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19.05.2009

Glücksfall Cäcilie

Louis Counets Gemälde zeigt die Heilige Cäcilie ins Orgelspiel vertieft. Im Hintergrund lauscht ein Engel, der zum Zeichen des Schweigens einen Finger auf den Mund legt. Foto:?Stadtmuseum
Louis Counets Gemälde zeigt die Heilige Cäcilie ins Orgelspiel vertieft. Im Hintergrund lauscht ein Engel, der zum Zeichen des Schweigens einen Finger auf den Mund legt. Foto:?Stadtmuseum
Das Stadtmuseum Simeonstift zeigt ab September in einer Sonderausstellung Werke des aus Lüttich stammenden Barockmalers Louis Counet (1652-1721), der lange Zeit in Trier lebte und wirkte. Da es sich um die erste ausführliche Werkschau dieses Künstlers handelt und bisher kein komplettes Verzeichnis seiner Gemälde existiert, startete das Museum einen Aufruf nach Werken aus seiner Hand. Dabei gelang die Entdeckung eines bisher in der Fachwelt völlig unbekannten Counet-Gemäldes:¿Das Porträt einer orgelspielenden Frau wird als Darstellung der heiligen Cäcilie interpretiert. Der Überlieferung zufolge erklang bei dem Opfertod der frühchristlichen Märtyrerin himmlische Musik. Cäcilie galt deshalb später als Patronin der Kirchenmusik.

Das Gemälde stammt aus einer Privatsammlung. Der Besitzer hatte es im Kunsthandel erworben, ohne etwas über den Maler „L. Counet“ zu wissen, dessen Signatur in einer Ecke zu lesen ist. Aus Neugier durchforschte er das Internet nach dem Namen und stieß auf den Aufruf des Stadtmuseums

Christl Lehnert-Leven, Kuratorin der Ausstellung, freut sich über den Glücksfall: „Das Gemälde zählt zu den besten Arbeiten aus der Hand von Counet. Es zeigt einen neuen Aspekt seines Talents, denn bisher war er kaum als Porträtmaler bekannt.“¿Ihre Kollegin Gabriele Diana Grawe vermutet, dass Counets Frau oder eine seiner Töchter als Modell für Cäcilie dienten.

Louis Counet prägte wie kaum ein anderer Künstler seiner Zeit die sakrale Kunst an Maas und Mosel. Nach seiner künstlerischen Ausbildung in Lüttich kam er über den Umweg Italien nach Trier. Dort arbeitete er zunächst als Kirchenmaler für die Abtei und Kirche St. Maximin sowie für die St. Walburgis-Pfarrkirche des Stifts St. Paulin. Fortan förderten vor allem geistliche Auftraggeber seinen beruflichen Aufstieg, doch auch Historienbilder und Darstellungen aus der griechisch-römischen Mythologie finden sich in seinem Werk. Mit seiner Geburtsstadt und den dort tätigen Künstlern blieb Counet stets in Kontakt und wirkte unter anderem an der Ausgestaltung des Lütticher Rathauses mit. Am 5. August 1721 fiel der Künstler in Trier einem Raubmord zum Opfer.

Mit der Ausstellung „Barockmalerei an Maas und Mosel: Louis Counet und die Lütticher Malerschule“ will das Stadtmuseum Simeonstift einerseits die Bedeutung des Malers in Trier und weit darüber hinaus verdeutlichen und andererseits seine künstlerische Herkunft näher bestimmen. Gemälde seiner Vorbilder und Zeitgenossen aus Lüttich ergänzen die Schau.