darauf an, dass Fachleute möglichst frühzeitig Zugang zu den betroffenen Familien haben. „So können sie agieren, bevor schwierige Situationen entstehen“, verdeutlichte Bürgermeisterin Angelika Birk. Positiv sei auch, dass immer mehr Eltern Beratungsangebote bei den verschiedenen Einrichtungen wahrnehmen oder selbst auf das Jugendamt zugingen, um Unterstützung einzufordern.

Das schlägt sich auch in den Statis-tiken nieder. Seit 2008 das Landeskinderschutzgesetz in Kraft getreten ist, das verbindliche Vorsorgeuntersuchungen und die Netzwerkarbeit vorschreibt, sind die Fallzahlen bei den Jugendämtern gestiegen. Im Jahr 2002 erhielten bei der Stadt 726 Personen Hilfen zur Erziehung, im vergangenen Jahr waren es 1025. Das ist ein Anstieg von 41,2 Prozent, der sich auch in diesem Jahr fortsetzen wird. Im Kreis Trier-Saarburg gibt es im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von 64,4 Prozent auf 600 Fälle im Jahr 2009.

Diese Zahlen belegten, dass rechtzeitig hingeschaut werde, das Jugend-amt von Eltern als Hilfsinstitution und nicht mehr als Eingriffsbehörde betrachtet werde, unterstrichen Birk und Landrat Günther Schartz. Hinzu kämen die Personen, die sich direkt an die Beratungsstellen wendeten.

Durch die Netzwerkarbeit ließen sich auch Angebote zwischen den Einrichtungen abstimmen. Zudem könne man auf den Bedarf, etwa in bestimmten Stadtteilen, gezielt reagieren, um das Kindeswohl in Stadt und Kreis möglichst umfassend zu schützen, sagte Martina Philippi, die die Kooperation im Rathaus koordiniert.