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11.03.2014

Entlastung und Versorgung für Ehrang

Foto: Blick auf den bisherigen  Mühlengraben im Vergleich zum künftigen Trassenverlauf B 422
Noch strömt das Wasser des Mühlengrabens durch die Kyllaue bei Ehrang. Der Blick auf den Plan von Tiefbauamtsmitarbeiter Christian Flerchinger zeigt aber, dass genau an dieser Stelle künftig die Umgehungsstraße verlaufen wird. Der Graben muss deshalb um circa 20 Meter nach links verschoben werden.
Mit ersten Erdbewegungen und der Trockenlegung des Mühlengrabens beginnt in den kommenden Wochen nach jahrelangen planerischen und grundstücksrechtlichen Vorbereitungen die heiße Phase für die Verlegung der Bundesstraße 422 in Ehrang. Die mit 7,9 Millionen Euro Baukosten veranschlagte Umgehungsstraße wird den Ortskern des Trierer Stadtteils ab 2016 vom Durchgangsverkehr entlasten.

Die 650 Meter lange Trasse zweigt auf Höhe der Sparkassenfiliale von der Kyllstraße ab und trifft bei der Siedlung an der Friedhofstraße wieder auf die bestehende Bundesstraße. Damit wird der Verkehr in und aus Richtung Kordel direkt an das Moseltal angebunden. Bisher müssen Pendler und Lkws die engen Straßen im Ehranger Ortskern benutzen, die zum Teil keine Gehwege haben.

Neben der Verkehrsentlastung bringt das Großprojekt auch einen Schub für die Nahversorgung des Stadtteils, denn auf dem früheren Mühlengelände, das für die Umgehungsstraße bereits freigeräumt wurde, werden sich ein Verbrauchermarkt mit einer Verkaufsfläche von 1500 Quadratmetern und ein weiterer Fachmarkt ansiedeln. Die denkmalgeschützte Villa Seifer soll laut aktuellem Planungsstand für Wohnungen und Dienstleistungsbüros hergerichtet werden.

Für die ersten beiden Bauabschnitte hat das städtische Tiefbauamt die Aufträge kürzlich vergeben. Neben dem Straßenbau auf dem ehemaligen Mühlengelände gehört dazu auch die Verlegung eines Abschnitts des Mühlengrabens: Weil dieser künstlich angelegte Seitenarm der Kyll zum Teil dem geplanten Straßenverlauf folgt, muss der Graben begradigt und auf einer Länge von 125 Metern nach Südwesten verschoben werden.

Bewehrte Erde

Das aufwendige Projekt beginnt in den nächsten Wochen mit der Trockenlegung des Grabens: Dazu wird der Zufluss aus der Kyll soweit möglich gedrosselt und die Abzweigung des Kanals mit großen Sandsäcken verfüllt. Künftig verläuft der Mühlengraben zum Teil parallel zur B 422. „Für die Böschung zwischen der Straße und dem Wasserlauf kommt das Spezialverfahren der bewehrten Erde zum Einsatz“, erläutert Eric Krischel, Abteilungsleiter für Straßen- und Brückenbau im Tiefbaumt. „Dabei wird die aufgeschüttete Erde mit Zement verbessert und mit Geogittern soweit stabilisiert, dass sie die entstehenden Zugkräfte aufnehmen kann.“

Die neue Trasse der Bundesstraße erhält jeweils zu beiden Seiten einen Radfahrstreifen und einen Gehweg, der zum Teil etwas abseits als Uferpromenade entlang des Mühlbachs und der Kyll verläuft. Vier begrünte Mittelinseln dienen nicht nur Fußgängern als Querungshilfe: Es werden dort Bäume angepflanzt, die Fledermäuse als Zwischenstopp nutzen können. Die Einmündung der Oberstraße auf die B 422 neu wird ebenfalls mit Grünflächen fußgängerfreundlich gestaltet. Am Abzweig Kyllstraße entsteht ein Kreisverkehr, in der Nähe des Verbrauchermarkts ist zudem eine Bushaltestelle vorgesehen.

Vorsorglich kündigt Krischel bereits an, dass im Verlauf der Bauarbeiten eine mehrwöchige Sperrung der Zufahrt aus Richtung Kordel nach Ehrang nicht zu vermeiden ist: „Der Verkehr muss dann großräumig umgeleitet werden.“ Auch für den Bau des Kreisverkehrs am anderen Ende der Trasse sind Sperrungen erforderlich.

Von den veranschlagten Gesamtkosten von 7,9 Millionen Euro übernimmt die Stadt 3,36 Millionen, die Landesregierung steuert 2,53 Millionen aus Verkehrsfördermitteln bei und 2,01 Millionen Euro kommen aus dem Programm „Soziale Stadt“. Krischel ist zuversichtlich, dass der Kostenrahmen eingehalten oder vielleicht sogar unterschritten werden kann: „Bisher konnten wir die Aufträge günstiger als geplant vergeben.“

Allerdings ist mit dem Ersatz der Kyllbrücke zwischen Servais- und Kyllstraße ein neuer Kostenfaktor hinzugekommen, der zwar nicht zum eigentlichen Projekt B 422 gehört, aber gleichzeitig abgewickelt werden soll. Die 1954 errichtete Brücke war bei der letzten Bauwerksprüfung durchgefallen und muss möglichst kurzfristig instandgesetzt werden, wobei die Erneuerung des Überbaus langfristig günstiger kommt als eine Sanierung. Für die Baukosten von 1,4 Millionen Euro rechnet die Stadt mit einem Landeszuschuss von 900.000 Euro.