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01.09.2009

Fankultur fördern, Gewalt verhindern

Geschichtslektion im Moselstadion: Mit diesem überdimensionalen Plakat begrüßten die Eintracht-Fans 2007/08 ihre Mannschaft vor dem Spiel gegen Worms. Das neue Projekt will die Fanclubs auch bei der Gestaltung solcher „Choreos“ unterstützen. Foto: SCT
Geschichtslektion im Moselstadion: Mit diesem überdimensionalen Plakat begrüßten die Eintracht-Fans 2007/08 ihre Mannschaft vor dem Spiel gegen Worms. Das neue Projekt will die Fanclubs auch bei der Gestaltung solcher „Choreos“ unterstützen. Foto: SCT
Die Fans des Fußball-Traditionsclubs Eintracht Trier sind so leicht nicht zu erschüttern. Wer trotz zweier Abstiege in Folge an jedem zweiten Wochenende in schwarz-weiß-blauer Kluft ins Moselstadion pilgert, darf sich mit Recht als treuer Anhänger bezeichnen. Immerhin: Der Start in die neue Regionalliga-Saison ist gelungen, beim Auswärtssieg in Saarbrücken waren über 1000 Eintracht-Fans dabei.

Die Trierer Fanszene ist lebendig, allein im Dachverband „Supporters Club Trier“ haben sich 20 Fanclubs zusammengeschlossen. Doch gab es in den letzten Jahren auch negative Tendenzen, darunter einzelne Gewalttätigkeiten und eine Unterwanderung der Szene durch Rechtsradikale. Um diesem Trend entgegenzuwirken, wurde das Fanprojekt Trier ins Leben gerufen.

Kernstück des offenen Angebots ist ein Gruppenraum in der Metternichstraße, der an zwei Abenden der Woche und natürlich an den Heimspieltagen der Eintracht geöffnet ist. Auch bei Auswärtsfahrten sind die Mitarbeiter des Fanprojekts dabei. „Wir wollen die jugendlichen Fans kennenlernen, ihr Vertrauen gewinnen und bei Konflikten mit der Polizei oder dem Verein vermitteln“, sagt Projektleiter Thomas Endres.

Kreativität und Herzblut

Besondere Aufmerksamkeit gilt naturgemäß den „Problemfans“, deren Anteil Endres mit rund fünf Prozent beziffert. Für diese Gruppe stehen beim Stadionbesuch oftmals Alkohol und Randale im Vordergrund. „Umso wichtiger ist es, die vielen positiven Aspekte der Fankultur, die große Kreativität und das bedingungslose Engagement der jungen Leute zu fördern“, betont Michael Gabriel von der Koordinierungsstelle Fanprojekte der Deutschen Sportjugend. Deshalb können die Eintracht-Anhänger in ihrem neuen Treffpunkt nicht nur Kicker oder Dart spielen, sondern auch Fahnen gestalten und aufwändige Choreographien für die gesamte Fankurve vorbereiten.

Fanprojekte haben sich laut Martin Spitzl von der Abteilung Sicherheit und Prävention des Deutschen Fußballbundes (DFB) in den vergangenen Jahren als sehr wichtiger Baustein in der Sicherheitsstruktur des Fußballs erwiesen. Nach einer anderthalbjährigen Anlaufphase und teilweise schwierigen Verhandlungen über die Finanzierung ist es nun auch in Trier soweit: Anfang Juli hat das 46. Fanprojekt in Deutschland seine Arbeit offiziell aufgenommen, eines der wenigen in der Regionalliga und nach Mainz und Kaiserslautern erst das dritte in Rheinland-Pfalz. Träger ist das Exhaus. Das Jahresbudget von 84.000 Euro teilen sich das Land Rheinland-Pfalz, der DFB und die Kommunen. Die Kulturstiftung der Sparkasse Trier unterstützt das Rathaus und den Landkreis Trier-Saarburg bei der Finanzierung des kommunalen Anteils. „Dass sich Stadt und Landkreis gemeinsam engagieren, ist bundesweit eine Ausnahme“, betonte Bürgermeister Georg Bernarding bei der Präsentation des Fanprojekts. Mit dem Exhaus sei ein ausgewiesener subsidiärer Träger in räumlicher Nähe zum Moselstadion gefunden worden. „Das Exhaus ist nahe dran an der Jugendkultur und für mich fast schon ein Erfolgsgarant für das Projekt.“

Kooperation mit Polizei und Verein

Die beiden hauptamtlichen Mitarbeiter Thomas Endres und Dominik Boulanger sehen sich als unabhängige Ansprechpartner sowohl für die Fans als auch für den Verein und die Sicherheitskräfte. In der Gewaltprävention und Deeskalation sieht daher auch Stefan Christmann vom rheinland-pfälzischen Innenministerium eine wichtige Aufgabe von Fanprojekten. Helmut Stüber von der Polizeiinspektion Trier sicherte dem Fanprojekt ebenso wie Eintracht-Vorstand Harry Thiele volle Kooperationsbereitschaft zu.