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02.03.2010

Der Orgel wieder eine Stimme geben

Damit die Klais-Orgel in Zukunft wieder erklingen kann, haben OB Klaus Jensen (2. v. l.), Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (2. v. r.) sowie Michael G. Tenschert (l.) und Kurt Kullmann (r.) vom Förderverein eine Schenkungsurkunde unterzeichnet.
Damit die Klais-Orgel in Zukunft wieder erklingen kann, haben OB Klaus Jensen (2. v. l.), Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (2. v. r.) sowie Michael G. Tenschert (l.) und Kurt Kullmann (r.) vom Förderverein eine Schenkungsurkunde unterzeichnet.
Als einzige Trierer Schule hat das Max-Planck-Gymnasium (MPG) eine Orgel. Doch das von der Bonner Firma Klais 1913/14 erbaute Instrument ist seit Jahren nicht mehr spielbar. Damit es mit Spendengeldern restauriert werden kann, unterzeichneten das Rathaus und der Orgel-Förderverein MPG Trier einen Schenkungsvertrag.

„Die Orgel ist ein echter Schatz.“ Nicht nur das imposante, seit Jahren um seinen Klang beraubte Instrument beeindruckte Oberbürgermeister Klaus Jensen, sondern auch dessen leidvolle Geschichte. Mit seinen warmen, dunklen Klangfarben, die das Ideal eines Sinfonieorchesters im romantischen Stil imitieren, diente das am 10. Januar 1914 geweihte Instrument dem schulischen und kulturellen Leben und erntete große Bewunderung. Doch schon drei Jahre später wurden im Ersten Weltkrieg die sichtbaren Prospektpfeifen für die Rüs-tungsindustrie beschlagnahmt und durch minderwertige Zinkpfeifen ersetzt. Da die Aulafenster im Zweiten Weltkrieg durch Bombenschlag zerstört waren, war die Klais-Orgel lange Zeit ungeschützt Wind und Wetter ausgesetzt.

1954 ging der ursprüngliche und für Trier einzigartige romantische Klangcharakter durch eine „Barockisierung“ endgültig verloren: Pfeifen wurden abgesägt, Teile der Mechanik entfernt und unpassende Register eingesetzt. Eine weitere Renovierung in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnte den zunehmenden Verfall der Orgel nicht aufhalten. Seit rund 35 Jahren ist das unbespielbare Instrument nur noch eine visuelle Bereicherung für die im Stil der späten Neugotik errichtete Prunkaula im ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gymnasium.

Doch das ändert sich nun durch die Unterstützung des eigens dafür gegründeten Fördervereins. Er könne der Privatinitiative gar nicht genug danken, dass das Instrument nun restauriert werde und der Saal dann in seiner ganzen Historie wieder erstrahle, sagte Jensen. 130 000 Euro sind dafür nötig, dass die Erbauerfirma Klais es denkmalgerecht in den Originalzustand von 1913 zurückversetzt. „Wir geben der Orgel ihre Stimme und Seele zurück“, so Michael G. Tenschert, Geschäftsführer des Fördervereins. Den Großteil des Geldes hat der Verein schon gesammelt, über Veranstaltungen am MPG, aber auch über die Akquise von Sponsoren, darunter zahlreiche Privatpersonen, die Trier-Gesellschaft und die Sparkasse. Zudem bezuschusst die Direktion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz die Instandsetzung mit 25 000 Euro. Um die noch fehlenden Gelder für die Restaurierung zu sammeln, können Bürger jetzt Orgelpfeifen adoptieren. Auch Jensen und seine Frau, Ministerin Malu Dreyer, übernehmen eine Patenschaft.

Im Juni wird die Klais-Orgel abgebaut, für die Adventszeit ist die feierliche Einweihung geplant. Dann stellt das historische Instrument wieder eine einzigartige Bereicherung der Trierer Orgellandschaft dar.    
 
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