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23.01.2024

Für große und kleine Krisen gerüstet

Sitzung an zwei gegenüberliegende Tischen im Stabsraum
Unter der Leitung von OB Wolfram Leibe (hinten, 3.v. l.) tagt der Verwaltungsstab. Auch die Dezernenten Dr. Thilo Becker (hinten, 2. v. l.) und Ralf Britten (4.v. l.) sind mit dabei.

Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen: Getreu dieser Devise wurde kürzlich bei der großen Bauerndemonstration in Trier der Verwaltungsstab des Rathauses einberufen. Ein Blick hinter die Rathaustüren zeigt, was dahintersteckt.

Bei Krisenlagen oder Katastrophen wirft die Verwaltung kurzfristig ihre gewohnten Strukturen um und arbeitet mit amts- und dezernatsübergreifenden Stäben. Bei der Berufsfeuerwehr ist das zum Beispiel bei den immer wieder auftauchenden Bombenentschärfungen schon ein gut eingeübtes Verfahren. Dann sitzen neben den Experten der Feuerwehr und des Rettungsdienstes auch andere Beteiligte wie die Polizei, die Stadtwerke und andere städtische Ämter mit am Tisch im Stabsraum der Feuerwehr, planen die Evakuierung von Straßen, die Unterbringung von Menschen und die Abläufe rund um die Entschärfung. Eine ähnliche Struktur wie bei solchen aktuellen Stabslagen gibt es auch innerhalb der Stadtverwaltung – und kürzlich gab es einen Anlass, sie zu aktivieren. 

Zwar handelte es sich bei der für den 8. Januar angekündigten Großdemonstration der Landwirte mit 1000 Traktoren in Trier nicht um eine akute Katastrophenlage, in der Menschenleben bedroht gewesen wären. Aber nachdem die Anmeldung eingegangen war, wurde in der Verwaltung schnell klar: Eine Demonstration in dieser Größenordnung wird das öffentliche Leben in Trier erheblich beeinträchtigen. Hintergrund waren die wegen der Bauerndemo zu erwartenden Auswirkungen und Belastungen für Zehntausende von Bürgerinnen und Bürger der Stadt und der umliegenden Gemeinden. 

Trotz der Verkehrsbelastung am Demonstrationstag musste die Stadtverwaltung sicherstellen, dass die Infrastruktur der Stadt funktioniert, dass Rettungswege für Feuerwehren, Rettungsfahrzeuge, Krankentransporte und die Polizei, aber auch beispielsweise für Pflegedienste frei zugänglich und alle Häuser im Stadtgebiet, die Kliniken und Altenheime erreichbar blieben.

Schon am Mittwoch, 3. Januar, nahm deshalb die Koordinierungsgruppe des Verwaltungsstabes die Arbeit im neuen Stabsraum im ehemaligen Bürgeramt auf. Dieser ist mit Computern, Großbildschirmen und Schreibtischen so ausgestattet, dass er unter normalen Umständen als Fortbildungs- und Tagungsraum dient und im Krisenfall sofort zum Stabsraum umfunktioniert werden kann. 

Dort arbeiteten rund ein Dutzend Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus verschiedenen Ämtern und Dezernaten permanent als Innerer Dienst und als Abteilung Lage/Prognose/Dokumentation sowie Kommunikation an der Vorbereitung des Demonstrationstages. Von dort aus glühten die Telefondrähte, um mit Hilfe anderer Ämter beispielsweise Krankenhäuser, Schulen, Kitas oder Pflegedienste, Wirtschaftsverbände und Unternehmen frühzeitig über die anstehenden Behinderungen zu informieren, die Sitzungen des Verwaltungsstabes vorzubereiten und sich mit anderen Behörden abzustimmen.

Der eigentliche Verwaltungsstab tagte, vorbereitet von der Koordinierungsgruppe, in den Tagen vor der Demonstration dreimal. Er wird normalerweise vom Beigeordneten Ralf Britten geleitet, die juristische und politische Gesamtverantwortung trägt OB Wolfram Leibe. Vertretungsweise hatte Beigeordneter Dr. Thilo Becker die ersten drei Sitzungen des Verwaltungsstabes geleitet, Oberbürgermeister Leibe und Beigeordneter Britten hatten aber auch ihren Urlaub unterbrochen und sich über die aktuelle Lage im Stab informiert.

In diesem großen Verwaltungsstab werden neben Vertretern der Koordinierungsgruppe weitere Amtsleitungen fallweise hinzugezogen. In diesem Fall waren es beispielsweise Ordnungs- und Jugendamt, Amt für Soziales und Wohnen, die Bürgerdienste, das Rechtsamt, StadtRaum Trier und natürlich die Berufsfeuerwehr. Auch der Personalrat der Stadtverwaltung war in der gesamten Lage direkt mit beteiligt. 

Der Verwaltungsstab trifft, vorbereitet von der Koordinierungsgruppe, die jeweils anstehenden Entscheidungen in der aktuellen Lage. Auch am Tag der Demonstration, dem 8. Januar, nahm die nochmals ausgeweitete Koordinierungsgruppe schon um 6 Uhr morgens ihre Arbeit auf. Parallel hatte auch die Berufsfeuerwehr ihren Stab aktiviert. Im Rathaus liefen Live-Bilder der Feuerwehrdrohne auf, um die Lage einschätzen zu können, Die Polizei hatte einen Verbindungsbeamten geschickt, der den direkten Draht ins Präsidium hielt und auch die Stadtwerke waren im Stab vertreten. 

Die Demonstration verlief friedlich, die Triererinnen und Trierer hatten sich gut auf die Belastung eingestellt, viele blieben zu Hause, Rettungswege blieben stets frei – aus Sicht des Rathauses ein Erfolg. Oberbürgermeister Wolfram Leibe lobt deshalb  im Nachgang die Arbeit des Verwaltungsstabes und der Koordinierungsgruppe, die dazu erheblich beigetragen hatte: „Es hat sich gezeigt, dass es eine gute Entscheidung war, die Stabsarbeit in diesem Fall aufzunehmen – auch wenn es hier nicht um eine Krisenlage wie eine Flut oder einen Bombenfund ging. Das ämter- und dezernatsübergreifende Team hat die komplexe Aufgabe wirklich gut gelöst. Dass der Tag so gut verlaufen ist, ist der guten Vorbereitung und der frühzeitigen Kommunikation zu verdanken.“

Michael Schmitz