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12.05.2015

Frühe Buchdrucke neu entdeckt

rofessor Reiner Nolden mit einem historischen Druck.
Professor Reiner Nolden mit einem historischen Druck. Foto: Stadtbibliothek

2600 unterschiedliche Werke aus der Zeit des frühen Buchdrucks zählt die Stadtbibliothek Trier in insgesamt 3060 Exemplaren zu ihren Beständen. Dies ist die Bilanz einer Neuinventarisierung, die Professor Reiner Nolden, inzwischen pensionierter Direktor des Stadtarchivs, in jahrelanger Arbeit durchgeführt hat. In einem Katalog, der vor wenigen Wochen erschienen ist, hat er Informationen zu allen gedruckten Werken zusammengestellt, die bis zum Jahr 1500 entstanden sind.

Unter den frühen Drucken der Stadtbibliothek befinden sich die bekannte Gutenberg-Bibel mit ihren kostbaren Nachfolgern, aber auch 14 Neufunde, etwa ein unbekannter Kölner Druck und ein Einblattdruck aus Himmerod. Eine Bibel des Gutenberg-Mitarbeiters Peter Schoeffer wurde im Zuge der Arbeiten neu auf das Jahr 1472 datiert. Die untersuchten Werke stammen aus dem Zeitraum zwischen der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern Mitte des 15. Jahrhunderts und dem Jahr 1500. Drucke aus dieser Zeit werden auch Wiegendrucke oder Inkunabeln (lat. cunae = Wiege) genannt, weil sie den Beginn einer neuen Kulturtechnik dokumentieren, die die Handschriften des Mittelalters langsam ablöste. Inkunabeln gilt daher ein besonderes wissenschaftliches Interesse.

Die Trierer Stadtbibliothek hat ihren Inkunabelbestand zum Großteil der Französischen Revolution zu verdanken, in deren Folge Domkapitel und Klöster mit ihren Archiven und Bibliotheken aufgelöst wurden. Trier war zu dieser Zeit Hauptstadt des Département de la Sarre. Dementsprechend gelangten die Bücher aus den Klöstern in die dort bestehende öffentliche Bibliothek, die von den Franzosen aus den Beständen der aufgelösten Jesuitenbibliothek und der Universitätsbibliothek eingerichtet worden war.

Ab dem 19. Jahrhundert verkaufte die Stadtbibliothek indes viele ihrer Schätze, insbesondere Exemplare, die sie in mehrfacher Ausfertigung besaß. Das Geld steckte man in die Ausstattung und den Betrieb der Bibliothek. In den 1920er Jahren versuchte man gar, durch Verkäufe der Weltwirtschaftskrise zu trotzen. Diese Praxis wurde erst 1934 gestoppt. Schätzungsweise 2000 Exemplare aus dem 15. Jahrhundert haben Trier während dieser langen Zeit verlassen.

Trotzdem blieben die Bestände umfangreich und in Fachkreisen sehr gefragt. Der neue Inkunabelkatalog, der in den Trierer Bibliotheken zur Einsicht zur Verfügung steht, ermöglicht nun wieder einen besseren Zugang. Die Gutenbergbibel und weitere bedeutende Stücke aus der umfangreichen Sammlung können in der Schatzkammer der Stadtbibliothek besichtigt werden.