Sprungmarken
24.11.2015

Grünes Licht für das Fahrrad

Unterwegs auf der neuen Radroute West in der Trierer Innenstadt
Die Förderung des Radverkehrs wurde beim Ausbau der Walramsneustraße berücksichtigt. Die neuen roten Streifen schaffen eine schnelle Verbindung zwischen Pferdemarkt und Nikolaus-Koch-Platz.
Welche Verbindungen in Trier sollen für den Fahrradverkehr ausgebaut werden? Welche Radwegeführung empfiehlt sich in welcher Straße? Diese und viele andere Fragen beantwortet das Radverkehrskonzept Trier 2025 (RVK), das der Stadtrat einstimmig verabschiedet hat. Die Förderung des Fahrrads als urbanes Verkehrsmittel steht damit dauerhaft auf der kommunalpolitischen Tagesordnung.

Jeder Radfahrer in Trier kennt solche Situationen: Einige Radwege enden abrupt, andere sind zugeparkt. Markierungen sind oft verwirrend und Wurzelaufbrüche im Asphalt keine Seltenheit. Diese Defizite werden im Radverkehrskonzept auch schonungslos aufgezeigt und bilden die Ansatzpunkte für eine Fülle von Verbesserungs- und Ausbauvorschlägen.

Dabei soll vom klassischen Radweg über Schutzstreifen, Fahrradstraßen und Öffnung von Einbahnstraßen bis zur gemeinsamen Umweltspur für Stadtbusse und Fahrräder der gesamte „Instrumentenkasten“ genutzt werden. Fahrradstraßen, wie sie zum Beispiel für die Engel- und Hubert- Neuerburg-Straße vorgesehen sind, wären für Trier ein Novum. Das Fahrrad ist dort das maßgebende Verkehrsmittel und Radfahrer dürfen auch nebeneinander fahren. Für Autos gilt Tempo 30, vor allem aber müssen sie sich dem Radverkehr unterordnen und anpassen.

Für die Wartezeit an den Kreuzungen sollen verstärkt separate Aufstellflächen markiert werden, wie es sie zum Beispiel in der Paulinstraße bereits gibt. Daneben wird es Fahrradampeln geben und die Möglichkeit des indirekten Abbiegens, wobei der Radfahrer zunächst nach rechts geführt wird, um von dort dann mit den Fußgängern zusammen nach links abzubiegen.

Ein wichtiges Ziel des RVK ist die Schaffung eines zusammenhängenden Radwegenetzes. Jeder Stadtteil soll mit der Innenstadt möglichst direkt, sicher, komfortabel und attraktiv verbunden sein. Im Idealfall sollen Radfahrer zwischen Alternativrouten wählen können, je nachdem, ob man schnell über die Hauptverkehrsachsen ans Ziel gelangen will oder lieber entspannt durchs Grüne radeln möchte.

Zu den Maßnahmen mit höchster Priorität zählen die Innenstadtrouten West und Ost mit dem Umbau wichtiger Knotenpunkte im Alleenring, die Einrichtung von Fahrradstraßen durch das Maarviertel und Trier-Süd als Fortsetzung der Innenstadtrouten und die direkte Anbindung des Hauptbahnhofs. Grundsätzlich müssen bei allen künftigen Straßenbauprojekten die Vorgaben des RVK beachtet werden.

Stimmen der Fraktionen

Das Konzept hat zwar „nur“ 125 Seiten, dennoch bezeichnete es Thomas Albrecht (CDU) als „Bibel“ für die Radverkehrsförderung in Trier. „Wir müssen den Radverkehr jetzt ins Rollen bringen“, betonte Albrecht. Das Konzept sei sehr sorgfältig ausgearbeitet und gebe die richtige Richtung vor. Ein Fahrradanteil von 25 Prozent wie zum Beispiel in Konstanz sei für Trier aber allein wegen der Topographie nicht erreichbar.

Als „Chance für einen Quantensprung im Stellenwert des Radverkehrs in unserer Stadt“, bezeichnete Rainer Lehnart (SPD) die „konzeptionell sehr gut ausgearbeitete“ Vorlage. Entscheidend sei jetzt, dass bei der Umsetzung von Einzelmaßnahmen nicht nochmal Grundsatzdebatten geführt werden. „Es geht nicht mehr um das Ob, sondern höchstens noch um das Wie. Es wäre fatal, wenn jahrelange gemeinsame Arbeit – wie viele Radwege in Trier – im Nichts landet.“

Eine konsequente Förderung des Fahrradverkehrs sei bisher immer „am Willen des Stadtrats gescheitert“, betonte Reiner Marz (B‘90/Grüne). „Deshalb müssen wir bei den Etatberatungen 2016 Zeichen setzen, damit es an neuralgischen Punkten, zum Beispiel an der Römerbrücke, spürbare Verbesserungen gibt.“ Das Konzept enthalte viele innovative Ideen, an anderen Stellen bleibe es aber vage. Dies dürfe nicht dazu führen, dass dringende Vorhaben verschoben werden.

„Es wurde in den letzten Jahren genug diskutiert“, konstatierte Christiane Probst (FWG). „Es geht jetzt um die Umsetzung, um für Einwohner und Touristen ein attraktives Netz bereitzustellen.“ Dabei wolle man die Menschen zum Umsteigen bewegen, sie aber nicht zum Radfahren erziehen. Die Umsetzung dürfe nicht punktuell erfolgen, sondern nur verkehrsplanerisch abgestimmt im Rahmen größerer Straßenbaumaßnahmen.

„Trier bietet eine schöne Kulisse fürs Radfahren, aber leider gibt es dabei ständig Verwirrung durch die Markierung und durch die Konkurrenz von Autos und Bussen“, beschrieb Susanne Kohrs (Die Linke) die Ausgangssituation. „Trier hat viel Potenzial, hängt aber hinterher, und das bedeutet einen Verlust an Attraktivität.“ In dieser Hinsicht sei das Radverkehrskonzept ein wichtiges Signal, das jetzt konsequent umzusetzen sei.

Die Fraktionen der FDP und AfD gaben in der Ratssitzung keine Stellungnahme zum Radverkehrskonzept ab.