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13.10.2009

Chinas Staatsspitze in Trier

Beim Gang durch Triers römisches Stadttor grüßt Hua Guofeng die zahlreichen Schaulustigen.
Beim Gang durch Triers römisches Stadttor grüßt Hua Guofeng die zahlreichen Schaulustigen.
Es war ein denkwürdiger Tag: Vor 30 Jahren, am 23. Oktober 1979, besuchte mit dem chinesischen Partei- und Regierungschef Hua Guofeng, Nachfolger Mao Tsetungs, einer der politisch mächtigsten Männer der Welt während seines Deutschland-Aufenthalts die Moselmetropole. Mit Huas Stellvertreter Yu Qiuli und Außenminister Huang Hua sowie weiteren hochrangigen Funktionären war annähernd die gesamte chinesische Staatsspitze nach Trier gekommen. Zu verdanken war das allein Karl Marx, dessen Geburtshaus in der Brückenstraße die Gäste kennen lernen wollten. Die „unsterblichen Lehren“ des am 5. Mai 1818 an diesem Ort geborenen Begründers des wissenschaftlichen Sozialismus hätten „die revolutionäre Sache des chinesischen Volkes von Sieg zu Sieg geführt“, bekundete Hua Guofeng an historischer Stätte. Auch deshalb erweise das chinesische Volk Trier seine „respektvolle Zuneigung“.

Landung vor den Kaiserthermen

Der erste Mann an der Spitze der kommunistischen Partei Chinas war am Vormittag per Bundesgrenzschutz-Hubschrauber mit einer Delegation aus der Nähe von Bonn kommend auf dem Gelände der Kaiser-thermen gelandet. Hier verfolgten etwa 3 000 Trierer die Ankunft des spektakulären Besuchs. Der hohe Gast aus dem Reich der Mitte fuhr dann mit einer eskortierten Wagenkolonne bei strahlendem Sonnenschein vom fahnengeschmückten Areal der Kaiserthermen in die Brückenstraße zum Karl-Marx-Haus. Hier versuchten nach Zeitungsberichten rund
2 000 Menschen, einen Blick auf den mächtigen Politiker zu erhaschen.

Grafik als Gastgeschenk

Nach der Besichtigung des Karl- Marx-Hauses bezeichnete es der damalige Trierer Oberbürgermeister Dr. Carl-Ludwig Wagner bei einem städtischen Empfang im Dormitorium des Museums Simeonstift als eine Ehre für die Stadt, „den ersten Repräsentanten der bevölkerungsreichsten Nation der Erde“ begrüßen zu dürfen. Wagner ging auf Triers Stadtgeschichte ein, ließ die Parallele der Stadtfarben (Gelb-Rot) mit der Flagge der Volksrepublik China nicht unerwähnt und attestierte schließlich Karl Marx als berühmtem Sohn der Stadt einen herausragenden Stellenwert, egal, wie man zu seinen Ideen stehe.  (TV-Bericht vom 24. Oktober 1979)

Als Gastgeschenk überreichte das Stadtoberhaupt dem chinesischen Gast eine Grafik der Porta Nigra. Bei seinem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt ließ Hua Guofeng die Trierer in chinesischer Schrift wissen, dass er der Bevölkerung seine Hochachtung entbiete.

Gang durch die Porta Nigra

Bei dem sich anschließendem Gang durch die benachbarte Porta Nigra soll der von zahlreichen Personenschützern begleitete Staatsführer großes Interesse für das römische Stadttor gezeigt und bedauert haben, nicht mehr von der Stadt sehen zu können. Mit einem von der Landesregierung durch Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel gegebenen Mittagessen im Dorint-Hotel endete ein für Trier bemerkenswerter Tag: Gegen 15 Uhr entschwebte die chinesische Staatsspitze per Hubschrauber zurück Richtung Bonn.