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25.10.2011

"Es hat einfach gefunkt"

Ortsvorsteherin Monika Thenot, OB Klaus Jensen und Dieter Feltes, Koordinator der Ruwerer Ortsvereine (hintere Reihe, v. l.), gratulieren dem Ehepaar Bertz zu seinem seltenen Jubiläum.
Ortsvorsteherin Monika Thenot, OB Klaus Jensen und Dieter Feltes, Koordinator der Ruwerer Ortsvereine (hintere Reihe, v. l.), gratulieren dem Ehepaar Bertz zu seinem seltenen Jubiläum.
„Helene habe ich an Silvester 1945 kennen gelernt. Ich war erst eine Woche zuvor vom Militär zurückgekehrt – und habe gleich die große Liebe getroffen“, erinnert sich Helmut Bertz an die erste Begegnung mit seiner Frau, die als Arbeitskraft aus dem früheren Jugoslawien auf einen Bauernhof in die Mark Brandenburg gekommen war. Bereits Ostern 1946 waren sie verlobt und im Oktober wurde geheiratet. „Ich hätte nie gedacht, dass wir 65 Jahre verheiratet bleiben“, sagt Helene Bertz und schaut ihren Mann an. Warum sich die beiden 86-Jährigen damals ineinander verliebten, wissen sie heute nicht mehr. „Es hat eben einfach gefunkt“, bringt Helmut es auf den Punkt.

Jetzt feierte das Paar seine Eiserne Hochzeit im Kreise der Familie. Oberbürgermeister Klaus Jensen gratulierte  mit Ortsvorsteherin Monika Thenot und überbrachte den Eheleuten die Glückwünsche der Stadt Trier und des Ministerpräsidenten. „Für mich ist das auch etwas besonders. Ich war noch bei keiner Eisernen Hochzeit in Ruwer“, sagte Jensen und betonte die Seltenheit dieses Jubiläums.

Mit einem Koffer nach Gusterath

Erst vor vier Monaten ist das Ehepaar von Gusterath nach Ruwer zu ihrer Tochter Heilwig gezogen. 1953 war die Familie bei Freunden in Gusterath zu Besuch – und blieb. Helmut bekam eine Stelle als Schlosser angeboten und arbeitete parallel als Hausmeister. „Wir hatten ja nur einen Koffer für die Kinder dabei, alles andere mussten wir uns erarbeiten. Das war eine harte Zeit, denn wir waren ja Zonenflüchtlinge“, sagt er im Rückblick.

Helene Bertz passte zu Hause auf die beiden Töchter auf, nähte Kleidung und hielt das Geld zusammen. „Ich hatte oft Bereitschaft und war nach der Arbeit sehr müde. Da ist Helene einfach unsere Finanzministerin geworden“, erklärt Helmut und lächelt seine Frau an. Zeit für die Kinder blieb dennoch. Versteckspielen und lange Wanderungen bis nach Morscheid standen regelmäßig auf der Tagesordnung. „Es war eine schöne Kindheit“, betont Tochter Waltraud.

In Gusterath waren die Eheleute in mehreren Vereinen aktiv und packten mit an, wo Hilfe gebraucht wurde. „Wir kannten das vom Land nicht anders. Da hilft man sich gegenseitig“, sagt Helmut Bertz. Aus Angst, als DDR-Flüchtling ins Gefängnis zu kommen, traute er sich aber erst nach der Wende wieder in seine alte Heimat. „Wenn man so zurückblickt muss man schon sagen, dass wir so manchen Sturm in unserem Leben mitgemacht haben“, urteilt der Jubilar. Seine Frau fügt hinzu: „Aber zum Glück ging ja alles gut.“