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05.03.2024

Experten in eigener Sache

Ein umfunktionierter Bauwagen mit Theke und vielfarbigen Graffiti
Auf Wunsch der Teilnehmenden der Jugendkonferenz 2022 wurde letztes Jahr von der Stadtjugendpflege in Kooperation mit dem Kulturgraben das Jugendcafé auf dem Augustinerhof ins Leben gerufen. Foto: Kulturgraben e.V.

Um herauszufinden, welche Orte junge Menschen in ihrer Stadt brauchen und welche Verbesserungen wünschenswert wären, befragt die Mobile Spielaktion diejenigen, die es am besten wissen müssen: die Jugendlichen selbst. Über die ersten Erkenntnisse berichtete der Verein nun im Jugendhilfeausschuss.

Palastgarten, Petrispark und Mosel- ufer, aber auch Parkdecks, Unterführungen und Brücken – wo Jugendliche sich wohl fühlen, hängt von ganz unterschiedlichen Faktoren ab. Damit diese in den Gestaltungsplänen der Stadt berücksichtigt werden können, befragt die Mobile Spielaktion seit Mai letzten Jahres junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, die sich regelmäßig in Trier aufhalten. Insgesamt 843 Aussagen hat die Mobile Spielaktion seitdem gesammelt und diese nun für den Jugendhilfeausschuss zusammengefasst. 

Manchmal spielt für die Jugendlichen die Möglichkeit, sich in der Nähe mit Snacks und Getränken zu versorgen, eine Rolle. Andere bevorzugen Orte, an denen sie sich den Blicken Erwachsener entziehen und unter sich sein können. Überdachte Orte werden zum Schutz vor Sonne und Regen aufgesucht. Plätze zum Bolzen, Basketballspielen oder Skaten sind ebenso gefragt wie Grünflächen zum Picknicken und Entspannen oder Strecken zum Spazieren oder Joggen. Vieles davon finden die Jugendlichen bereits, doch in vielen Punkten ist aus ihrer Sicht in Trier noch Luft nach oben. Oft geäußerte Wünsche sind zum Beispiel WLAN-Anschluss, Steckdosen und Mülleimer, mehr öffentliche Toiletten, Sitzgelegenheiten und auch Tische, die sich zum Lernen eignen. Auch Grillmöglichkeiten, kostenlose Trinkwasserspender, Kioske oder Snackautomaten, an denen man sich auch nach Ladenschluss noch mit Essen und Getränken eindecken kann, wurden genannt. 

Groß ist auch der Wunsch nach mehr Grünflächen und Sportmöglichkeiten, auch mit Fitnessgeräten und Basketballkörben. Um witterungsunabhängig zu sein, wünschen sich viele Jugendlichen neben überdachten Orten draußen auch informell nutzbare Innenräume, die sie frei gestalten und nutzen können.

Im Ausschuss merkte Theresia Görgen (Die Linke) an, dass Jugendliche über den langen Erhebungsprozess erwachsen würden und schlug vor, bereits mit der Umsetzung der Vorschläge zu beginnen, zumal viele Wünsche nicht kostspielig seien. Norbert Freischmidt (CDU) sieht in den Ergebnissen Rückenwind für entsprechende Vorhaben, die von den Ortsbeiräten beschlossen und mit deren Mitteln finanziert werden könnten. Melanie Breinig (FDP) warf die Frage auf, inwiefern es von den Jugendlichen überhaupt einen Handlungswunsch an die Politik gebe: „Die Skatehalle wird ja gerade deshalb mit Zähnen und Klauen verteidigt, weil sie von Jugendlichen erobert wurde.“

Die Mobile Spielaktion will die Befragung in weiteren Ortsteilen fortsetzen und sowohl den Fokus auf Qualitätskriterien schärfen als auch die fachliche Sicht Erwachsener ergänzen. 

Helena Belke