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21.06.2011

Die Chemie stimmt jetzt

Die Vogelnestschaukel ist der Renner auf dem neu gestalteten Spielplatz der städtischen Kita Trimmelter Hof. Das sanierte Gebäude wurde im April nach 13 Monaten wieder bezogen.
Die Vogelnestschaukel ist der Renner auf dem neu gestalteten Spielplatz der städtischen Kita Trimmelter Hof. Das sanierte Gebäude wurde im April nach 13 Monaten wieder bezogen.
Stau am Rutschhügel, eine voll besetzte Vogelnestschaukel und jede Menge Platz zum Buddeln im Sand: Voller Begeisterung haben die Jungen und Mädchen in der vergangenen Woche den neuen Spielplatz ihrer Kita am Trimmelter Hof erkundet. Die Umgestaltung des Außengeländes war der Schlussakt einer schier unendlichen Geschichte, die im Januar 2008 mit der Schließung des Gebäudes wegen Schimmelbefalls begann.

Zwei Sanierungen und zwei Ausquartierungen später präsentiert sich das blau-gelbe Gebäude endlich so, dass sich Kinder und Erzieherinnen dort fast wie zu Hause fühlen. „Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht“, beschreibt Kitaleiterin Ulrike Schmitt-Derber das neue Raumgefühl, seit die sechs Gruppen mit 121 Kindern im April wieder eingezogen sind. „Ich selbst bin vielleicht nicht so empfindlich, aber viele andere Eltern sagen, dass man hier endlich wieder durchatmen kann“, berichtet Christiane Duhr, die sich im Elternausschuss der städtischen Kita engagiert.

Lange genug hat es gedauert: Nach Abschluss der ersten Schimmelsanierung, während der die Kinder in verschiedenen Behelfsquartieren untergebracht waren, und dem Wiedereinzug im August 2009 klagten einzelne Erzieherinnen und Kinder erneut über gesundheitliche Beschwerden. Verschiedene Untersuchungen wurden veranlasst, die schließlich im März 2010 erneut zur Schließung der Kita führten, nachdem im Bodenbelag sehr hohe Konzentrationen des Weichmachers DEHP und des Flammschutzmittels TBEP gemessen worden waren.

Eindeutig waren aber auch diese Ergebnisse nicht. Erzieherinnen und Kinder ließen sich testen, wobei sich zum Glück herausstellte, dass eine körperliche Aufnahme des Weichmachers nicht stattgefunden hatte. Während die Kita-Gruppen diesmal ein festes Ausweichquartier in der früheren Tarforster Grundschule bezogen, wurde mit dem Wittener Sachverständigenbüro Richardson ein fachlich breit aufgestelltes Institut eingeschaltet, das sich  – so Bürgermeisterin Angelika Birk – als „echter Glücksgriff“ entpuppte. Nach dem Einsatz von Schimmelspürhunden und intensiver Untersuchung von Materialproben stand fest: Die Bodenaufbauten und teilweise auch die Wände waren noch immer durch umfassenden Schimmelpilzbefall beschädigt. „Die entscheidenden Fehler wurden bereits beim Bau des Gebäudes durch mangelhafte Abdichtungen begangen“, erklärt Biologin Nicole Richardson, die als Sachverständige die anschließende zweite Schimmelsanierung eng begleitete. Dabei wurden der gesamte Fußbodenaufbau im Erdgeschoss und die Bodenbeläge im Obergeschoss erneuert.

„Wir könnten eine Dokumentation für Bauherren nach dem Motto ‚Was man alles falsch machen kann’ herausgeben“, sagt Bürgermeisterin Birk und das ist angesichts der gravierenden Mängel in der ursprünglichen Bausubstanz nur halb scherzhaft gemeint. Eine der wichtigsten Erkenntnisse während der Sanierung war, dass das Thema „Bauchemie“ bei der Planung nicht vernachlässigt werden sollte. Also die Frage, welche Materialien verwendet werden und wie sich diese zueinander verhalten.

„Mir ist sehr daran gelegen, aus diesen Fehlern für künftige Projekte zu lernen“, betont Birk und bedankt sich zugleich bei allen Beteiligten, die zum positiven Ausgang beigetragen haben. Neben dem Jugendamt, dem Amt für Gebäudewirtschaft und dem Büro Richardson zählen dazu auch der mit der Sanierung beauftragte Architekt Dominik Heinrich sowie der Ortsbeirat Tarforst, der Elternausschuss und der Förderverein der Kita, die sich an der Gestaltung des Außenbereichs finanziell und mit Arbeitseinsätzen beteiligten.