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16.12.2014

Ein Haus und seine Geschichte(n)

Villa Weisshaus
Das Weisshaus, oberhalb von Pallien im Weisshauswald gelegen hat seinen ganz besonderen Charme bis heute nicht verloren hat.
Zum Jahresende endet ein weiteres Kapitel in der bewegten Geschichte des Weisshauses, das oberhalb von Pallien im Weisshauswald liegt. Das Ehepaar Adamkiewicz, das das Restaurant samt Café seit 1995 gepachtet hatte, hat den Pachtvertrag zum Jahresende gekündigt.

„Wir gehen jetzt in den Ruhestand“, sagt Monika Adamkiewicz nicht ganz ohne Vorfreude. 66 Jahre sind sie und ihr Mann Heiner alt und fast 20 Jahre haben sie das Weisshaus bewirtschaftet. Neben dem Alter war aber auch der Mangel an geeignetem Personal für die Küche ein Grund für die Kündigung des Pachtvertrags: „Man findet ganz schlecht Fachpersonal für die Küche“, weiß Monika Adamkiewicz aus Erfahrung. Zehn Jahre lang hatte das Ehepaar einen ausgezeichneten Koch, erzählt sie. Einen entsprechenden Nachfolger zu finden, sei aber nicht möglich gewesen: „Viele Köche können nicht mehr frisch kochen“, beklagt die Pächterin. Doch darum muss sich das Ehepaar jetzt keine Gedanken mehr machen: Die langjährigen Pächter haben ein Häuschen am Niederrhein gebaut, wo auch die Tochter wohnt. Im Ruhestand will das Paar reisen und viel mit dem Hund an der frischen Luft unterwegs sein. Trotz Umzug werden sie Trier „treu bleiben“, wie Monika Adamkiewicz betont. „Unser Herz hängt am Weisshaus und den vielen Stammgästen“, sagt sie. Auch verrät die 66-Jährige, dass nun, in den letzten Wochen vor der Schließung, auch einige Tränchen verdrückt werden.

Dies hängt wohl auch mit den vielen schönen Erinnerungen an die vergangenen 20 Jahre zusammen. Frau Adamkiewicz erinnert sich vor allem gern an all die „schönen Veranstaltungen“, wie sie sagt. Hierzu gehören für sie und ihren Mann die Hochzeitsfeier des Oberbürgermeisters mit Malu Dreyer, die Verleihung der Ehrenbürgerwürde für den ehemaligen luxemburgischen Premierminister und heutigen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker oder auch das „Welcome Dinner“ der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), bei welchem das Weisshaus Gäste aus der ganzen Welt begrüßte.

Das Weisshaus hat eine bewegte Geschichte hinter sich: 1823 ließ der damalige Trierer Oberbürgermeister Wilhelm von Haw die Privatvilla im damals modernen preußisch-klassizistischen Stil erbauen. 1863, ein Jahr nachdem von Haw verstarb, erwarb Prinz Heinrich der Niederlande, Statthalter des Großherzogtums Luxemburg, die Ländereien. Sein Plan, eine zweite Villa auf dem Gelände zu errichten, wurde nicht realisiert, da er 1879 überraschend starb. Besorgte Bürger fanden sich daraufhin zusammen und gründeten im selben Jahr den „Weisshaus-Verein“. Ziel war, den Erholungspark frei zugänglich zu halten und einen Verkauf des Gebiets an Privatpersonen zu verhindern. Bevor der Verein die Villa 1881 verpachtete und der Restaurantbetrieb aufgenommen wurde, wurden die Wege verbessert, Renovierungen durchgeführt und eine Gartenterrasse angelegt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die wirtschaftliche Lage des Weisshauses zusehends schwieriger, weshalb es in den 70er-Jahren zu verfallen drohte. 1981 schlossen sich engagierte Trierer Bürger zur „Bauherrengemeinschaft Weisshaus“ zusammen, in der sich auch der heutige Oberbürgermeister Klaus Jensen stark engagierte. Die Gemeinschaft hatte zum Ziel, die alten Ideen des Weisshaus-Vereins aus dem 19. Jahrhundert weiterzutragen und den Bestand des Gebäudes zu sichern.  Für 1000 Mark konnten Anteile gekauft werden, wodurch es ermöglicht wurde, das Gebäude zu renovieren und es 1984 um einen zeitgenössisch gestalteten Restaurantanbau zu ergänzen.

Seit April dieses Jahres ist nun nicht mehr die Bauherrengemeinschaft, sondern die Stadt Eigentümer des Weisshauses. Gerhard Roth vom städtischen Amt für Bodenmanagement und Geoinformation bedauert, dass das Pächterehepaar zum Jahresende aufhört: „Sie sind Vorzeigepächter und sehr angenehme Leute“, betont er. Wie Manuela Wilbert von der städtischen Gebäudewirtschaft informiert, soll in naher Zukunft eine Begehung des Gebäudes mit Architekten, Statikern und weiteren Fachleuten stattfinden. Das Interesse von Pächtern an dem historischen Gebäude sei in jedem Fall groß. Man darf also gespannt sein auf das nächste Kapitel in der Geschichte des Weisshauses.