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20.10.2015

Das Amt für alle Fälle wird 20

Hohe Kundenfrequenz beim städtischen Bürgeramt

Mit rund 100.000 Besuchern pro Jahr ist das Bürgeramt der wichtigste Dienstleister im Rathaus
Mit rund 100.000 Besuchern pro Jahr ist das Bürgeramt der wichtigste Dienstleister im Rathaus für alle Trierer und solche, die es werden wollen. Kurze Wartezeiten lassen sich dabei nicht vermeiden.

„Schluss mit der Rennerei“ stand auf den Anzeigen und Plakaten zur Eröffnung des Trierer Bürgeramts am 28. Oktober 1995. Mehr Bürgernähe und ein Rathaus der kurzen Wege versprach der damalige OB Helmut Schröer. Diese damals in Rheinland-Pfalz noch einmalige kommunale Einrichtung, die Dienstleistungen von rund 20 Einzelbehörden unter einem Dach zusammenfasste, sollte die Bürgerinnen und Bürger als Kunden möglichst rasch und unbürokratisch betreuen. Am 28. Oktober feierte das Bürgeramt seinen 20. Geburtstag und für die täglich rund 250 Besucher ist es selbstverständlich, die umfassenden Dienstleistungen des Rathauses in Anspruch zu nehmen. Viele bedanken sich für den freundlichen Service, selbst wenn sie zuvor länger in der Warteschlange gestanden haben.

Wartende Menschen bis in den Eingangsbereich des Rathauses gab es vor 20 Jahren noch nicht. In Anlehnung an das Tilburger Modell in den Niederlanden sollte hier ursprünglich nur ein Bürgerbüro entstehen, doch nach langen Diskussionen und Planungen entstand für rund eine Million Mark (inklusive 460.000 Mark Landeszuschuss) ein helles, modernes Amt mit 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die nach kurzer Schulung mit einer eigens im Rathaus entwickelten Software vertraut gemacht wurden. Diese wurde bald zu einem Renner und von anderen Kommunen übernommen. Einige der neuen Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter beim Bürgeramt waren zuvor beim ehemaligen Einwohnermeldeamt der Polizei und kannten daher schon einen Teil ihrer Arbeit. Doch die neue Aufgabe unter der Federführung der Amtsleitung von Margret Schonert, Cornelia Doeschl und Karin Zimmer erforderte viel mehr Eigenverantwortung und auch Verständnis für die damals noch relativ neue Computerwelt.

Blitz-Reisepass

Beim Tag der offenen Tür 1995, der offiziellen Eröffnung im Rathaus, zerschnitt OB Helmut Schröer unter großem Applaus zahlreicher Besucher das gelb-rote Absperrband und stellte der Öffentlichkeit erstmals das neue Bürgeramt vor. Das Interesse war groß, die Trierer kamen in Scharen um die Räumlichkeiten kennenzulernen. Doch kaum hatten am Abend die letzten Besucher das Haus verlassen, platzte eine aufgeregte Frau in die Aufräumarbeiten. Sie wollte am nächsten Morgen in die USA fliegen und hatte übersehen, dass ihr Reisepass abgelaufen war. In einer Blitzaktion stellten ihr die Mitarbeiter einen neuen aus, sodass der Reise nichts mehr im Wege stand. Ähnliche Dinge passierten immer wieder und stets konnte unbürokratisch geholfen werden.

Im Lauf der Jahre hat der Publikumsverkehr stark zugenommen. Bürgerämter gibt es mittlerweile in fast jeder größeren Stadt. Viele Trierer, Neubürger, Studenten und immer mehr Auswärtige nehmen die Dienste des Bürgeramtes in Anspruch. Meist warten schon vor Dienstbeginn die Menschen vor der behindertengerechten Glastür und in letzter Zeit ist es nicht ungewöhnlich, dass die Warteschlange bis in den Eingangsbereich reicht.

Dabei bemühen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, alle Kunden schnellstmöglich zu bedienen. Doch die amtlichen Vorgaben müssen eingehalten werden und so dauert es manchmal eine Weile, bis die notwendigen Dinge geprüft und bestätigt werden. Dazu ist ein großes Rechtswissen erforderlich, denn die juristischen Formulierungen der Gesetze einschließlich der Gebührenordnung sind nicht immer einfach umzusetzen.

Jedes Jahr neue Standards

Jedes Jahr gibt es kleine Gesetzesänderungen, neue Richtlinien oder Standards, die im Bürgeramt umgesetzt werden müssen. Zu den großen Änderungen gehörte 2006 ein neues Meldegesetz, 2007 wurden die Fingerabdrücke im Reisepass zur Pflicht, 2010 kam der neue Personalausweis mit zusätzlicher elektronischer ID-Funktion und zum 1. November 2015 folgt das Bundesmeldegesetz.

Inzwischen sind die Aufgaben so umfangreich, dass vieles nur noch ohne Publikumsverkehr zu schaffen ist. Daher ist dienstags und mittwochs am Nachmittag geschlossen. Dann werden die täglich rund 150 anfallenden Anfragen erledigt, die von anderen Behörden oder Privatpersonen ans Bürgeramt gestellt werden. Personen werden gesucht, Adressen ausfindig gemacht, beim Umzug der Bürger in eine andere Gemeinde müssen die Ummeldungen im Melderegister verarbeitet werden. Auch die Vergabe einer Steuer-Identitätsnummer ist arbeitsintensiv, da ein bundesweiter Abgleich von Meldedaten erfolgt, der oft Konfliktfälle nach sich zieht.

Da Trier zunächst die einzige Erstaufnahmeeinrichtung war, werden auch alle rheinland-pfälzischen Asyl-Antragsteller zunächst im Bürgeramt im Melderegister erfasst. Durch die tägliche Anreise hunderter Menschen gibt es kaum eine Chance, die Stapel auf den Schreibtischen ganz abzuarbeiten. Bewährt hat sich von Anfang an der Schichtdienst im Bürgeramt. Der Frühdienst arbeitet ab 7 Uhr, der Spätdienst offiziell bis zur Schließung des Bürgeramts um 18 Uhr. Oft dauert es jedoch gut 30 Minuten länger, bis der letzte Kunde den Schalter verlässt und die Rechner heruntergefahren werden können.

Trotz des großen Leistungsdrucks durch eine kaum enden wollende Kundenschlange wird allgemein die große Freundlichkeit der aktuell 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (viele in Teilzeit) sowie der beiden Amtsleiter Cornelia Doeschl und Guido Briel gelobt.

Auch der Raum ist alles andere als eine nüchterne Amtsstube. Die zahlreichen Grünpflanzen sorgen als Abtrennung für etwas Privatsphäre, Musik im Hintergrund soll das Mithören von Gesprächen verhindern. Eine Spielecke für die Kinder sorgt dafür, dass den Kleinen nicht langweilig wird. Die Erwachsenen können derweil in der Bücherecke oder beim Flohmarkt stöbern, deren Erlös regelmäßig gespendet wird. Zur Zeit wird die Umgestaltung geplant um mehr Kundenplätze und einen ansprechenden Wartebereich für die Kunden zu schaffen. Viele Formulare sind unter www.trier.de/buergeramt abrufbar und können bereits zuhause ausgefüllt werden. Das spart Zeit. Auch die Behördennummer 115 bietet einen direkten telefonischen Draht in die öffentliche Verwaltung.

 
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