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08.12.2020

Geschenk eines Unbekannten

Auf dem prunkvollen goldenen Deckelbecher ist die Porta Nigra und das rote Stadtwappen zu sehen.
Auf dem Pokal sind auf dieser Seite das Stadtwappen (unten) und die Porta Nigra (oben) zu sehen. Foto: Stadtmuseum.

Eine Goldschmiedearbeit von herausragender Qualität und mit engem Bezug zur Trierer Stadtgeschichte darf das Stadtmuseum Simeonstift fortan sein Eigen nennen: Das Museum konnte den prunkvollen Deckelbecher der Familie Rautenstrauch im Kunsthandel für die städtische Kunstsammlung erwerben.

Zur Silberhochzeit der Eheleute Anna Maria Joest und Eugen Rautenstrauch im Jahr 1897 ließ ein unbekannter Schenker sich nicht lumpen: Ein prunkvoller Deckelbecher wurde bei dem renommierten Trierer Goldschmied Josef Brems-Varain in Auftrag gegeben, in dessen Werkstatt dieser in kunsthandwerklich höchster Qualität ausgeführt wurde.

Spruchband mit Mosellied

Die Motive des Pokals verweisen auf Städte, die für die Familie Rautenstrauch von großer Bedeutung waren, darunter Köln, Antwerpen und Straßburg – Orte, in denen die weitverzweigte Trierer Kaufmannsfamilie neben dem Stammsitz an der Mosel Dependancen eröffnet hatte. Die Hauptrolle auf dem Deckelbecher spielt jedoch die Stadt Trier: In vier Kartuschen sind umlaufend gravierte Ansichten der Stadt eingebracht: Die Porta Nigra, eine Ansicht Triers von Westen, das Palais Rautenstrauch (Warsberger Hof) und der Hauptmarkt mit Steipe. Unter diesen Elementen ist in einem umlaufenden Spruchband eine Zeile aus dem Mosellied eingraviert: „O Moselstrand, o selig Land, ihr grünen Berge, o Fluß und Thal, ich grüss euch von Herzen vieltausendmal.“

Internationale Größe

Johann Wilhelm Rautenstrauch (1791-1858), der Onkel des Jubilars, hatte in Trier den Grundstein für das Imperium der Familie Rautenstrauch gelegt, die bis ins 20. Jahrhundert hinein eine internationale Größe im Gerbereiwesen und im Lederhandel war. Der Pokal, dessen Stifter bislang unbekannt ist, zeigt die nachhaltige und besondere Verbundenheit der Familie Rautenstrauch mit der Stadt Trier.

Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr ist glücklich über den Neuzugang in der Sammlung: „Der Pokal vermittelt ein wichtiges Kapitel der Trierer Wirtschaftsgeschichte ganz unmittelbar auf einer menschlichen Ebene – noch dazu ist die Ausführung erste Güte. Für die städtische Sammlung ist uns damit ein echter Coup gelungen.“ Als stadtgeschichtliches Schlüsselobjekt soll der Deckelbecher auch einen Platz in der neu eingerichteten Dauerausstellung des Museums bekommen, die für 2023 geplant ist.