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14.05.2019

Frontsoldat und Weißer Vater

Pater Franz Früh bekam an seinem 100. Geburtstag Besuch von seiner Patentochter Dorothea Niklas, Bürgermeisterin Elvira Garbes und Ortsvorsteher Dominik Heinrich (v. r.).
Pater Franz Früh bekam an seinem 100. Geburtstag Besuch von seiner Patentochter Dorothea Niklas, Bürgermeisterin Elvira Garbes und Ortsvorsteher Dominik Heinrich (v. r.).

„Wenn man Ärger und Frust mit sich herumträgt, wird man bestimmt nicht alt." Franz Früh muss es wissen: Der Pater vom Orden der Weißen Väter feierte vergangene Woche seinen 100. Geburtstag und ist damit der älteste männliche Einwohner von Trier. Zur Feier mit seinen Mitbewohnern und den Betreuerinnen im Gästehaus des Brüderkrankenhauses gesellten sich Bürgermeisterin Elvira Garbes und Ortsvorsteher Dominik Heinrich, die mit Blumen und Wein gratulierten und die Glückwünsche von Ministerpräsidentin Malu Dreyer überbrachten.

Franz Früh ist seit 65 Jahren Priester bei den Weißen Vätern, einem Orden, der sich der Mission in Afrika verschrieben hat. Sein Noviziat absolvierte er in Algerien. Doch zuvor erlebte er die Schrecken der Nazizeit und des Zweiten Weltkriegs hautnah mit. In Baden-Baden geboren, wuchs er in einer tief im katholischen Glauben verwurzelten Familie auf. Wegen ihrer Frömmigkeit wurde sie von den Nazis schikaniert, Früh selbst musste deshalb die Schule wechseln.

Noch vor dem Krieg kam er in Kontakt mit den Weißen Vätern und für ein Theologiestudium erstmals nach Trier, wurde aber dann zur Wehrmacht eingezogen: „Der Russlandfeldzug war schrecklich. Ich war immer an vorderster Front und habe sehr viele Kameraden verloren." Dass er selbst nie getroffen wurde, schreibt er seinem Glauben und seinen Gebeten zu.

Diese Erlebnisse erzählte Pater Franz mit fester Stimme und fesselte damit die Geburtstagsgesellschaft. Nach seiner Rückkehr aus der russischen Kriegsgefangenschaft entschied er sich endgültig, sich den Weißen Vätern anzuschließen. Im Orden übernahm er in den folgenden Jahrzehnten verschiedene Funktionen. Eine Zeit lang lehrte er zum Beispiel scholastische Philosophie in Saarbrücken. Gerne wäre er auch für längere Zeit nach Afrika gegangen, doch die Ordensleitung hatte andere Pläne. „Das finde ich bis heute schade. Andererseits: wenn ich 10 oder 15 Jahre in Afrika verbracht hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht 100 Jahre alt geworden."