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17.04.2012

"Er will, was er nicht haben kann"

Schauspielerin Elke Becker mit Gitarrist Tommy Reinermann bei der szenischen Lesung zu Kaiser Maximilian im Stadtmuseum.
Schauspielerin Elke Becker mit Gitarrist Tommy Reinermann bei der szenischen Lesung zu Kaiser Maximilian im Stadtmuseum.
Eine ungewöhnliche Annäherung an die Person Kaiser Maximilians I., der vor 500 Jahren anlässlich des Reichstags in Trier den Heiligen Rock erstmals öffentlich zeigen ließ, bietet die szenische Lesung „Frömmigkeit und Politik“, die am Sonntag ihre Premiere im Stadtmuseum Simeonstift feierte.

„Er hatte strahlende Augen, in denen ein Zuneigung gewinnender Ausdruck lag, so dass er von allen geliebt wurde.“ „Heute will er etwas und morgen nicht mehr; er will, was er nicht haben kann, und was er haben kann, mag er nicht.“ Mit diesen doch recht widersprüchlichen Aussagen haben Zeitgenossen Kaiser Maximilian beschrieben.

Doch nicht nur der Charakter, auch die Politik des Habsburgers wirft Fragen auf: War der Glaube für ihn wirklich ein zentrales Herrschaftsmotiv oder waren seine frommen Werke nur ein Vorwand, um Macht und Geld anzuhäufen? Wie passen seine Ambitionen auf die Papstwürde mit seinen zahlreichen Konkubinen zusammen? Welche Rolle spielte die Erhebung des Heiligen Rocks im Rahmen des Trierer Reichstags? Diesen strittigen Themen geht die Lesung anhand von sorgfältig ausgewählten Briefen, Berichten und Chroniken nach, die zum Teil im frühneuhochdeutschen Original vorgetragen werden. „Man muss sich natürlich erstmal in diese Sprache reinhören. Aber wir arbeiten ganz bewusst eng an den Quellen und geben dazu keine Kommentare ab, so dass sich jeder aus den verschiedenen Perspektiven sein eigenes Urteil bilden kann“, erläutert Regisseurin Uschi Britz das Konzept.

Leitfaden 1512 zum Download

Die Wirkung der von Britz, Elke Becker, Regina Waters und deren Tochter Emily gelesenen Texte wird in den Zwischenpausen durch Tommy Reinermanns Gitarrenklänge unterstrichen, die an Lautenmusik an einem mittelalterlichen Hof erinnern. Hauptrequisiten der 45-minütigen Aufführung im Kinosaal des Museums sind rote und schwarze Stoffbahnen, die mal als Kopftuch, mal als Umhang oder als Decke verwendet werden.

Das Stadtmuseum widmet sich dem für Trier historischen Jahr 1512 nicht nur mit der Lesung, sondern hat auch eine Broschüre zu den Ereignissen erstellt. Sie kann von Besuchern als Leitfaden für den Museumsrundgang durch die Dauerausstellung verwendet werden. Anhand von zehn Stationen erläutert das Heft Geschehnisse des Jahres 1512, den historischen Hintergrund der Heilig-Rock-Zeigung und Wissenswertes zur Stadtgeschichte an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit.

 Frömmigkeit und Politik: Maximilian I. und der Trierer Reichstag 1512, Szenische Lesung nach Quellen. Weitere Aufführungstermine im Stadtmuseum Simeonstift: Dienstag, 24. April, 20 Uhr, und Sonntag, 20. Mai (Internationaler Museumstag), 15 Uhr. Kostenloser Download der Broschüre zum Jahr 1512 unter www.museum-trier.de, Rubrik „Museum aktiv“