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17.04.2018

Großer Denker hat seinen Platz

Für die Medien wird kurz der Kopf der Marx-Statue freigelegt, bevor Arbeiter ihn wieder sorgfältig verhüllen.
Für die Medien wird kurz der Kopf der Marx-Statue freigelegt, bevor Arbeiter ihn wieder sorgfältig verhüllen. In Gänze ist der Bronze-Marx ab 5. Mai zu sehen. Foto: Dieter Jacobs

Seit vergangenen Freitag steht die noch verhüllte Karl-Marx-Statue auf dem Simeonstiftplatz, unweit des Hauses, in dem der große Philosoph seine Kindheit und Jugend verbrachte. Routiniert und ohne Schwierigkeiten fixierten Bauarbeiter die 2,3 Tonnen schwere Bronze- Statue auf dem Betonsockel – unter den Augen zahlreicher Pressevertreter aus dem In- und Ausland.

Wie es für ein Geschenk üblich ist, ist es verpackt. Damit hat es sich aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten zu anderen Geschenken. Denn dieses hier ist 2,3 Tonnen schwer, 4,40 Meter hoch und sorgte für heftige Diskussionen im Trierer Stadtrat, der Stadt und darüber hinaus. Die Rede ist von der Karl-Marx-Statue, die die Volksrepublik China der Stadt Trier als Geburtsort des großen Philosophen zu dessen 200. Geburtstag geschenkt hat.

Beim Eintreffen auf dem Simeonstiftplatz am Morgen des vergangenen Freitag wird direkt deutlich, dass hier heute etwas Außergewöhnliches stattfindet. Rund 50 Medienvertreter – von Arte über die ARD bis hin zu russischen und chinesischen Nachrichtenagenturen – sind nach Trier gekommen, um über die Aufstellung der Statue zu berichten. Doch noch liegt er, der marxsche Bronze-Koloss, verpackt in der großen Holzkise, in der er 8000 Kilometer von Peking nach Trier transportiert wurde. Nur die bronzenen Füße sind zu sehen. Doch dann geht es los: Eine Schlinge um den Hals, wird die Statue mit schwerem Gerät langsam angehoben, bis sie schließlich aufrecht steht. Dann justiert ein Gabelstaplerfahrer die Zinken seines Gefährts unter die Statue und hebt diese vorsichtig über den Betonsockel, wo Bauarbeiter sie verankern, bevor sie der Stapler endgültig ablässt. Geschafft. Die Statue steht an ihrem Platz. Mitarbeiter des städtischen Tiefbauamts kontrollieren mit der Wasserwaage, ob der Philosoph auch gerade steht. Tut er. Für Foto- und Bildaufnahmen wird der Kopf freigelegt, so ist zumindest zu erahnen, wie die Statue insgesamt aussieht. Auch einige Passanten erhaschen einen Blick auf das Geschenk aus China. Endgültig enthüllt wird der Bronze-Marx zur Eröffnung der großen Landesausstellung am 5. Mai, 11.30 Uhr. Bis dahin wird er rund um die Uhr überwacht, um ihn vor Vandalen zu schützen.

Baudezernent Andreas Ludwig, der erleichtert war, als die Statue auf dem Sockel fixiert war, betonte einmal mehr, das Denkmal bedeute keine Glorifizierung des Philosophen, sondern solle als Ort der Auseinandersetzung mit ihm verstanden werden. Oberbürgermeister Wolfram Leibe sagte, er sei „sehr beeindruckt", wie die Statue vor der 13 Meter hohen, braunen Backsteinwand des Simeonstifts wirke.