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19.11.2019

Fit für das neue Jahrzehnt

Romantitel auf einem Tabletbildschirm
Ein wichtiger Schritt bei den Digitalangeboten der Stadtbibliothek war 2010 der Start der Onleihe. Vergangenes Jahr wurden allein in diesem Bereich 86.332 Entleihungen registriert. Foto: Stadtbibliothek Palais Walderdorff

Die Stadtbibliothek Palais Walderdorff feiert 2019 ihren 80. Geburtstag als öffentliche Bücherei und plant eine Modernisierung, um fit zu sein für neue Herausforderungen. Das seit einiger Zeit vorbereitete Projekt soll einen kräftigen Schub erhalten durch einen vom Stadtrat bewilligten Förderantrag bei dem Programm „Hochdrei – Stadtbibliotheken verändern" der Kulturstiftung des Bundes. Wird der Antrag bewilligt, wird das städtische Budget nicht belastet.

Die Gesamtkosten von rund 119.600 Euro für das Projekt in den Jahren 2020 und 2021 könnten komplett durch externe Partner gedeckt werden. Neben dem möglichen Zuschuss von gut 107.000 Euro der Kulturstiftung des Bundes haben die Reh- und die Nikolaus-Koch-Stiftung jeweils 6000 Euro zugesagt.

Neuer Name gesucht

Für die Modernisierung der Bibliothek als Teil des städtischen Bildungs- und Medienzentrums wurden drei zentrale Schwerpunkte formuliert: Weiterentwicklung des Lernraums, Erweiterung der Kompetenzen und Änderung der Wahrnehmung der Angebote von außen. Dafür soll demnächst in der ersten Projektphase ein neuer Name für die seit den 90er Jahren unter der Bezeichnung Stadtbibliothek Palais Walderdorff firmierende Einrichtung gefunden werden, der die Alleinstellungsmerkmale mehr hervorhebt. Das hängt auch damit zusammen, dass es immer wieder zu Verwechslungen mit der Bibliothek in der Weberbach kommt.

Insgesamt will sich die Bibliothek breiter aufstellen und noch attraktiver für ihre Kunden werden, aber auch auf neue Trends der Medienentwicklung und geänderte gesellschaftliche Bedingungen reagieren. Eine Analyse hat ergeben, dass sich in der Bibliothek der Ausländeranteil unter den Kunden seit 2006 verdoppelt hat. Zudem gibt es nach aktuellen Schätzungen etwa bei jedem vierten Kind einen Sprachförderbedarf und 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben erhebliche Defizite bei der Lesekompetenz.

Zudem sollen Schwerpunkte gesetzt werden bei einer Bildung für nachhaltige Entwicklung, beim Ausbau von naturwissenschaftlich-technischem Wissen (MINT-Projekte) sowie der Digitalisierung. Gerade in diesen Bereichen gibt es vielfältige Überschneidungen mit anderen Projekten des Bildungs- und Medienzentrums, die in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut wurden.

Um diese Ziele zu erreichen, enthält die Beschlussvorlage zahlreiche Projekte, darunter eine zusätzliche Teilzeitstelle in der Medienpädagogik, neue Lernangebote und eine intensivierte Zusammenarbeit mit diversen Partnern, darunter die Volkshochschule, die Lokale Agenda 21, das Seniorenbüro mit seinem Digitalkompass und das Jugendparlament, das kürzlich zum zweiten Mal Mitveranstalter eines Lesefests war. Dadurch will man Synergien nutzen und neue Nutzergruppen erschließen. Dieses Ziel soll zudem erreicht werden durch zusätzliche Veranstaltungen im Palais Walderdorff, bei denen neue Formate getestet werden. Dafür soll in der wärmeren Jahreshälfte auch der Innenhof zwischen dem Palais Walderdorff und dem Turm Jerusalem verstärkt genutzt werden.

Weiteres wichtiges Anliegen sind Verbesserungen bei der Barrierefreiheit und Inklusion. Die Fördergelder sollen auch eingesetzt werden, um die Ausstattung durch neue iPads zu verbessern, die in das Bibliotheksnetzwerk eingebunden sind. Das Konzept sieht zudem Verbesserungen des räumlichen Angebots vor, unter anderem durch eine Neugestaltung der Kinderabteilung sowie eine stärkere Einbindung des Raums für kleine Forscher im Turm Jerusalem.

Außerdem wird die Ausschreibung zur Nachfolge der demnächst in den Ruhestand gehenden Bibliotheksleiterin an die neuen Anforderungen angepasst. Von einer Neuerung profitieren die Kunden ganz direkt: Das ab 2021 oder 2022 geplante Selbstverbuchungssystem bei der Ausleihe von Büchern und anderen Medien spart ihnen nicht nur Zeit, sondern entlastet auch die Mitarbeiter in der Bibliothek. Sie haben dann mehr Zeit für andere Aufgaben, darunter Angebote für Kindergartenkinder oder Erwachsene mit einem Förderbedarf. Derzeit gibt es eine zentrale Rückgabebox im Foyer im Palais Walderdorff.

Petra Lohse