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05.08.2014

Fast 1800 Jahre verborgen

Cover des Buchs 'Der Trierer Goldschatz'

Vor gut 20 Jahren wurde in Trier der weltweit größte Goldmünzenschatz aus der römischen Kaiserzeit entdeckt. Das Rheinische Landesmuseum widmete dem Fundjubiläum vor kurzem eine Sonderausstellung. Nach dem großformatigen Ausstellungskatalog hat Karl-Josef Gilles nun einen handlicheren Einführungsband zu dem Thema herausgebracht, der auch als Führer durch das Münzkabinett des Museums herangezogen werden kann.

Der 1993 unter abenteuerlichen Umständen in der Feldstraße gehobene Schatz umfasst 2650 Goldmünzen (lat.: Aurei) mit einem Gesamtgewicht von 18,5 Kilogramm. Er enthält zehn Prozent aller weltweit bekannten Aurei aus der Zeitspanne 64 bis 167 nach Christus. So verwundert es auch nicht, dass die Numismatiker in dem Hort 88 zuvor unbekannte Münztypen und -varianten entdeckten. Es finden sich Abbildungen von 29 verschiedenen Kaisern, Kaiserinnen oder sonstigen Angehörigen des Kaiserhauses.

Schätze wurden in den allermeisten Fällen in Kriegs- und Notzeiten aus Furcht vor Plünderungen vergraben. So mag es auch im Trierer Fall gewesen sein: 196 n. Chr., dem Jahr, in dem die Münzreihe abbricht, herrschte im römischen Reich ein Bürgerkrieg und Trier wurde von Truppen des Gegenkaisers Clodius Albinus belagert. In dieser Situation deponierte der Besitzer die riesige Barschaft in einem Bronzekessel und vergrub diesen unter der Kellersohle eines Wohnhauses. Zu vermuten ist, dass der Besitzer anschließend den Kriegswirren oder den Vergeltungsmaßnahmen des siegreichen Kaisers Septimius Severus zum Opfer fiel, so dass der Schatz über die Jahrhunderte unentdeckt blieb.

Alle Fakten und Hintergründe werden in dem Taschenbuch übersichtlich, mit vielen farbigen Abbildungen und für den Laien verständlich  präsentiert. Gilles schlägt dabei den Bogen von Münzfunden aus der Zeit der keltischen Treverer über die Geschichte der Trierer Münzstätte in der Spätantike und der Karolingerzeit bis zu den Prägungen der Trierer Kurfürsten. Deutlich wird, dass die Streuung und Häufigkeit von Münzfunden, die Abbildungen und Umschriften auf den Münzen und deren Edelmetallgehalt für die historische Forschung eine hohe Aussagekraft besitzen. So lassen zum Beispiel die überaus reichlichen Funde einfacher Messing- und Kupfermünzen im Moselsand unterhalb der Trierer Römerbrücke Rückschlüsse darauf zu, in welchen Zeiträumen dieser Flussübergang besonders stark genutzt wurde.

Karl-Josef Gilles, „Der Trierer Goldschatz“ (Reihe Theiss Museumsführer), 96 Seiten, ISBN: 978-3-8062-0003-4, Preis: 8,95 Euro.