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31.05.2011

Einer für alle, alle für einen

Die Mannschaft des Löschzugs Euren. Foto:?LZ Euren
Die Mannschaft des Löschzugs Euren. Foto:?LZ Euren
Für viele kleine Jungs ist Feuerwehrmann ein Traumjob. Marc Pötzsch, Löschzugführer der Freiwilligen Feuerwehr Euren, hat sein Hobby zum Beruf gemacht – und kann im westlichen Stadtteil Triers auf eine hoch qualifizierte Mannschaft zurückgreifen.

Aus dem Funkmeldeempfänger rauscht und knackt es, dann ertönt eine undeutliche Stimme. Marc Pötzsch, Löschzugsführer der Freiwilligen Feuerwehr Euren, legt das Gerät auf den Tisch und hört konzentriert zu. Es knackt noch einmal, die Stimme nennt einen Straßennamen und verstummt. Pötzsch schüttelt den Kopf: „Nein, das ist nicht für uns“.

Der 33-jährige Eurener hat den klassischen Weg hinter sich: Mit zehn Jahren ist er in die Jugendfeuerwehr eingetreten, die damals noch in der Stadtmitte von der Berufsfeuerwehr betreut wurde, mit 16 ist er dann nach Euren gewechselt. Seit zwei Jahren ist er nun Löschzugführer – neben seinem Job als Berufsfeuerwehrmann. „Feuerwehrmann war für mich immer ein Jungentraum. Die Uniform, Menschen retten, mit Feuer an sich hat das eigentlich gar nichts zu tun“, sagt Pötzsch. Warum er Berufsfeuerwehrmann geworden ist? „Du fängst in jungen Jahren an oder lässt es sein. Aber der Anreiz ist einfach da, mal bei den Großen mitzufahren, also macht man weiter – dafür trainiert man ja bei der Jugendfeuerwehr.“
 
Große Akzeptanz

Im Gerätehaus der Löschzugs (LZ) Euren in der Schalkenbachstraße sorgen 23 Männer und zwei Frauen für Sicherheit im Stadtteil. Acht davon arbeiten parallel bei der Berufsfeuerwehr und sind damit auch ausgebildete Rettungsassistenten. Zudem befinden sich zwei Kameraden mit Taucher- und einer mit Höhenretterausbildung im Zug. Für Euren ein echter Gewinn, die Akzeptanz bei der Bevölkerung ist groß – und nicht nur, weil das Martinshorn bei nächtlichen Einsätzen erst auf der Hauptstraße eingeschaltet wird.

Dass aber auch Euren mit Engpässen in der Nachwuchsarbeit zu kämpfen hat, liegt laut Pötzsch an den modernen Gesellschaftsstrukturen: „Es ist schwer, alles unter einen Hut zu bringen. Viele Leute sind beruflich gebunden, müssen im Job flexibel sein. Früher war es einfacher. Die Leute haben alle im Dorf gearbeitet und waren verfügbar.“

Zudem ist der Job körperlich fordernd und ungeheuer zeitintensiv: Der LZ hilft bei Kirmes, Karneval und kirchlichen Prozessionen mit, alle zwei Wochen ist Ausbildungsabend, auch die Einsätze im Stadtgebiet sind zahlreicher geworden. Quereinsteiger sind willkommen, müssen aber eine gewisse Eignung und den entsprechenden Enthusiasmus an den Tag legen, wie Pötzsch betont: „Wir weisen niemanden ab, schauen uns die Leute aber schon genau an. Wer von 25 Einsätzen nur viermal da ist, der ist auch keine Verstärkung für uns. Dann muss man sich trennen.“
 
Hohe Einsatzzahl

Wie wichtig die Freiwilligen Feuerwehren für Trier sind, weiß kaum jemand besser als Pötzsch. In den letzten Jahren hat sich die Einsatzzahl des Löschzugs Euren kontinuierlich erhöht: Waren es 2008 noch elf Einsätze, musste die Mannschaft 2009 19 Mal ausrücken. 2010 wurde der LZ 26 Mal alarmiert. „Meist handelt es sich um Wohnungs- oder Zimmerbrände und brennende Müllcontainer. Das ist mittlerweile Alltag, da haben wir uns drauf eingestellt“, sagt Pötzsch und fügt hinzu: „In den letzten Jahren häufen sich allerdings die Unwettereinsätze, das ist definitiv ein Indikator für den Klimawandel.“ In den letzten Tagen sorgte insbesondere der Brand bei der Firma Mohr im Eurener Industriegebiet für zahlreiche

Über schwierige Einsätze, wie den Dachstuhlbrand im Waldtal im November 2007, bei dem ein Hausbewohner ums Leben kam, wird in der Truppe gesprochen. Nach jedem Einsatz ziehen die Mitglieder des Löschzugs Bilanz, was gut und was schlecht gelaufen ist. So kann jeder das Erlebte im Team gut verarbeiten und die psychische Belastung nimmt nicht überhand. „Es ist immer die Teamleistung, die zählt. Jeder muss sich auf den anderen verlassen können – egal, ob während des Einsatzes oder danach“, unterstreicht Pötzsch.
 
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