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24.04.2012

Energiewende nicht zu stoppen

Zeljko Brkic
Zeljko Brkic
Doppeltes Jubiläum: Im Jahr des 20. Geburtstags der UN-Konferenz für Umwelt und nachhaltige Entwicklung in Rio feiert Zeljko Brkic, einer der beiden Geschäftsführer des Vereins Lokale Agenda (LA) 21, sein zehnjähriges Jubiläum in der Trierer Nachhaltigkeitsinitiative. Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) zieht er eine Zwischenbilanz.

RaZ: Was sind Ihre wichtigsten drei Gründe, sich beruflich, aber auch in Ihrer Freizeit für die nachhaltige Regionalentwicklung zu engagieren?

Brkic: Sie bedeutet nichts anderes als gesunde menschliche Vernunft, weil man dadurch etwas Sinnvolles im Leben, für sich selbst und andere tun kann. Eigentlich habe ich schon immer versucht, mich so zu verhalten, lange bevor ich das Konzept „Sustainable Development“ kennenlernte. Als in den 90er Jahre bekannt wurde, war klar, dass ich mich in diesem Bereich sowohl im Beruf als auch in meiner Freizeit engagieren will. Außerdem hatte ich das Glück, in Trier zu studieren, wo es in den 90er Jahren den Schwerpunkt Stadt- und Regionalökonomie gab. Dank Professoren wie Bernd Hamm und Harald Spehl wurde viel Wert auf das Thema Nachhaltigkeit gelegt. Die spätere enge Zusammenarbeit mit Hamm war ausschlaggebend für meinen Weg.

Was hat sich daraus konkret ergeben?

Wir haben viele gemeinsame Projekte umgesetzt, angefangen mit dem viel zitierten Energiekonzept für die Region. Die Gründung der Energiegenossenschaft 2011 war die bisherige Krönung dieser Zusammenarbeit.  

Was sind die beiden größten Erfolge der letzten zehn Jahre?

Zu den wichtigs-ten Prinzipien einer Lokalen Agenda 21 gehört die Bürgerbeteiligung. Die von Bürgern betriebenen Solaranlagen und die Gründung der Trierer Energiegenossenschaft (TRENEG) haben eine gute Basis für die breite Mitwirkung bei der nachhaltigen Energieversorgung gelegt.Dezentralisierung und Demokratisierung der Energieerzeugung ge-hören zu den entscheidenden Fragen einer zukunftsfähigen (Welt-)Entwicklung. Die Reihe „Regionaler Klimagipfel“ hat ergänzend viele wichtige Impulse zur Umsetzung der Energiewende gesetzt.

In welchen Bereichen gab es Rückschläge oder Verzögerungen? Worauf führen Sie das zurück?

Angesichts der Probleme unserer Welt (Umweltzerstörung, Klimawandel, Überbevölkerung, Finanzkrise, Verlust der Artenvielfalt etc.) passiert viel zu wenig. Der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung liegt bei der Bewusstseinsveränderung. Das ist aber ein schwieriger und langwieriger Prozess, den leider die Politik und die Medien nicht genug unterstützen. Die Medien wollen hohe Einschaltquoten und die Politik kurzfristige Wahlgewinne im Vier-Jahresrhythmus. Deshalb lenken sie die Aufmerksamkeit  auf die banalen, unwichtigen Sachen und blenden so die wahren Probleme aus. Damit werden auch die Lösungen auf globaler und lokaler Ebene hinausgezögert.

Befürchten Sie durch die Kürzung der Solarförderung einen Rückschlag?

Das ist ein Schritt zurück, in die falsche Richtung. Die Bundesregierung betreibt damit Lobbypolitik für die Energieoligopolisten. Durch die Energiewende von unten und die Dezentralisierung der Erzeugung verlieren die Großkonzerne ihre Markt-anteile. 40 Prozent der erneuerbaren Energien in Deutschland kommt aus Anlagen im Besitz der Bürger. Der Anteil der großen Versorger liegt hier bei nur 6,5 Prozent. Sollte es zu einem Rückschlag kommen, wird er nur vorläufiger Natur sein. Die Energiewende ist nicht mehr zu stoppen. Mit unserer Genossenschaft sind wir auf dem richtigen Weg. Ich bin sicher, dass sich die Rahmenbedingungen in Zukunft zum Positiven ändern werden.

Das Gespräch führte Petra Lohse