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27.09.2022

Große Kultur für kleine Hände

Kinder gestalten eine Leinwand per Drucktechnik
Durch die „Kunstflotte“ kommen Kinder mit Kunst und Kultur frühzeitig in Kontakt – wie etwa bei einem Projekt mit der Künstlerin Britta Deutsch, wo sie diverse Drucktechniken ausprobierten. Foto: Britta Deutsch

Kindern und Jugendlichen ein dauerhaftes Interesse an Kunst und Kultur vermitteln und allen einen Zugang zu ermöglichen, für die das – aus welchen Gründen auch immer – nicht machbar ist. Das ist das Ziel der Kulturvermittlungsagenturen „Kunstfähre" und „Kunstjolle", die nun zu neuen Ufern aufbrechen.

Seit 2008 leistet die „Kunstfähre" in der Trägerschaft der Tufa kulturelle Bildungsarbeit in Trier. So vermittelt die Agentur unter anderem Kunstprojekte zwischen professionell arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern und Schulen. 2019 kam dann die „Kunstjolle" dazu – eine eigene Sparte für frühkindliche kulturelle Bildung in Kindertagesstätten.

Beide Agenturen sind über die vergangenen Jahre stetig gewachsen und was sich unter der Trägerschaft der Tufa entwickeln und professionalisieren konnte, bedarf inzwischen nicht mehr ihrer unterstützenden Infrastruktur. So ist die Agentur in der Lage, ihre Arbeit selbstständig fortzuführen und weiterzuentwickeln. Der Vorstand des Tufa-Vereins hat daher im Einvernehmen mit Christina Biundo, Erfinderin und Leiterin der „Kunstfähre", die Ausgründung in eine gemeinnützige Unternehmer-Gesellschaft unter dem Namen „Kunstflotte" ab Oktober beschlossen. Auch räumlich macht sich die Veränderung bemerkbar: So hat die „Kunstflotte" ihr Büro in der Europäischen Kunstakademie (EKA) in Trier-West bezogen und ist aus der Tufa ausgezogen.

Kontakt mit Kunst und Kultur

Beim Pressegespräch in der Kunsthalle der EKA begrüßte Kulturdezernent Markus Nöhl die Weiterentwicklung: „Da die Agentur stark gewachsen ist, ist das ein wichtiger weiterer Entwicklungsschritt." Nöhl machte die Bedeutung kultureller Bildungsarbeit in Schulen und Kitas deutlich: „Da in Schule und Kita alle Kinder zusammenkommen, ist die kulturelle Bildung hier besonders wichtig, da man alle erreicht und mögliche Berührungsängste abbauen kann. Der frühe Kontakt mit Kunst und Kultur ist prägend für das ganze Leben."

Die Entwicklung der „Kunstfähre" ist eine Erfolgsgeschichte: Kunsthistorikerin und -vermittlerin Christina Biundo erkannte bereits früh den Bedarf an kultureller Vermittlungsarbeit. Sie stellte ihr Konzept der „Kunstfähre" der damaligen Tufa-Leiterin Teneka Beckers vor – und überzeugte sie: 2008 wurde die Agentur als Soloprojekt in der unterstützenden Struktur der Tufa ins Leben gerufen. Das Ziel, Schulen und Kunstschaffende nachhaltig strukturell zusammenzubringen, führte zum Erfolg: So war die „Kunstfähre" nicht nur eine der ersten Vermittlungsagenturen dieser Art in Deutschland, sondern sie entwickelte sich auch rasant weiter: Gab es anfangs nur eine Teilzeit-Personalstelle sowie vier Schulen und sechs Künstlerinnen und Künstler, die mit der „Kunstfähre" kooperierten, arbeiten heute fünf Fachfrauen im Team zusammen mit 25 Schulen und 32 Künstlerinnen und Künstlern verschiedener Genres. Aktuell vermittelt die Agentur rund 150 Unterrichtseinheiten pro Woche an Schulen in und um Trier. Auch das Interesse an Angeboten der „Kunstjolle" ist groß: So werden in rund 20 Kitas derzeit künstlerische Projekte der frühkindlichen kulturellen Bildung angeboten.

Ein weiteres Projekt an Bord der „Kunstfähre" ist das Kunstatelier „Kubiq", das 2021 in Trier-Süd eröffnet wurde. Es bietet Schulen und Kitas einen Raum für künstlerische Angebote, wenn in der Einrichtung dafür kein Platz ist. Auch Anwohnerinnen und Anwohner können den Raum nutzen, um dort kreativ tätig zu werden. Ein weiteres Atelier dieser Art ist für Trier-West in Planung. Mit dem neuen Standort in der EKA bietet es sich laut Biundo räumlich an, mit Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen in Trier-West tätig zu werden.

Björn Gutheil