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16.09.2014

Edles Metall für das Stadtmuseum

Foto: Selbst gefertigter Leuchterl aus der Schenkung des Goldschmieds Rudi Christoffel an das Stadtmuseum.
Dieser selbst gefertigte Leuchter ist Bestandteil der Schenkung des Goldschmieds Rudi Christoffel an das Stadtmuseum. Foto: Stadtmuseum
Als junger Mann hat der Goldschmied Rudi Christoffel die Arbeiten hergestellt, die er und seine Schwester Marga jetzt dem Stadtmuseum geschenkt haben. Neben kostbaren Metallarbeiten wie einem Weinbecher, einem Leuchter und verschiedenen Ringen umfasst die Schenkung auch Entwurfsskizzen. Für das Museum ist diese Zuwendung eine wichtige Ergänzung zur Dokumentation der Werkkunstschule (heute: Hochschule). „Die Schenkungen sind eine große Bereicherung für unsere Sammlung. Sie versinnbildlichen die hohe künstlerische Qualität, für die die Trierer Werkkunstschule steht“, sagt Dr. Elisabeth Dühr, Direktorin des Stadtmuseums.

In der Museumssammlung befinden sich nicht nur Kunstwerke von ehemaligen Lehrern und Schülern der Werkkunstschule, 2003 erschien anlässlich der Ausstellung „Zur Formveredelung und Geschmackserziehung“ ein umfangreicher Katalog, der die Geschichte dieser strahlkräftigen Bildungseinrichtung erzählt.

Geboren 1929, gehört Christoffel zu jener Generation, in deren Lebensläufen die nationalsozialistische Diktatur und der Schrecken des Weltkrieges tiefe Spuren hinterlassen haben. Christoffel, der eigentlich Tierarzt werden wollte, wurde im August 1944 notdienstverpflichtet. Im Winter 1945 kehrte er aus der Gefangenschaft zurück. Ein Freund brachte ihn eher zufällig auf die Idee, sich an der Werkkunstschule – damals „Meisterschule“ – einzuschreiben.

Kunden halten die Treue

Christoffel lernte in der Metall- und Holzklasse, bis der Klassenleiter auf sein Talent für Goldbearbeitung aufmerksam wurde und er in die Goldschmiedeklasse wechselte. Schon am Ende des zweiten Semesters sollte er ein zweiflügeliges Tabernakel ziselieren. „Dabei hatte ich bis dahin noch nie einen Ziselierhammer in der Hand“, erinnert sich Christoffel.

Doch zu einem erfolgreichen Berufseinstieg als Goldschmied kam es zunächst nicht: Christoffel litt unter Farbblindheit, konnte Rot- und Grüntöne nicht richtig wahrnehmen. Eine Katastrophe für einen angehenden Goldschmied, der Edelsteine unterscheiden können muss.

Er sattelte um, machte eine Ausbildung zum Werkstoffprüfer im Walz- werk, legte eine Prüfung zum Industriefacharbeiter ab und eignete sich Kenntnisse im Maschinenbau an. Schließlich machte er sich als Stahl- und Maschinenbauer selbstständig. 1978 eröffnete er eine kleine Goldschmiede. Seine Frau half ihm, die Farben der Edelsteine zu bestimmen.

Seine Kunstfertigkeit hat der Goldschmied in die nächste Generation weitergegeben: Sein Sohn Simon ging bei ihm in die Lehre. Mittlerweile ist er seit 42 Jahren Goldschmiedemeister und führt den Betrieb weiter. Bis heute ist Christoffel fast täglich im Laden in der Karl-Marx-Straße anzutreffen. Der Name Christoffel ist weit über Trier hinaus bekannt: Kunden aus dem In- und Ausland halten seit Jahrzehnten die Treue. Ausgewählte Stücke aus der Schenkung der Geschwister Christoffel können im Rahmen der Möbelausstellung im Frühjahr 2015 in einer Vitrine im Stadtmuseum besichtigt werden.