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23.08.2022

Der Duft der Spätantike

Vitrinen stehen in einem Ausstellungssaal des Museums am Dom
Um den Besuchern nicht nur optische und akustische Sinneseindrücke zu präsentieren, stehen im Museum am Dom für die Landesausstellung auch Riechstationen zur Spätantike. Foto: Museum am Dom

Oft sind es mikroskopisch kleine Hinweise, die Forscherinnen und Forscher auf eine entscheidende Spur führen. Während im Fall des Heiligen Paulinus eine verhärtete Haut einer Fliege Indizien lieferte, waren es in den Gräbern von St. Maximin die Samen von Blumen. Die Körner der Wiesen- beziehungsweise Heublumen, die sich bis heute in den Sarkophagen erhalten haben, wurden den Toten mit ins Grab gegeben. Glasphiolen, die häufig in den Gräbern gefunden wurden, geben Aufschluss über einen zweiten Duft aus der Spätantike: Kostbare, wohlriechende Öle wurden den Toten vermutlich bei der Begräbnisliturgie über den Brustbereich gegossen und die gläsernen Behältnisse danach in den Sarkophag gestellt.

Aber nicht alles aus der Spätantike hat einen angenehmen Duft: Der Geruch von Purpur komplettiert die Riechstationen im Museum am Dom. Das Aroma von einem der teuersten Farbstoffe der Antike ist jedoch keinesfalls wohlriechend, sondern zeugt von seiner Herkunft aus dem Meer. Die charakteristische Note von echtem Purpur ist fischig und verweist auf die Gewinnung der Farbe aus der Drüse der Purpurschnecken.

Die Düfte hat die britische Geruchsdesignerin Tasha Marks der Firma AVM Curiosities mit den Kuratoren und Kuratorinnen der Ausstellung im Museum am Dom erarbeitet. Das dortige Team hat bei Marks nachgefragt, warum für sie Riechstationen zum Erlebnis einer Ausstellung dazu gehören: „Seit über einem Jahrzehnt konzentriert sich meine Arbeit darauf, wie man die Sinne als Geschichtenerzähler einsetzen kann. Als einzigartiger Weg zum Lernen ist der Duft ein unvergleichliches pädagogisches Instrument. Er ermöglicht es, ein visuelles Erlebnis im Kopf des Betrachters zu schaffen und ein dauerhaftes Wissen zu vermitteln, das über die Wände der Ausstellung hinausgeht. Düfte können den Gast in ihren Bann ziehen und ihm ein unvergessliches Erlebnis bescheren. Für die Ausstellung im Museum an Dom ermöglichte uns die Kreation der drei maßgeschneiderten Düfte eine multisensorische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit – inspiriert von archäologischen Daten, nutzen die Düfte Aromen als Geschichtenerzähler, um die Mikrogeschichte einer Makrowelt zu erzählen." Die Riechstationen der aktuellen Ausstellung „Im Zeichen des Kreuzes – Eine Welt ordnet sich neu" im Museum am Dom ermöglichen den Besucherinnen und Besuchern ein einmaliges Eintauchen in die Sinneswelt der Spätantike in Trier.