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27.02.2024

Gewaltschutz kommt voran

Angelika Winter und Hannah Grunewald stehen in einem Büro vor einem Plakat mit der Aufschrift "Gemeinsam gergen Sexismus"
Am 1. Oktober 2023 nahm Hannah Grunewald (r.) im Büro der städtischen Frauenbeauftragten Angelika Winter ihre Arbeit auf. Bis zum Jahresende stand vor allem die Einarbeitung im Blickpunkt.

Fortschritte bei zwei zentralen Projekten standen im Zentrum des Berichts 2023, den die Frauenbeauftragte Angelika Winter im Umwelt- und Hauptausschuss vorstellte: Die Verlagerung der Straßenprostitution in die Gottbillstraße mit Sozialarbeit sowie hygienischen Verbesserungen wurde abgeschlossen. Zur Umsetzung der Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen hat die neue Mitarbeiterin Hannah Grunewald ihre Arbeit aufgenommen. Von ihr konnte sich der Ausschuss einen persönlichen Eindruck verschaffen.

Seit genau sechs Jahren gilt die Istanbul-Konvention, mit der Staaten sich zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und im häuslichen Bereich verpflichten. Vier Säulen gilt es laut dem Übereinkommen umzusetzen: Gewaltprävention, Schutz und Unterstützung für betroffene Frauen, Strafverfolgung der Täter sowie politische Maßnahmen. Dabei spielen die ersten beiden Punkte vor allem auf kommunaler Ebene eine wichtige Rolle und liegen damit seit ihrem Arbeitsbeginn im Oktober vergangenen  Jahres in Hannah Grunewalds Verantwortung. „Meine Aufgabe besteht darin, ein öffentliches Bewusstsein für das Thema zu schaffen, Stereotype abzubauen und über geschlechtsspezifisches Rollenverhalten aufzuklären“, erläutert Grunewald und ergänzt: „Dazu gehört auch das Angebot von Fortbildungen für Berufsgruppen, die mit der Schnittstelle Gewalt zu tun haben und Programme, die sich vor allem an Männer richten, die bereits gewalttätig geworden sind.“ Frauen und Kinder, die in ihrem Leben Gewalt ausgesetzt sind, haben ein Anrecht auf eine schützende Unterkunft, finanzielle Unterstützung sowie rechtliche und psychologische Beratung. Dieses Jahr wird Grunewald zunächst eine Bestandsaufnahme dieses Angebots in Trier machen, um Lücken und Bedarfe zu identifizieren. Auf dieser Grundlage wird sie im kommenden Jahr einen Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen erstellen, der dann ab 2026 umgesetzt und regelmäßig aktualisiert werden soll.

Die städtische Frauenbeauftragte Angelika Winter ist glücklich über die Verstärkung, betonte sie im Ausschuss, ehe sie zu ihrem Tätigkeitsbericht überging. Zu ihren Themen gehört die Prostitution in Trier. Hierzu leitet Winter den von ihr 2013 initiierten Runden Tisch „Sexarbeit in Trier“ als Zusammenschluss von knapp 20 Organisationen, darunter die Polizei, das Ordnungs- und das Gesundheitsamt. Dabei ging es auch immer wieder um die stark zunehmende Wohnungsprostitution, über deren Bedingungen gerade mit Blick auf Menschenhandel und Gewalt gegen die dort tätigen Frauen oft kaum etwas bekannt wird. Daher spielte auch die Debatte über die Überprüfung des aktuellen Prostituiertenschutzgesetzes, das immer wieder teilweise heftiger Kritik ausgesetzt ist, eine wichtige Rolle. 

Ein großer Teil der Arbeit von Winter, die seit 2021 auch eine von 15 Sprecherinnen der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbebüros und Gleichstellungsstellen ist, besteht aus der Zusammenarbeit mit externen Partnern, um die Vernetzung weiter zu verbessern, für frauenpolitische Anliegen zu werben und konkrete Projekte auf den Weg zu bringen oder diese abzusichern. Das Spektrum reichte 2023 unter anderem von der Feier zum 30. Geburtstag des Frauenhauses, das zudem mit Unterstützung der Stadtverwaltung das dringend benötigte größere Domizil beziehen konnte, über eine Vereinbarung mit dem Trierer Schmit-Z e. V. zur Fortsetzung der Sprechstunde für die Zielgruppe LGBTIQ bis zu einem Infostand zum Equal Pay Day. Unter Federführung der Frauenbeauftragten beteiligten sich an dieser Aktion für Entgeltgerechtigkeit neben mehreren Ratsfraktionen auch verschiedene Verbände und Gewerkschaften. 

Als großen Erfolg wertete Winter die Lesereihe zu aktuellen feministischen Büchern mit der Wissenschaftlichen Bibliothek und dem Jugendforum. Dabei war bei allen Terminen der Lesesaal im Gebäude an der Weberbach ausgebucht. Zudem bot die Frauenbeauftragte im Frühjahr einen anderthalbtägigen Workshop zum Umgang mit antifeministischen Äußerungen und Strategien an.