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21.02.2006

Erinnern im Vorübergehen

Aktion "Stolpersteine" zum Gedenken an NS-Opfer

Schülerinnen des AVG haben Rosen an die „Stolpersteine“ für Familie Altmann gelegt, die der Kölner Künstler Gunter Demnig in den Gehweg an der Zuckerbergstraße 16 eingelassen hat.
Schülerinnen des AVG haben Rosen an die „Stolpersteine“ für Familie Altmann gelegt, die der Kölner Künstler Gunter Demnig in den Gehweg an der Zuckerbergstraße 16 eingelassen hat.

Mitten auf dem grauen Asphalt funkelt es. Zehn Zentimeter große, quadratische Messingtafeln haben sich unter die tristen Pflastersteine gemischt. Nicht die Füße „stolpern“ zwangsläufig über sie, sondern die Augen. Über 7000 solcher „Stolpersteine“ hat der Kölner Bildhauer Gunter Demnig bereits in 130 deutschen Städten verlegt. 39 davon in Trier.

Lebensdaten von NS-Opfern

Auf den in Beton eingelassenen Messingplatten stehen die Namen von NS-Opfern: Juden, Sinti, Roma, katholische Widerstandskämpfer, Homosexuelle, Kommunisten, Euthanasieopfer. Ihre Namen, das Geburtsjahr, der Zeitpunkt ihrer Deportation und der Ort der Hinrichtung hat der Aktionskünstler eingraviert. Verlegt werden die Steine auf den Bürgersteigen vor den Häusern, in denen die Menschen zuletzt wohnten, bevor sie von den Nationalsozialisten abtransportiert wurden.

„Dezentrale Denkmäler“

„Dezentrale Denkmäler“ nennt Gunter Demnig seine Stolpersteine. Mit ihnen will er den Opfern des Dritten Reiches „ihre Namen wiedergeben“. „Große Gedenkstätten sind oft weit weg von den Städten und die verfolgten und getöteten Menschen nur noch Zahlen“, so Demnig bei der Verlegung von fünf Gedenksteinen in der Zuckerbergstraße 16. Dort wohnte bis 1944 der letzte Trierer Oberrabbiner Dr. Adolf Altmann mit seiner Familie. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert und umgebracht. Im Beisein von Vertretern der jüdischen Gemeinde und Oberbürgermeister Helmut Schröer ließ Demnig für jedes Mitglied der Familie Altmann ein Messingquadrat in das Pflaster ein. Unterstützt wird der Künstler bei seinen Aktionen in Trier vom Kulturverein Kürenz. Der Historiker Dr. Thomas Schnitzler half bei der Aufarbeitung zahlreicher Trierer Opferbiografien. Am 12. Februar 2005 wurden die ersten „Stolpersteine“ an der Ecke Domänen- und Brühlstraße verlegt.

Michael Zupan und Johannes Verbeek, Vorsitzende des Kulturvereins Kürenz, arbeiten gemeinsam mit Schülern des Auguste-Victoria-Gymnasiums daran, die Lebensläufe der Opfer für die Öffentlichkeit darzustellen. Geplant ist eine Würdigungsfeier, zu der Opferangehörige, die mittlerweile in den USA, in Kanada, Israel oder Frankreich leben, nach Trier kommen sollen.

Finanziert wird das Projekt „Stolpersteine“ über Patenschaften. Für 95 Euro kann jeder die Herstellung und Verlegung eines Steins übernehmen..

 
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