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20.03.2007

Enzyklika als roter Faden

Im Namen des Päpstlichen Rates Cor Unum nimmt dessen Präsident, Erzbischof Paul Josef Cordes, aus den Händen von OB?Helmut Schröer die Urkunde über den Oswald von Nell-Breuning-Preis 2007 entgegen.
Im Namen des Päpstlichen Rates Cor Unum nimmt dessen Präsident, Erzbischof Paul Josef Cordes, aus den Händen von OB?Helmut Schröer die Urkunde über den Oswald von Nell-Breuning-Preis 2007 entgegen.
Vielleicht lag es an der wissenschaftlichen Aura der Promotionsaula, dass die Feierstunde zur Verleihung des Nell-Breuning-Preises an den Päpstlichen Rat Cor Unum und dessen Präsidenten Paul Josef Cordes zugleich eine theologische Lehrstunde war. Verwunderlich war es allerdings nicht, schließlich war Erzbischof Cordes an der Entstehung der ersten Enzyk-lika Papst Benedikts XVI. mit dem Titel „Deus caritas est – Gott ist die Liebe“ beteiligt. Und dass die Diskursfreudigkeit des Laudators, des Bundesverfassungsrichters Udo Di Fabio, weit über juristische Fachprobleme hinausgeht, ist spätestens seit seinem viel beachteten Buch „Die Kultur der Freiheit“ bestens bekannt.

Kirchhof zu Gast

Zwar stieß die Preisverleihung diesmal nicht annähernd auf das öffentliche Interesse, das 2005 die Ehrung von Altbundeskanzler Helmut Schmidt hervorgerufen hatte. Dennoch konnte Oberbürgermeister Helmut Schröer zahlreiche Ehrengäste begrüßen, darunter den ersten Nell-Breuning-Preisträger, Professor Paul Kirchhof, den Bundestagsabgeordneten Bernd Kaster, den Trierer Landtagsabgeordneten und früheren CDU-Landeschef Christoph Böhr, Generalvikar Georg Holkenbrink (in Vertretung von Bischof Reinhard Marx), Uni-Präsident Professor Peter Schwenkmezger, Bürgermeister Georg Bernarding sowie zahlreiche Mitglieder des Stadtrats. In Begleitung von Cordes war der Sekretär von Cor Unum, Prälat Karel Kasteel, aus Rom angereist.

Schröer betonte in seiner Begrüßungsansprache, dass die von Oswald von Nell-Breuning mitbegründete Katholische Soziallehre mit ihren Prinzipien Solidarität, Subsidiarität und Gemeinwohl auch auf heutige gesellschaftspolitische Fragestellungen wichtige Antworten bereithält. „Nell-Breuning war ein unermüdlicher Streiter für eine gerechte, menschenwürdige Gesellschaftsordnung im christlichen Geiste“, sagte Schröer. Unter diesem Gesichtspunkt sei auch die Entscheidung der Jury für Cor Unum zu verstehen: „Die Einrichtung ist Ausdruck der Sorge der katholischen Kirche um die notleidenden Menschen.“

"Bleibende Hilfe voller Empathie"

Udo Di Fabio ging in seiner Laudatio auf den Unterschied zwischen rein zweckrationaler, auf materielle Versorgung beschränkter Nothilfe einerseits und der mit Hinwendung zur menschlichen Seele verbundenen und damit nachhaltigen christlichen Hilfe andererseits ein. Christliche Caritas sehe die Ursache für Elend in der Abwesenheit Gottes. „Anwesend wird er nach christlichem Glauben, wenn die Gegenseitigkeit der Christen untereinander und die Hinwendung zum leidenden Menschen über jeden Aktionismus des Helfens hinaus sichtbar werden, also bleibend und voller Empathie.“
Pater Nell-Breuning ist zuweilen vorgeworfen worden, dass diese „theozentrische Verankerung allen Wohlwollens der Menschen“ in seiner Soziallehre keine Rolle mehr spiele. Er habe die „christlich-theologischen Kategorien hinter sich gelassen“, zitierte Cordes in seiner Dankesrede katholische Kritiker des Jesuiten.
Doch wer einen genauen Blick auf Nell-Breunings Leben und Werk werfe, könne diese Kritik nicht teilen, betonte Cordes. „Der Wurzelgrund seiner Existenz und seines Denkens war Verbundenheit mit Gott bis in die tiefste Seelenspitze“. Ganz in diesem Sinne stellte Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika Gott in das Zentrum seines Denkens. Der Papst sei davon überzeugt, dass sich alle Einzelprobleme des Menschen von heute auf die Frage nach Gott zurückführen ließen, so Cordes. „Es drängt ihn, vor allem auf Gott zu verweisen, schon angesichts der Tragödie, die uns in der Gott-Vergessenheit der westlichen Welt begegnet.“

Die päpstliche Enzyklika, gewissermaßen die Regierungserklärung des Pontifikats Benedikts, durchzog wie ein roter Faden alle Redebeiträge. Und dies sicherlich nicht nur, weil Benedikt in seiner Grußbotschaft der Veranstaltung den Apostolischen Segen erteilt hatte.