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15.12.2020

CO2-neutrales Wasser fließt aus dem Hahn

Arndt Müller und Wolfram Leibe stoßen mit Thomas Griese auf die klimaneutrale Aufbereitung des Trinkwassers in Trier an.
SWT-Technikvorstand Arndt Müller (l.) und OB Wolfram Leibe (r.) stoßen mit Staatssekretär Dr. Thomas Griese auf die klimaneutrale Aufbereitung des Trinkwassers in Trier an. Rund zehn Millionen Kubikmeter Wasser bereiten die Stadtwerke so jährlich auf. Foto: SWT

Dass die Aufbereitung von Trinkwasser viel Energie braucht, daran denken die Wenigsten. Die Stadtwerke bereiten die rund zehn Millionen Kubikmeter Wasser jährlich nun komplett klimaneutral auf. Ein Leuchtturmprojekt, von dem sich jüngst auch der Staatssekretär im Umweltministerium überzeugte.

Knapp 1,7 Millionen Kilowattstunden Strom benötigt die Trinkwasserversorgung in Trier jährlich, zum Beispiel für den Betrieb der Pumpen. Diesen Bedarf decken die Stadtwerke Trier (SWT) ab sofort ausschließlich selbst – mit Photovoltaik- Anlagen (PV) auf den Gebäuden der Trinkwasserversorgung und Turbinen im Wassernetz. Dr. Thomas Griese, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Umweltministerium, bedankte sich bei einem Besuch im Wasserwerk Irsch bei allen Beteiligten für das Klimaschutz-Engagement der Stadtwerke: „Wenn in Trier das Wasser aus dem Hahn kommt, hat es auf seinem Weg von der Quelle bis zum Verbraucher schon zweimal Strom erzeugt. Mit der klimaneutralen Trinkwasserversorgung haben die Stadtwerke Trier ein echtes Leuchtturmprojekt umgesetzt.

470 Kilometer Leitungsnetz

Seit 2017 bauen die Stadtwerke die Energieversorgung der Wasserversorgung gezielt nachhaltig um. Insgesamt bereitet der Infrastruktur- und Energiedienstleister jährlich rund zehn Millionen Kubikmeter Rohwasser auf und verteilt das Wasser über ein rund 470 Kilometer langes Leitungsnetz in Trier und einigen umliegenden Gemeinden.

Mit insgesamt sechs Turbinen, vier PV-Dachanlagen und einer großen Freiflächenanlage schaffen es die Stadtwerke, die benötigte Energie auf Flächen der Trinkwasserversorgung selbst regenerativ zu erzeugen. Als letztes Puzzlestück ist im November auf einem ehemaligen Trockenbeet in Nähe des Wasserwerks eine PV-Freiflächenanlage ans Netz gegangen. Mit einer Leistung von 176 Kilowatt Peak wird die Anlage rund 170.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr für den Eigenbedarf der Trinkwassersparte liefern und damit die Lücke zu einem energieneutralen Gesamtbetrieb schließen.

Hochbehälter speichern Energie

Neben dem Ausbau der regenerativen Energieerzeugung für den Eigenbedarf haben die SWT die gesamte Trinkwasserinfrastruktur auf einen effizienten Energieeinsatz ausgerichtet. SWT-Technikvorstand Arndt Müller gibt einen Einblick in das aktuelle Projekt: „Als relevanten Erfolgsbaustein haben wir eine digitale Steuerung entwickelt, um die Verbraucher und Erzeuger optimal aufeinander abzustimmen. Dafür haben wir ein künstliches, neuronales Netz aufgebaut, das sämtliche Daten miteinander abgleicht.“

Als zusätzlichen Flexibilitätsbaustein nehmen die Stadtwerke eine Batterie mit einer Speicherkapazität von 100 Kilowattstunden in dem Energiesystem in Betrieb. „Dadurch haben wir die Möglichkeit, unsere selbst erzeugte Sonnenenergie flexibler zu nutzen, zum Beispiel auch nachts“, so Müller.
Wenn mehr Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht, als für den Betrieb des Trinkwassernetzes notwendig ist, dienen die 20 vorhandenen Hochbehälter auch als Energiespeicher. Sie haben ein Speichervolumen von insgesamt etwa 32.000 Kubikmeter und wurden bislang rein nach Wasserbedarf geführt, also nachts gefüllt und während des Tages gemäß dem Verbrauch von Stadt und Gemeinden entleert. „Mit unserem neuen Konzept nutzen wir die künstliche Intelligenz und schalten die Pumpen zur Befüllung der Behälter dann ein, wenn Überschussstrom aus regionalen erneuerbaren Energien vorhanden ist“, erklärt Müller.

OB Wolfram Leibe, der Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke ist, freut sich über das Leuchtturmprojekt: „Diese energieoptimierte Bewirtschaftung der Trinkwasser-Infrastruktur mittels modernster Technik zeigt den Menschen, wie innovativ und stark unsere SWT unterwegs sind. Das ist ganz klar ein Meilenstein in Sachen nachhaltige Stadtentwicklung. Davon profitieren alle Bürgerinnen und Bürger in Trier. Gleichzeitig steckt in dieser Idee viel Potenzial für andere Kommunen – kopieren ist ausdrücklich erwünscht.“