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05.02.2008

Der Hüter der verborgenen Schätze

Dr. Gregor Scherf kennt das Depot wie seine Westentasche. Einige Stücke des Trierer Porzellans (im Vordergrund), das Anfang des 19. Jahrhunderts angefertigt wurde, lagern hier, so lange sie nicht ausgestellt werden.
Dr. Gregor Scherf kennt das Depot wie seine Westentasche. Einige Stücke des Trierer Porzellans (im Vordergrund), das Anfang des 19. Jahrhunderts angefertigt wurde, lagern hier, so lange sie nicht ausgestellt werden.
Was verbirgt sich hinter der schweren schwarzen Eisentür? Nur mit einem Chip und einem Nummerncode lässt sie sich öffnen. Dahinter erstreckt sich ein riesiges Kellergewölbe, in dem die verborgenen Schätze des Stadtmuseums schlummern.
 
Auf rund 300 Quadratmetern lagern in insgesamt 19 Räumen etwa 800 Gemälde, 1500 Grafiken sowie hunderte Einzelstücke aus Keramik, Porzellan, Glas und vieles mehr. Dr. Gregor Scherf, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums, kennt das Depot wie seine Westentasche. Jedes einzelne Stück erzählt ihm seine ganz eigene Geschichte über Herkunft und Bedeutung. Auch allerhand Kurioses findet sich im Depot: Vom Messingbügeleisen über Grafiken von Johann Anton Ramboux bis hin zu Miniatur-Hüten, die zu verschollenen Figuren gehören. „Wir bewahren alles auf, vielleicht finden wir die passende Figur ja irgendwann.“ Wirklich alles? Das Depot eine Abladestation für allerhand Krempel? „Wir lehnen auch Schenkungen ab, wenn sie nicht zu unserer Sammlung passen“, räumt Scherf ein.

Viel Arbeit in den Depots

Es gibt viel zu entdecken, aber auch viel Arbeit für die Mitarbeiter des Stadtmuseums. Einige Umzugskisten stehen noch herum. Nach dem Umbau des Simeonstifts fielen Lagerflächen im Museum selbst weg. Im Depot musste Platz geschaffen werden. Wegen der großen Menge hat noch nicht jedes Objekt einen festen Platz gefunden. Säuberlich aufgereiht stehen allerdings schon hunderte Einzelstücke in den Schwerlastregalen, die pro
Regalboden bis zu 200 Kilo tragen.

Ein seltsames Rattern ist zu hören. Es sind die Geräte, die die Luftfeuchtigkeit im Depot regulieren. 30 bis 50 Liter Wasser sammeln sich darin pro Woche. Regelmäßig müssen die Mitarbeiter des Museums die Behälter kontrollieren und entleeren. Durch Lüftungsschächte wird gewährleistet, dass die Luft zirkuliert. „Die Bewegung der Luft ist sehr wichtig. Ansonsten könnte es Schimmel geben“, sagt Scherf. Messgeräte überwachen permanent Temperatur und Luftfeuchtigkeit. 15 Grad ist es im Winter, nur wenig wärmer im Sommer. „Wir haben hier unten keine großen Temperaturschwankungen“, erklärt Scherf. „Das ist sehr wichtig für die Lagerung.“ Die Luftfeuchtigkeit sollte immer zwischen 50 und 55 Prozent liegen, damit die Gemälde nicht reißen oder austrocknen, aber auch nichts schimmelt.

Einige Stücke warten darauf, den Museumsbesuchern bald wieder präsentiert zu werden. Durch die guten Bedingungen im Depot kann auch eine lange Lagerzeit ihnen wenig anhaben. „Die werden mit einem Pinsel abgestaubt und können wieder ausgestellt werden“, sagt Scherf.

In der neuen Gemäldegalerie sind ab Anfang April einige Objekte zu sehen, die lange Zeit im Depot verschlossen waren. Anderes dagegen wird wohl noch länger in den Tiefen der Regale liegen. Auch sehr prominente Schätze sind darunter, wie die fein gearbeitete Pieta aus der umfangreichen Sammlung Hermes. „Das sind so viele Stücke – das ist gar nicht alles ausstellbar“, meint Scherf und legt die Plastik vorsichtig ins Regal zurück.