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24.08.2010

Eine Schule auf neuen Wegen

Hände zum Himmel: Unterricht in der 5a der IGS am Wolfsberg.
Hände zum Himmel: Unterricht in der 5a der IGS am Wolfsberg.
Mit 111 Schülern in der fünften Jahrgangsstufe hat Triers erste Integrierte Gesamtschule (IGS) in der vergangenen Woche ihre Premiere gefeiert. Von der Berufsschulreife bis zum Abi können im Schulzentrum Wolfsberg alle gängigen Bildungsabschlüsse erworben werden.

„Wie viele Kinder haben im Juli Geburtstag?“, fragt Lehrer Markus Häusler. Vier Finger recken sich in die Höhe. „Und wie viele im August?“ Zwei Meldungen. Für jeden Monat zeichnet Häusler mit Kreide eine Säule auf den Schulhof und unterteilt sie je nach der Anzahl der Geburtstagskinder in Kästchen. So lernen die Fünftklässler der IGS spielerisch, wie sich Zahlenwerte grafisch darstellen lassen. Nach dieser Demonstration geht’s zurück ins Klassenzimmer.

So oft wie möglich raus

„Wir wollen mit den Kindern so oft wie möglich raus gehen“, sagt Markus Häusler, der nicht nur Mathe- und Klassenlehrer der 5a ist, sondern auch pädagogischer Koordinator der IGS. Der Unterricht im Freien ist jedoch nur ein kleiner Baustein des Konzepts.

Mit Beginn des Schuljahres 2010/11 werden am Wolfsberg nur noch Fünftklässler der IGS eingeschult. Die Ludwig-Simon-Realschule und die Cusanus-Hauptschule, die sich bisher den Standort geteilt haben, laufen aus. Je ein Drittel der Gesamtschüler bringt eine Empfehlung für die Hauptschule, die Realschule oder das Gymnasium mit. Hinzu kommen einige Förderschüler. In den vier Klassen werden sie alle gemeinsam unterrichtet, jedoch gibt es innerhalb des Klassenverbands vier Lernniveaus. Mit welchem Abschluss – Abitur, Fachhochschulreife, Mittlere Reife oder Hauptschulabschluss – die Fünftklässler einmal von der IGS abgehen werden, ist in jedem Einzelfall völlig offen.

„Die Zeugnisse der IGS beruhen nicht auf allgemeinen Bewertungsras-tern, sondern orientieren sich an den individuellen Möglichkeiten des Schülers“, erklärt Häusler. Im Vordergrund stehe die Frage, was der Schüler gelernt habe und welche Schritte als nächstes anstehen.

Der klassische Stundenplan wird an der IGS immer mal wieder aufgelockert: Es gibt Fächer übergreifenden Unterricht, den offenen Beginn für Frühaufsteher, den Montagmorgenkreis, bei dem sich die gesamte Jahrgangsstufe trifft, und den Klassenrat als Selbstverwaltungsorgan der Schüler. Die Mehrzahl der Kinder nimmt zudem am Ganztagsunterricht teil, wobei die IGS unter anderem mit neun Sportvereinen kooperiert.

Bücher bleiben in der Schule

In den Klassenzimmern hat das weiße „Smartboard“ die Grüntafel abgelöst. Die Tische werden oft zu kleinen Lerngruppen zusammengestellt und in den Schränken hat jedes Kind sein eigenes Fach, so dass die meisten Bücher nicht mehr nach Hause geschleppt werden müssen. Für Hausaufgaben, selbständiges Lernen und Projektarbeit stehen zwei so genannte Differenzierungsräume zur Verfügung. Dazwischen befindet sich der Lehrerstützpunkt.

Ein wichtiges Bauprojekt steht aber noch auf der Wunschliste von Schulleiter Josef Linden: „Die Wiesen auf unserem Grundstück werden bisher leider kaum genutzt. Wir wollen deshalb einen Schulgarten und einen naturnahen Schulhof anlegen.“