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07.12.2021

Gemeinsames Gedenken ein Jahr danach

Blick in den beleuchteten Altarraum mit den geistlichen Leitern des Gottesdienstes. Foto: Helmut Thewalt/Bistum Trier
Blick in den beleuchteten Altarraum mit den geistlichen Leitern des Gottesdienstes. Foto: Helmut Thewalt/Bistum Trier

Ein Jahr nach der schrecklichen Amokfahrt gedachten Geistliche verschiedener Konfessionen im Dom neben der Getöteten auch des Leids der 18 schwer verletzten Menschen, der vielen bis heute Traumatisierten und der zahlreichen Einsatzkräfte vor Ort. Am Abend des 1. Dezember fand in der Basilika zudem ein Gedenkkonzert statt.

Genau zur Tatzeit um 13.46 Uhr begann die Helena-Glocke zu läuten. Für vier Minuten erinnerte ihr Klang an die schreckliche Tat, bei der der mutmaßliche Täter mit einem Auto durch die Innenstadt gerast war. Bei der Amokfahrt waren ein 45-jähriger Vater, sein neun Wochen altes Baby sowie drei Frauen im Alter von 25, 52 und 73 Jahren zu Tode gekommen. Ein 77-jähriger Mann verstarb im Oktober an den Folgen seiner Verletzungen.

Der 1. Dezember 2020 habe zu Beginn der Adventszeit „unsere Stadt Trier verändert“, sagte Bischof Ackermann. Er feierte den Gottesdienst zusammen mit Christoph Pistorius, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Apostel Clément Haeck von der Neuapostolischen Kirche und Erzpriester Georgios Basioudis von der griechisch-orthodoxen Kirche. An dem live übertragenen Gottesdienst nahmen auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Oberbürgermeister Wolfram Leibe sowie Mitglieder des Stadtrats teil.

„Tief betroffen und traurig nehmen wir Anteil, genauso wie viele andere Schülerinnen und Schüler von unserer Schule“, sagte Leo Pfeifer, Schüler am Gymnasium Saarburg. Zusammen mit seinen Mitschülerinnen Finia Wiens und Mattea Walter stellte er ein Projekt vor, bei dem die Schüler unmittelbar nach der Amokfahrt im Kunstunterricht Tonfiguren gestaltet hatten. „Mit ihnen möchten wir unser Mitgefühl sowie unsere Trauer ausdrücken und die Figuren als Geschenk unserer Verbundenheit in den Dom bringen.“

Bischof Ackermann dankte den Schülern für die Figuren, die im Dom zum Gedenken ihren Platz finden werden. „Als klein und zerbrechlich – fast unscheinbar“ seien sie beschrieben. „Dennoch ist die Haltung, in der sie dargestellt sind, eindrücklich“, stellte Ackermann fest und betonte die Bedeutung von Erinnerungsorten „zu denen wir mit unseren Gefühlen und Fragen kommen können“. Figuren und Gedenkorte könnten zwar kein Leben zurückbringen, aber „sie ermutigen dazu, einander beizustehen und aufzurichten“. Besonders dankte der Bischof den Einsatzkräften, die „genau das versucht haben und dabei schmerzlich auch ihre Grenzen spüren mussten“. Neben der Erinnerung und dem Leid stehe an dem Tag die Bitte, dass „Gott uns etwas sagt: hinein in unsere Sprachlosigkeit und Trauer, in unsere Wut auf Tat und Täter, hinein in Angst und Furcht“, erklärte Vizepräses Pistorius. Er verwies auf Gottes Treue bis in den Tod hinein und darüber hinaus. „Das ist unser christlicher Glaube. Es ist eine Zusage, ein Versprechen.“ Er lade ein „zur Dankbarkeit für das Geschenk des Lebens, für die gemeinsame Zeit, das eigene Leben und für die Menschen, die mit uns durch das Leben gehen“.

Mit dem Fürbittgebet für alle Betroffenen, der Bitte um den Segen und dem Schlusslied „Von guten Mächten treu und still umgeben“ endete die Gedenkstunde. Musikalisch gestaltet wurde sie unter der Gesamtleitung von Domkapellmeister Thomas Kiefer von Domorganist Josef Still an der Schwalbennestorgel, Ulrich Krupp an der Chororgel, dem Vokalensemble der Dommusik, dem Orchester „L’arpa festante“ sowie von Kantorin Christina Elting und Tenor Tilman Lichdi.

OB Wolfram Leibe erklärte im Anschluss an den Gottesdienst, auch er persönlich habe wieder „wahrgenommen und gespürt, wie wichtig es ist, dass wir solche Gottesdienste und Orte haben, wo wir ungestört trauern können“. Mit allen Religionsgemeinschaften und mehreren hundert Menschen gemeinsam zu gedenken, habe Kraft gegeben. Er habe den betroffenen Familien daher versprochen, jedes Jahr einen Ort des Gedenkens zu schaffen und die Möglichkeit zu geben, innezuhalten.

Abends fand dann ein Requiem in der Konstantin-Basilika statt. Unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Kiefer und Generalmusikdirektor Jochem Hochstenbach war unter anderem das Requiem opus 48 von Gabriel Fauré zu hören. Es spielten das Philharmonische Orchester der Stadt Trier gemeinsam mit dem Domchor, dem Opernchor und Mitgliedern des Bachchores.