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22.07.2014

Gesundheitsberufe unter Wert bezahlt

Foto: Mitarbeiter Krankenhaus
Obwohl die Gesundheitsberufe in der alternden Gesellschaft immer wichtiger werden, ist die Bezahlung immer noch unterdurchschnittlich. Foto: Adrian Gaidzik
Der Steuerungsausschuss hat den Tätigkeitsbericht 2013 der Trierer Frauenbeauftragten Angelika Winter einstimmig zur Kenntnis genommen. Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) erläutert Winter Schwerpunkte der Bilanz, die sie seit 2008 jährlich präsentiert.

RaZ: Welche Impulse wollen Sie in Ihrer zusätzlichen Funktion als Sprecherin der Landes AG kommunaler Frauen- und Gleichstellungsbeauftragter setzen?

Angelika Winter: Es geht um die Vertretung von gut 40 hauptamtlichen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in RLP. Die sieben Sprecherinnen halten den Kontakt zum Frauenministerium, sind Ansprechpartnerinnen für einzelne Themen, erarbeiten Stellungnahmen zu politischen Entwicklungen. Meine Motivation ist das vernetzte Arbeiten, der Erfahrungsaustausch mit den Kolleginnen und die Überzeugung, dass gemeinsames Handeln schneller zum Ziel führt.

Beim Internationalen Frauentag 2013 wurde ein Handlungskatalog zur Verbesserung der Situation Alleinerziehender entwickelt. Gibt es mittlerweile erste Ergebnisse?

Ja. Bisher fehlte in Trier eine politische Lobbyarbeit für Einelternfamilien. Der Aufbau einer Ortsgruppe des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter wurde als Ziel definiert. Im März 2014, also genau ein Jahr später, gründete sich eine solche Interessenvertretung in Trier, die jetzt auch Mitglied im Jugendhilfeausschuss ist. Zudem beobachte ich, dass die Zielgruppe der Alleinerziehenden sowohl in der Jugendhilfe als auch im Jobcenter und bei der Agentur für Arbeit mehr in den Fokus gerät.

Welche Schwerpunkt hat das von Ihnen federführend betreute Lokale Bündnis für Familie 2013 gesetzt?

Ein Schwerpunkt war die Gründung des Vereins Lokales Bündnis für Familie Trier e. V. Durch diese Rechtsform konnten die Strukturen noch verfestigt werden. Das Netzwerk wächst weiter, immer mehr Unternehmen engagieren sich. Insbesondere  bei der betrieblich unterstützten Ferienbetreuung ist die Motivation der Firmen deutlich gestiegen. Aber auch die Nutzung von Belegplätzen in Kindertageseinrichtungen ist ein Thema. 

Warum gab es bei der bundesweiten Equal Pay Day-Kampagne eine Trierer Veranstaltung zu fairen Arbeitsbedingungen und Perspektiven im Gesundheitswesen?

Im Fokus des bundesweiten Equal Pay Days standen exemplarisch Gesundheitsfachberufe. Der Grund: Eine wesentliche Ursache der Lohnlücke ist die schlechtere Bezahlung von Berufen, in denen überwiegend Frauen arbeiten – dazu gehört der Gesundheitssektor. Rund 80 Prozent der Beschäftigten sind weiblich. Das Einkommen steht jedoch, verglichen mit gleichwertigen Berufen, am unteren Rand der Statistiken. Trier hat einen großen Arbeitsmarkt im Gesundheitswesen. Der Fachkräftemangel bedroht den Bestand der Krankenhäuser und Altenpflegeeinrichtungen. Dazu kommt die besondere (Konkurrenz)-Situation mit Luxemburg. Ziel der Veranstaltung war, diese Zusammenhänge aufzuzeigen und gemeinsam Lösungen für eine finanzielle und gesellschaftliche Aufwertung der Gesundheitsberufe zu diskutieren.

Sind Sie enttäuscht, dass nach der Kommunalwahl im Mai der Anteil der Frauen im Trierer Stadtrat wieder leicht zurückgegangen ist?

Ich gehe davon aus, dass wir weiterhin in Rheinland-Pfalz  an der Spitze stehen. Daher bin ich nicht enttäuscht. Die Quote ist mit knapp 40 Prozent immer noch sehr hoch. Die Chancen, dass Fraueninteressen im Rat weiter stark berücksichtigt werden, stehen sehr gut.

Das Gespräch führte Petra Lohse