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14.03.2006

Cowboys, Kultur und viel Pioniergeist

Partnerschaftsvereine (3): Fort Worth-Gesellschaft Trier

Schnappschuss am Rande einer Arbeitssitzung: Dr. Bärbel Schulte, Hiltrud Zock, Ruth Mereien-Gürke, Anemone Heles (stehend) und Franz Josef Euteneuer, Thomas Juncker, Gereon Kohl (v. l. n .r.)
Schnappschuss am Rande einer Arbeitssitzung: Dr. Bärbel Schulte, Hiltrud Zock, Ruth Mereien-Gürke, Anemone Heles (stehend) und Franz Josef Euteneuer, Thomas Juncker, Gereon Kohl (v. l. n .r.)

„Mit unbeschwerter Offenheit darf gesagt werden, dass die Städte Fort Worth und Trier geschichtlich nichts miteinander verbindet“, heißt es ganz unverblümt auf der Homepage der Stadt Trier zur texanischen Partnerstadt. Seit dem 13. Juli 1987, als der Partnerschaftsvertrag durch Mayor Bob Bolen und Oberbürgermeister Felix Zimmermann unterzeichnet wurde, hat sich aber trotz der immensen Entfernung und der auf den ersten Blick großen Gegensätze eine verlässliche und durch viele persönliche Freundschaften gefestigte Partnerschaft entwickelt. Hier die älteste Stadt Deutschlands mit beeindruckenden baulichen Zeugnissen ihrer beispiellosen Geschichte, dort eine junge, gerade mal 150 Jahre alte Pionier-Stadt im „Wilden Westen“ der Vereinigten Staaten, die mit Vieh- und danach mit Ölhandel zu einer der reichsten Metropolen der Staaten wurde.

Kulturschock inklusive

Gerade diese Gegensätze und eine gewisse Affinität zum „American Way of Life“ haben viele Vorstandsmitglieder der Fort Worth-Gesellschaft Trier dazu bewogen, sich in dem 1999 gegründeten Verein zu engagieren. Mann der ersten Stunde ist Thomas Juncker. Der amtierende Präsident der Fort Worth-Gesellschaft war 1987, damals als Chef des RPR-Studios Trier, als Berichterstatter mit der offiziellen Trierer Delegation in Texas. „Das war anfangs schon so was wie ein Kulturschock. Wenn meine Gastfamilie mal kurz downtown fuhr und sich mit großen Kaffee-Thermobechern in den Straßenkreuzer setzte, wurde mir die völlig unkomplizierte Einstellung der Amerikaner etwa zu Entfernungen bewusst.“ Eine Einstellung, die abgefärbt hat: Juncker fährt seither klimatisiert und natürlich mit Automatik.

Freundschaften und mehr

Unkompliziert, gastfreundlich und viel verbindlicher als gemeinhin angenommen – diese Erfahrungen mit amerikanischen Bürgern können auch die anderen Vorstandsmitglieder bestätigen. Schatzmeister Gereon Kohl etwa, der als ehemaliger Leiter des Mergener Hofs viele Jahre einen Schüleraustausch organisierte. Oder Schriftführerin Anemone Heles, die über ihr Hobby Westernreiten zur Fort Worth-Gesellschaft gestoßen ist und in beiden Kulturen sprichwörtlich fest im Sattel sitzt. „Wir haben wirkliche Freunde drüben, unser Sohn hat sogar einen amerikanischen Paten. Das gibt es so in den Staaten eigentlich nicht und es ist für David Konstantin und auch für seinen Paten etwas ganz Besonderes.“

Unterschiedliche Arbeitskreise

Die spontane, zupackende amerikanische Art ist auch bei der Trierer Fort Worth-Gesellschaft gang und gäbe. Jeder, der mitmachen will, bringt sich nach seinen Interessen und Möglichkeiten ein. Hiltrud Zock, Inhaberin vom „agenturhaus“, verantwortet zum Beispiel die Öffentlichkeitsarbeit. Amerika-Fan Franz Josef Euteneuer, Leiter des Hauses Franziskus, kümmert sich um den Bereich Soziales und gewinnt seinen Reisen auch für die hiesige Arbeit viele interessante Aspekte ab. „Irgendwo ist die amerikanische Mentalität, die sagt, mit 65 bin ich doch noch nicht alt, bestechend.“ Die stellvertretende städtische Museumschefin Dr. Bärbel Schulte macht sich für einen deutsch-amerikanischen Kulturaustausch auf der Ebene der Partnerstädte stark.

Die städtische Protokollchefin Ruth Mereien-Gürke, ebenfalls ehrenamtlich in der Fort Worth-Gesellschaft, ist erste Anlaufstelle für das amerikanische Gegenstück, das Fort Worth Sister-City-Comitee. „Die oft kritisierte amerikanische Oberflächlichkeit gibt es im Bereich der Städtepartnerschaft Trier – Fort Worth nicht. Hier herrscht echte Verbindlichkeit vor.“ Über diese „offizielle“ Schiene haben sich im Laufe der Zeit eine Vielzahl privater transatlantischer Kontakte und Freundschaften ergeben. Die allerdings manchmal hier in Deutschland von Außenstehenden kritisch hinterfragt werden. Politik spiele, so die Mitglieder der Fort Worth-Gesellschaft Trier, bei ihren Besuchen keine herausragende Rolle, doch werde sie in den Gesprächen auch nicht ausgeklammert. Unter Freunden könne man auch mal durchaus gegensätzlicher Meinung sein, so die übereinstimmende Haltung.

 
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