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05.03.2024 | Personal

Der "Konzepteschreiber" sagt Adieu

Gruppenfoto der vier Personen im Büro des Oberbürgermeisters
OB Wolfram Leibe (links) verabschiedete Dr. Johannes Weinand in seinem Büro und wünschte den beiden Nachfolgerinnen Nadja Driessen (links) und Dr. Nicole Thees viel Erfolg in ihrer neuen Funktion als Leiterinnen des Amts StadtForschungEntwicklung.

Wie wird sich Trier in den kommenden Jahren entwickeln? Diese zentrale Frage hat vielfältige Auswirkungen auf Investitionen, Entscheidungen der Politik und vieles mehr. Eine Antwort ist schwierig, aber nicht unmöglich. So liefert das Amt StadtForschungEntwicklung verlässliche Statistiken, Konzepte und Analysen. Knapp 33 Jahre lang war Dr. Johannes Weinand dessen Leiter, am 1. März übergab er nun sein Amt – seine Handschrift prägt Trier jedoch weiter.

Weinand, der an der Universität Trier VWL und Politikwissenschaften studierte, hat sich in all seinen beruflichen Stationen mit der Stadt- und Regionalentwicklung beschäftigt und daraus Projekte entwickelt, die für die Entwicklung einer Stadt oder Region bedeutsam waren. „Mein Amt ist ein strategisch-konzeptionelles Amt, das sich vorrangig mit zukünftigen Entwicklungen beschäftigt, diese frühzeitig erkennt und daraus Vorschläge für konkrete Projekte erarbeiten soll“, beschreibt der 65-Jährige sein Berufsverständnis. So sei etwa die zukünftige Entwicklung der Bevölkerung einer Stadt oder Region maßgeblich für Investitionen in die Infrastruktur wie etwa Schulen oder Gesundheitseinrichtungen, aber auch für die Entwicklung des Arbeitsmarkts. „Deshalb habe ich über die gesamte Zeit meiner Amtsleitung kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnungen erstellt“, erläutert Weinand.

Ein weiterer Schwerpunkt seines Arbeitslebens war die Erarbeitung von strategischen Zukunftskonzepten, was ihm innerhalb der Verwaltung den Beinamen „der Konzepteschreiber“ einbrachte. „Darauf bin ich stolz“, bemerkt Weinand und ergänzt: „weil es mir auf Grundlage der Konzepte gelang, wichtige Projekte für die Entwicklung Triers zu initiieren.“ Projekte, die große Bedeutung für die Entwicklung Triers hatten und noch immer haben – wie etwa die Konversion auf dem Petrisberg an dessen Ende der florierende Wissenschaftspark stand. Dass dies so kam, daran hatte Weinand und sein Amt entscheidenden Anteil, lieferten sie doch wichtige Informationen für eine Machbarkeitsstudie und realisierten erste Ansiedlungen auf dem Areal. Nach Übernahme durch den Projektentwickler EGP, an dessen Gründung Weinand auch mitarbeitete, konnten dann weitere Ansiedlungen initiiert und vermittelt werden, etwa die Augenklinik oder die Pathologie. In diesem Projekt schlägt sich sein Credo ganz besonders nieder: „Wichtig ist für mich, dass die Bürgerinnen und Bürger einen Nutzen haben, von dem was wir tun. Sei es in Form von mehr oder besseren Arbeitsplätzen, Dienstleistungen, Schulen oder Gesundheitseinrichtungen.“

Stichwort Gesundheit. Auch hier entwickelte Weinand mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein wichtiges Leuchtturmprojekt: den Medizincampus Trier. Über einen Zeitraum von acht Jahren planten sie das Projekt und führten relevante Akteure zusammen- mit dem Ergebnis, dass die Unimedizin Mainz im Herbst 2020 eine Dependance bei den Vereinigten Hospitien in der Trierer City eröffnete. Hier können Studierende der Medizin ihr neuntes und zehntes Semester sowie ihr daran anschließendes Praktisches Jahr an einem der Trierer Krankenhäuser absolvieren. „Ein wichtiger Schritt für den Gesundheitsstandort Trier“, wie Weinand betont.

Weiteres wichtiges Thema, dass den Statistikexperten und sein Amt die vergangenen Jahre beschäftigte war die Entwicklung der Innenstadt. Hier ist die große Herausforderung dafür zu sorgen, die Innenstadt wieder als Wohn- und Lebensraum zu entdecken und damit den dortigen Bevölkerungsrückgang aufzuhalten. Das haben Weinand und sein Team im „Strategischen Entwicklungskonzept Trier (SENI) und weiteren Konzepten umfangreich aufgearbeitet, Fördermittel in Millionenhöhe eingeworben und konkrete Projekte des Wohnungsbaus vorbereitet, mit denen viele Menschen in die City gezogen werden können.

