Sprungmarken
13.10.2009

Es ist viel cooler, nein zu sagen

Bingetrinken und Komasaufen sind bei einigen Jugendlichen „in“. Über die gravierenden Folgen sind sie sich oft nicht bewusst.
Bingetrinken und Komasaufen sind bei einigen Jugendlichen „in“. Über die gravierenden Folgen sind sie sich oft nicht bewusst.
Mit Blaulicht wird Marco, 15 Jahre,  ins Krankenhaus eingeliefert: Alkoholvergiftung. Miriam wacht am nächsten Morgen in einem fremden Bett auf. Wie sie dorthin gekommen ist, weiß sie nicht: Blackout. Sebastian fährt nach der Disco betrunken gegen einen Baum: Einer seiner Mitfahrer stirbt. Michael erhält eine erschütternde Diagnose: Thrombose. Die Jugendlichen haben die Gefahren von Alkohol und Nikotin unterschätzt.
Um eine kritische Haltung bei Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren zu Nikotin und Alkohol zu fördern, veranstaltete die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit dem Cinemaxx-Kino, der Stadt, dem regionalen Arbeitskreis Suchtprävention
Trier/Trier-Saarburg sowie weiteren regionalen Partnern die Jugendfilmtage „Nikotin und Alkohol – Alltagsdrogen im Visier“. Filme wie „Das Jahr der ersten Küsse“ und „Thank you for smoking“, die die Klassen im Unterricht vor- und nachbereiteten, können laut BZgA wichtige Impulse setzen, damit sich Jugendliche mit diesen Themen auseinandersetzen.

Jugendtaxi für sichere Heimfahrt

„Wir wollen keine Spielverderber sein, die Alkohol komplett verbieten, sondern Denkanstöße geben, damit er verantwortungsvoll konsumiert wird“, so Ingeburg Brandt vom Arbeitskreis Suchtprävention. Dazu war beispielsweise der Promille-Run gedacht: Spezialbrillen schränken die Wahrnehmung der rund 1 200 Schüler so ein, als ob sie einen Rausch mit mehr als einer Promille Alkohol hätten: Sie scheiterten an einem Steckspiel für Kleinkinder und konnten nicht mehr auf einer Linie gehen. Verkehrstüchtig sind sie so nicht mehr. Helmut Reis, Beigeordneter des Landkreises Trier-Saarburg, wies auf das Jugendtaxi hin. Stadt und Kreis bezuschussen die nächtliche Heimfahrt 16- bis 21-Jähriger im Taxi am Wochenende und vor Feiertagen mit zwei Euro pro Person und Tour.

Auch Basketball-Profi James Marsh hält nichts vom erhobenen Zeigefinger. Es gehe um das richtige Maß. Mal ein Bier zu trinken, sei in Ordnung, aber man solle nicht besoffen neben der Grillhütte liegen und sich übergeben. Sport, insbesondere in der Mannschaft, könne helfen, die Persönlichkeit zu stärken und Alltagsdrogen zu widerstehen.

Das schwierigste für Raucher ist das Aufhören, sind sich die Experten einig. Deshalb gaben sie den Jugendlichen Tipps und Kontakte zur Entwöhnung. „Wir zeigen keine Bilder vom Raucherbein oder von der Lungenbiopsie, weil sie nicht nachhaltig wirken“, so Malte Schmidt-Kohl von der BZgA, deren Kampagnen „Na toll“, „Kenn dein Limit“ und „Rauchfrei“ auf den verantwortungsbewussten Umgang mit Alltagsdrogen abzielen.

Bingetrinken bereitet Sorgen

Während sich laut einer repräsentativen Befragung der BZgA von 2008 unter zwölf- bis 17-jährigen Jugendlichen die Zahl der Raucher mit 15,4 Prozent seit 2001 (28 Prozent) nahezu halbiert hat und damit auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Befragungen im Jahr 1979 gefallen ist, sind die Ergebnisse zum Alkoholkonsum nach wie vor alarmierend. Wenn auch die Zahlen nach einem Anstieg zwischen 2005 und 2007 wieder rückläufig sind, bereitet den Experten vor allem das so genannte Komasaufen und Bingetrinken (mehr als fünf alkoholische Getränke hintereinander) Sorgen. Bei der Befragung gaben 20,4 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen an, dass sie in den letzten 30 Tagen bei einer Gelegenheit fünf oder mehr alkoholische Getränke hintereinander getrunken hätten. Etwa sechs Prozent der Jugendlichen konsumieren eine selbst für Erwachsene riskante Alkoholmenge.
  • Infos zum Jugendtaxi bei der Stadtjugendpflege (0651/718-1545 und -1541) oder der Jugendschutzbeauftragten, Telefon: 0651/715-389.