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28.09.2021

Domfreihof war sein Meisterstück

Wolfgang van Bellen präsentiert in seinem Büro ein Stück hölzernes Straßenpflaster, das bei Ausgrabungen in der Liebfrauenstraße zu Tage kam, sowie ein altes Schild der Großbaustelle am Domfreihof.
Wolfgang van Bellen präsentiert in seinem Büro ein Stück hölzernes Straßenpflaster, das bei Ausgrabungen in der Liebfrauenstraße zu Tage kam, sowie ein altes Schild der Großbaustelle am Domfreihof.
Domfreihof, Kornmarkt, Simeonstiftplatz, Bischof-Stein-Platz, Nikolaus- Koch-Platz, Petrisberg, Castelnau, Bitburger, Stadtumbau West, Pollerkonzept undundund: Es gibt in Trier kaum ein Straßenbauprojekt in den letzten drei Jahrzehnten, an dem er nicht beteiligt war. Jetzt geht Wolfgang van Bellen (64) in den Ruhestand: Am 1. Oktober beginnt für ihn die Freistellungsphase.

Damit enden 31 Jahre Arbeit bei der Stadtverwaltung. 1990 war Bauingenieur van Bellen vom damaligen Staatsbauamt Trier-Süd zum Tiefbauamt gewechselt, wo er zunächst als Bauleiter tätig war, bevor er 1997 zum Abteilungsleiter aufstieg und 2010 schließlich Amtsleiter wurde. Während dieser Zeit war der gebürtige Mattheiser an allen Bauprojekten von Straßen, Plätzen oder Brücken beteiligt. „Wenn ich durch die Stadt gehe, gucke ich mir schon an, was ich da gemacht habe, ob es funktioniert und wie es aussieht“, verrät van Bellen. Stellen, an denen er in den letzten drei Jahrzehnten in Trier Spuren hinterlassen hat, gibt es einige.

Fragt man van Bellen jedoch nach seinem Lieblingsprojekt, muss er nicht lange überlegen und erzählt von der Neugestaltung des Domfreihofs in den 90er Jahren. „Das ist mein Meisterstück“, beschreibt er den Umbau des Platzes, der sein erstes großes Projekt als Bauleiter gewesen ist. „Wenn ich heute dort sitze und ein Glas Wein mit Freunden trinke, denke ich, dass trotz aller Kritik damals einer der schönsten Plätze überhaupt dort entstanden ist, da bin ich sehr stolz drauf.“ Lange kann van Bellen erzählen von dem, was er bei diesem Projekt erlebt hat: von der umstrittenen Fällung der Platanen und den Protesten dagegen, von den Grabungen vor dem Dom und in der Liebfrauenstraße, die neben erwarteten Resten aus der Antike auch Unerwartetes wie das Fundament des im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzenen Denkmals Kaiser Wilhelm I., Einfassungen des dort verlaufenden Stadtbachs, jahrhundertealte Keller von Hütten von Dombauarbeitern oder auch das ehemalige hölzerne Pflaster der Liebfrauenstraße zu Tage förderten.

„Die Arbeit hier werde ich vermissen“, sagt der ehemalige Leiter des Tiefbauamts, der nach der Fusion seines Amts 2020 mit Stadtgrün und Stadtreinigung zum Amt Stadtraum dort zuletzt Abteilungsleiter für Verkehrswege war und nach dem Weggang von Amtsleiterin Christine-Petra Schacht noch einmal „den Laden zusammenhielt“. Zwar hat er zwei Enkel und freut sich darauf, mit ihnen mehr Zeit zu verbringen und ist begeisterter Nordic Walker und -trainer. Auch überlege er sich, Stadtführer zu werden, weil er schließlich viele Ecken so genau kenne, wie sonst niemand.
Aber das „gute Miteinander“ und die „Kollegialität im Amt“ lasse seine Gedanken an seinen Abschied doch wehmütig werden. „Ich gehe nicht gerne“, gesteht van Bellen, der sich auch gerne an Grill- und Oktoberfeste und an Kappensitzungen im Tiefbauamt erinnert, bei denen er auch schon mal im Männerballett mittanzte. Trotz der Wehmut geht van Bellen aber mit ruhigem Gewissen. Denn „hier arbeitet ein Team weiter, dass wirklich super ist!“

Würdigung im Bauausschuss

Seit er 1997 Abteilungsleiter im Tiefbauamt wurde, hat Wolfgang van Bellen an hunderten von Plenums- und Ausschusssitzungen des Stadtrats teilgenommen. Bei seiner letzten Präsenz im Baudezernatsausschuss vor dem Ruhestand hat ihn Beigeordneter Andreas Ludwig gebührend verabschiedet: „Vom Kornmarkt bis zum Bischof-Stein-Platz, von der Kyllbrücke bis zur Bitburger Straße: Wer viel in der Stadt unterwegs ist, bewegt sich ständig auf Plätzen und Straßen, die Sie federführend mitgestaltet haben. Ich bedanke mich für 31 Jahre hervorragende Arbeit bei der Stadt Trier. Ihr Wissen wird uns im Dezernat fehlen. Gleichzeitig haben Sie sich um das gute Betriebsklima in Ihrem Amt verdient gemacht und immer mit viel Empathie versucht, Lösungen zu finden.“

Ernst Mettlach