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21.02.2006

Der Dichter und der Denker

„Helmut Marx“ und „Volkhardt Goethe“ in der Bütt.
„Helmut Marx“ und „Volkhardt Goethe“ in der Bütt.

Die zwei berühmtesten Söhne der Städte Weimar und Trier haben sich auf der Galasitzung der Karnevalsgesellschaft Heuschreck getroffen: Karl Marx und Johann Wolfgang von Goethe. In Gestalt der Oberbürgermeister Helmut Schröer und Volkhardt Germer lieferten sich der Dichter und der politische Theoretiker einen heiteren Schlagabtausch. Die Rathaus Zeitung dokumentiert das Gipfeltreffen in Auszügen:

Goethe: Hallo Herr Marx, schön Sie zu sehen, wollen wir ein Stück Weges gemeinsam gehen?

Marx: Das Angebot nehm’ ich gerne an. Gut geht‘s sich neben einem berühmten Mann. Sie stehen auf der obersten Sprosse der Leiter. Ich komme mit meiner Philosophie nicht weiter.

G: Ich weiß, über Ihrer Lehre liegt ein Fluch, gescheitert ist ein DDR-Großversuch. Wäre er geglückt, man kann‘s nicht wissen, hätte ich von Weimar einen Reiseantrag stellen müssen. Aber sagen Sie, lieber Marx, wo sind wir hier?

M: Lieber Goethe, wir sind in Trier, jener Perle am schönen Moselfluss, die nicht nur der Weinfreund kennen muss. Ihr habt sie vor Jahren fast ignoriert. Ich hoffe, Ihr habt Euch nur geirrt.

G: Mitnichten, wenn ich so um mich schau’, die Porta Nigra ist noch immer schwarz und grau. Auch der desolate Zustand der Thermen könnte keinen Römer mehr erwärmen. Ich erkläre es nochmal – heute und hier – mein Weimar, das lob’ ich mir.

M: Lieber Goethe, ich kann sie ja verstehen, aber sie müssen offenen Auges durch Trier mal gehen. Es ist soviel Neues und Schönes entstanden, woran die Trierer ihr Herz schon banden. (...)

G: Das, lieber Marx, ist schon sehr verwunderlich. Sie haben aber recht, drum korrigier’ ich mich: Beide Städte haben zwar kein Geld, es sind aber die reichsten Städte der Welt.

M: Ja, reich an Schulden und Haushaltsproblemen. Bund und Länder müssen etwas unternehmen. (...)

G: Weil Sie den Zustand unerträglich fanden, sind Sie wohl deshalb auferstanden? (...)

M: Gewissermaßen ja. Sie werden versteh’n, meine Erben sind nun Gysi und Lafontaine. Denen will ich zur Seite steh‘n und das Rad der Geschichte rückwärts dreh‘n.

G: Oh Marx, deutlich ich hier sagen muss: Das ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Zu konstatieren wäre schon ein wenig Vertrauen zur Koalition.

M: Das ist nur ein fauler Kompromiss, der zwar demokratisch entstanden ist. Er wurde von der CDU geschlossen, mit ein paar abtrünnigen Genossen.

G: (...) Sicher gibt es schwere Probleme zu schlichten, aber Angie, die wird‘s schon richten.

M: Das ist des Neuanfangs eigentlicher Gewinn: Wir haben erstmals eine Kanzlerin. Dabei wissen wir beide doch genau: Das ist nur eine Quotenfrau. (...)