Weitere Themen mit denen sich das Amt StadtForschungEntwicklung (früher: Amt für Stadtentwicklung und Statistik) beschäftigte, war der Einzelhandel, in dessen Rahmen das Amt wichtige Projekte – wie etwa die geplante Ansiedlung von Globus in Zewen – begleitete. Auch zu den Themen Logistik- und Güterverkehr sowie Schulentwicklung erarbeitete das Amt Konzepte.

Die Bilanz nach über drei Jahrzehnten in der Trierer Verwaltung fällt für Dr. Johannes Weinand „mit allen Höhen und Tiefen, die es gab“ positiv aus: „Es hat fachlich und persönlich Spaß gemacht. `Meine` drei Oberbürgermeister haben – trotz ihrer unterschiedlichen Mentalitäten – dem Amt und mir Freiheiten und Vertrauen gegeben“, sagt er zufrieden. Den Staffelstab übergibt er nun – eine Premiere in der Trierer Stadtverwaltung - an eine weibliche Doppelspitze („Shared-Leading“ genannt): Seit 1. März leiten Dr. Nicole Thees und Nadja Driessen das Amt: „Genau wie unsere Städte im Wandel sind, verändert sich auch unsere Arbeitswelt. Ein entscheidender Faktor für die Attraktivität des Arbeitgebers ist vor allem die Flexibilität. Da passen neue Arbeitsmodelle sowie moderne Führungsstrukturen, wie das `Shared-Leading`, nicht nur in den Wandel unserer Zeit, sondern auch zu einem modernen Arbeitgeber wie der Stadtverwaltung Trier“, betonen beide übereinstimmend.

Thees, studierte Volkswirtin mit dem Schwerpunkt Statistik, fing 2012 im damaligen Amt für Stadtentwicklung und Statistik an zu arbeiten. Seitdem war sie dort in unterschiedlichen Funktionen tätig, zuletzt als stellvertretende Amtsleitung. Die 50-Jährige absolvierte ein Mentoren-Programm für weibliche Führungskräfte, das 2021 erstmals von der Stadtverwaltung Trier angeboten wurde. Nadja Driessen, ehemalige persönliche Referentin des Alt-OBs Klaus Jensen, ist seit 2016 die Beauftragte des Oberbürgermeisters für das Thema bezahlbares Bauen und Wohnen. Die 50-Jährige, die Geographie mit Schwerpunkt Stadtentwicklung studiert hat, arbeitet seit vielen Jahren für die Verwaltung auch als Moderatorin bei Veranstaltungen, Fachtagungen und die Teamentwicklung. Dies, und ihr bisheriges Aufgabengebiet bezahlbares Bauen und Wohnen, wird sie neben ihrer neuen Funktion fortführen.

Thees und Driessen haben eine klare Auffassung ihrer neuen Aufgabe, die sie folgendermaßen umreißen: „Unsere Städte befinden sich im Wandel: Ob Corona-Pandemie, Klimawandel, Wohnungsmangel, Digitalisierung oder aktuell der Krieg in der Ukraine – die Städte bleiben von den Themen unserer Zeit nicht unberührt. Die Frage, wie wir zukünftig in unserer Stadt leben wollen, ist drängend.“ Dabei erscheine die Zukunft angesichts der Herausforderungen in Umwelt, Politik und Gesellschaft fragiler und auch weniger vorhersehbar denn je, sind beide überzeugt. „Unser Verständnis einer heutigen Stadtentwicklung muss diese Herausforderungen interdisziplinär, adaptiv, faktenbasiert und transparent in den Blick nehmen und sich ihnen stellen. Nur so können wir unsere Städte als lebenswerte Orte erhalten und für die Zukunft sichern“, sind sie sich sicher.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe freut sich auf die Zusammenarbeit mit der neuen Doppelspitze: „Die Stadtverwaltung hat ein modernes Personalmanagement, deshalb setzen wir auch auf Elemente wie geteilte Führung an der Spitze eines Amtes. Mit Frau Dr. Thees und Frau Driessen haben wir genau die richtigen Frauen an dieser Position. Herrn Dr. Weinand danke ich ausdrücklich für seinen immerwährenden Einsatz im Dienste der Stadt über die vergangenen Jahrzehnte. Seine Überlegungen bildeten oft die Grundlage für wichtige Entscheidungen und prägten Trier so entscheidend mit.“