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03.05.2016

"Gewalt hat sehr viele Gesichter"

Petra Job präsentiert das neu gestaltete Programmheft der Projektwochen zur Gewaltprävention
Petra Job, die als Vertreterin der Sportakademie im Arbeitskreis Gewaltprävention sitzt, hofft, dass das neu gestaltete Programmheft der Projektwochen zur Gewaltprävention möglichst viele Leser findet.
Der Arbeitskreis Gewaltprävention veranstaltet vom 18. Mai bis 7. Juli seine Projektwochen. Mit vielfältigen Angeboten von Vorträgen über Theaterstücke bis hin zu sportlichen Aktivitäten werden Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene für das Thema Gewalt und Wege der Prävention sensibilisiert. Die Rathaus Zeitung (RaZ) sprach mit Petra Job von der Europäischen Akademie des Rheinland-Pfälzischen Sports, die dem Arbeitskreis angehört.

RaZ: Frau Job, was genau ist der Arbeitskreis Gewaltprävention und wie setzt er sich zusammen?

Petra Job: Wir sind ein unabhängiges Gremium von freien und öffentlichen Trägern der Stadt Trier und des Landkreises Trier-Saarburg, das sich mit dem Thema Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen befasst. Zudem verstehen wir uns als Anlaufstelle für Interessierte zu diesem Thema. Einmal pro Jahr veranstalten wir unsere Projektwochen zur Gewaltprävention.

Was beinhalten die Projektwochen?

Wir bieten 45 niedrigschwellige Einzelveranstaltungen an und wenden uns damit an Kinder, Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte und weitere Multiplikatoren. Das Angebot ist breit gefächert und reicht von Theaterstücken und Kinovorführungen über Sport bis hin zu Workshops zur Selbstbehauptung. Als Eröffnungsveranstaltung bieten wir wieder einen „Fachimpuls“ an. In diesem Jahr geht es um die Methode des „Psychodramas“ in der pädagogischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Die Veranstaltung richtet sich an Fachbesucher aber auch an die Öffentlichkeit.

Wie war die Resonanz in den letzten Jahren?

Insgesamt sind die Veranstaltungen gut besucht, sowohl Fachvorträge, Informationstage als auch Kino- und Theaterprojekttage und natürlich Sportangebote. Insgesamt haben wir bei den Projektwochen fast 2000 Teilnehmer pro Jahr.

Wie schätzen Sie die Relevanz des Themas Gewalt ein?

Grundsätzlich hat Gewalt sehr viele Gesichter. Sie äußert sich an unterschiedlichen Orten in verschiedenen Formen. Wir beobachten, dass die Tendenz zur destruktiven Konfliktlösung seit Jahren kontinuierlich zunimmt. Diesem Trend möchte der Arbeitskreis entgegenwirken. Uns ist auch wichtig, dass wir uns auf neuere Formen der Gewalt einstellen, etwa Cyber-Mobbing. Dabei werden Schüler über soziale Medien gemobbt. Die Frage ist dann, wie gehen Lehrer, Eltern und die Familie des Opfers damit um? Wir versuchen, Kinder und Jugendliche zu erreichen und ihnen zu helfen.

Der Arbeitskreis besteht aus knapp 20 Mitgliedern. Wie läuft bei so vielen Akteuren die Zusammenarbeit?

Sie läuft gut. Wir sind ein motivierter Zusammenschluss von Menschen, die sich in der Sache engagieren wollen. Für unsere Arbeit brauchen wir eine gute, nachhaltige Strategie und die Einbeziehung vieler Akteure. Wir versuchen, uns alle zwei Monate zu treffen und bemühen uns, einen Konsens zu finden. Zu unserer Motivation hat auch beigetragen, dass wir vor kurzem den rheinland-pfälzischen Landespräventionspreis verliehen bekommen haben. Die damit verbundenen 1000 Euro Preisgeld bessern unser klammes Budget etwas auf und der Preis ist ein Ansporn, weiterzumachen.

Gibt es auch ein Angebot neben den Projektwochen?

Ja, wir haben auch ganzjährige Angebote. Hierzu gehören beispielsweise ein Deeskalationstraining für Pädagogen, Lehrer und Interessierte, ein Training für Zivilcourage und ein Angebot zum Umgang mit diskriminierenden Äußerungen und Verhaltensweisen im Fussball.

Gibt es Projekte, die der Arbeitskreis Gewaltprävention in der nächsten Zeit angehen möchte?

Unsere Projektwochen finden nächstes Jahr bereits zum 20. Mal statt. Zu diesem Jubiläum wollen wir in der Stadt besonders wahrgenommen werden. Daher überlegen wir, einen öffentlichen Aktionstag zu veranstalten, mit dem wir die Bürger erreichen und unsere Arbeit darstellen können. Wir wollen nicht hinter verschlossenen Türen arbeiten. Diese Gelegenheit möchten wir auch nutzen, unseren Förderern und Unterstützern zu danken. Auch ein Fachtag zu gewaltpräventiven Arbeitsmethoden ist in Planung. Aktuell wird gerade unser Internetauftritt überarbeitet. Die neue Seite soll Ende Mai online gehen. Wir hoffen, dass sich dann viele Menschen Infos abgreifen.

Das Interview führte Björn Gutheil